Der digitale Wandel hat seine Schrecken. Aber er bringt noch viel mehr Vorzüge. Das komfortable E-Paper gehört dazu. Vor 15 Jahren ist die „Stuttgarter Zeitung“ erstmals in dieser Form erschienen. Und die hat ihre ganz eigenen Qualitäten.

Stuttgart - Manche hatten sie schon sehnsüchtig erwartet. Manche hat sie aber auch erschreckt, als vor 15 Jahren erstmals die E-Paper-Variante unserer Zeitung erschien. Dem Hörensagen nach soll es sogar einige seltsame Zeitgenossen gegeben haben, denen das ganz egal war. Um die aber geht es hier nicht, sondern um die Erschreckten: Sollte jetzt etwa, dachten sie, die Ära des raschelnden Papiers am Frühstückstisch vorbei sein, der leichte Geruch nach Druckerei und Farbe beim Lesen nur noch nostalgische Erinnerung werden und der vielleicht ja vorfreudige morgendliche Gang zum Briefkasten eine wegfallende Fitnessübung?

 

Mit anderen Worten, sollte diese eigenartige Kombination aus gewiss nicht immer schönen Weltnachrichten und tröstlicher Gemütlichkeit eines lange zurückreichenden Mediums dahin sein? War die in Gang gekommene digitale Revolution ein Totschläger des Liebgewonnenen? Ein wenig darf man heute lächeln über solche Sorgen.

Stressfreie Ergänzung

Fünfzehn Jahre nach dem Start des E-Papers hat noch keine rüde Verdrängung stattgefunden, sondern eine stressfreie Ergänzung. Zeitungsleser genießen so viel Auswahl wie nie zuvor, sie können sich für das Lesen auf der Website unserer Zeitung entscheiden, für das E-Paper, das bei Bedarf aufs Smartphone, aufs Tablet oder auf den PC flutscht – und natürlich immer noch für die Papierausgabe.

Die raschelnde, knisternde, vielfach faltbare und – man soll solche Nebennutzungsmöglichkeiten ja keinesfalls kleinreden – als Schnakenklatsche nutzbare Zeitung ist noch lange nicht museumsreif. Sie ist aber auch nicht mehr die unangefochtene Königin, neben der elektronische Varianten zu bloßen Zofen verblassen.

Immer mehr Menschen entdecken die Vorzüge des E-Paper und entscheiden sich bewusst für diese Variante: als schönen Kompromiss aus dem gewohnten Layout und der vertrauten Gliederung der Papierzeitung hie und der Geschwindigkeit und Variierbarkeit einer digitalen Präsentation da.

Schnell, vollständig, platzsparend

Einige Vorzüge hat das E-Paper der Variante aus Papier klar voraus. Lesen kann man es bereits ab 19.15 Uhr am Vorabend, man muss also nicht warten, bis die Zeitungsausträger ihre Runden gemacht haben. Man kann Schrift und Bilder sehr viel größer als in der Printvariante anzeigen lassen. In der vollen Straßenbahn braucht ein Tablet auch sehr viel weniger Platz als eine Zeitung. Und wer auf dem Smartphone liest, weiß zu schätzen, dass er die ganze Zeitung in einer Hemdtasche verstauen kann. Und nicht nur die eine: Ein vierzehntägiges Ausgabenarchiv gehört zum Grundangebot. Von jedem vernetzten Ort der Welt aus kann man zudem auf alle Kreis- und Lokalausgaben der Zeitung zugreifen. Manchem ist die Merkzettelfufnktion wichtig, und nicht wenige wollen auf die Sonntagsausgabe mit dem ausführlichen Sportteil nicht mehr verzichten.

Nein, das mit dem Untergang der alten Medien, der von interessierten Kreisen so gern beschworen wird, könnte noch dauern. Vorerst finden Zeitungen auf neuen Kanälen Zugang zu neuen und alten Leserschichten. Dass viele einmal auf dem Telefon ihre Tageszeitung lesen würden, hätte noch um die Jahrtausendwende keiner geglaubt. Heute ist das Teil einer vielfach aufgefächerten Medienwelt. Wie die sich entwickelt, erfährt man ebenfalls im E-Paper – oder auf Papier.