Das Ulmer Landgericht muss von Montag an den Mord an einer 43-jährigen Frau aus Göppingen klären. Auf der Anklagebank sitzt ihr 16-jähriger Sohn.

Ulm/Göppingen - Der Fernseher läuft. Auf dem Boden davor liegt die Mutter, blutüberströmt, regungslos und mit einem Schal um den Mund gebunden. Dieser Anblick dürfte einem 13-jährigen Jungen aus dem Göppinger Wohngebiet Engenlauch nicht mehr aus dem Kopf gehen. Es war drei Tage vor Muttertag, und er war gerade von der Schule nach Hause gekommen.

 

Unter der dominanten Mutter gelitten?

Von Montag an steht nun sein drei Jahre älterer Bruder als Angeklagter vor der sechsten Großen Jugendkammer des Ulmer Landgerichts. Die Anklage wirft dem Jugendlichen Mord vor. Er habe unter seiner dominanten Mutter gelitten. Auch am Tattag sei es zu einem Streit gekommen. Da habe er beschlossen, sie zu töten. Er habe gewartet, bis sie sich schlafen gelegt habe. Dann habe er sich Einweghandschuhe angezogen und mit einem Küchenmesser mehrfach auf sie eingestochen. Anschließend habe er den Schal um ihren Mund gebunden, den Fernseher angestellt und sei verschwunden. Die Tat hatte im gesamten Stadtbezirk Bartenbach, zu dem die Hochhäuser im Engenlauch gehören, für Fassungslosigkeit gesorgt. Das Verfahren verläuft jetzt im Stillen. Die Verhandlung ist nicht öffentlich. Das schreibt das Gesetz bei Angeklagten bis zum Alter von 16 Jahren vor. Fünf Verhandlungstage sind angesetzt. Das Urteil soll vor Weihnachten fallen.