Alina Reh aus Laichingen hat vor einem Jahr überraschend den Silvesterlauf in Bietigheim gewonnen. Die 17-Jährige zählt zu den größten Lauftalenten in Deutschland.

Laichingen - Mit 17 hat man noch Träume. Das hat Peggy March einst gesungen, und das gilt bis heute. Zum Beispiel für Alina Reh: „Es ist mein Traum, zu Olympischen Spielen zu kommen“, sagt die 17-Jährige aus Laichingen auf der Schwäbischen Alb. Alina Reh ist eines der größten Lauftalente der vergangenen Jahre in Deutschland. 2014 war das Jahr der Gymnasiastin. Drei deutsche Bestleistungen (U 18 und U 20) und eine Silbermedaille bei den Olympischen Jugendspielen in Nanjing (China) über 3000 und 5000 Meter ist ihre stolze Bilanz. Die Atmosphäre im Olympischen Jugenddorf war ein Vorgeschmack auf jenen sagenumwobenen Geist, den sie auch 2020 in Tokio erleben möchte – bei den Olympischen Spielen.

 

Bereits als Siebenjährige hat Reh ihre Marathon laufende Mutter begleitet. Mit zehn Jahren gewann sie in Sonthofen ihr erstes Frauenrennen. Mit überragenden Ausdauerfähigkeiten ausgestattet ist sie bei einer Talentsichtung Letzte geworden, weil sie Defizite im Kraft- und Sprintbereich aufwies. „Alina hat eine hohe Bewegungsbegeisterung und eine enorme Belastungsbereitschaft“, sagt ihr Trainer Michael Schwenkedel, ein Realschullehrer, der um einen behutsamen Aufbau des Talents bemüht ist. Die 17-Jährige kann sich quälen, eine seltene Fähigkeit. „Ich mag es, meinen Körper bis ans Limit zu bringen“, sagt sie.

Lieber Laufen anstatt in die Disco

Alina Reh ist geprägt von der Schwäbischen Alb: der Weite der Landschaft, der rauen Witterung, der Einbindung in die Familie. „Sie braucht nachts nicht auf die Piste“, sagt ihr Trainer. Discobesuche, stundenlange Computer- oder Handysessions sind nicht das Ding des geerdeten Teenies. Im Frühjahr steht das Abitur auf dem Albert-Schweitzer-Gymnasium an, die Schule läuft eher nebenher („Ein Zweier-Abi wird’s trotzdem“). Bei Trainingslagern in Portugal, Wettkampfreisen nach China und Bulgarien waren Fehlzeiten programmiert – und zu kompensieren.

Samstags arbeitet Alina nach einem langen Dauerlauf im Lebensmittelgeschäft der Mutter mit. Nach einem BA-Studium will sie sich beruflich in diesem Bereich einfinden, sagt sie. Ein Traum wäre für Reh gegen Mesert Defar, die zweifache Olympiasiegerin aus Äthiopien, zu laufen. „Mich fasziniert ihr Schlussspurt und die Tatsache, dass sie schon viele Jahre an der Weltspitze ist“, sagt sie. Ihr Vorbild? „Vielleicht Sabrina Mockenhaupt“, sagt Reh. Die vielfache deutsche Meisterin ist mit ihren Bestleistungen realistisch betrachtet auch eher in Reichweite als eine Olympiasiegerin.

Auch Krafttraining, Radfahren und Skilanglauf

Sechs bis sieben Trainingseinheiten spult Alina Reh wöchentlich ab, 70 Kilometer, manchmal auch fast 100 Kilometer. Ein bis zwei Krafteinheiten im Studio kommen dazu sowie Radfahren auf der Rolle. Wenn es Schnee hat, steht als Ausgleich und Entlastung des Bewegungsapparats Skilanglauf auf dem Programm. Zuletzt war sie bei der Cross-EM in Bulgarien lange Zeit an der Spitze unterwegs, musste sich am Ende aber mit Platz vier begnügen. „Ich hatte ein sehr gutes Jahr, da muss man auch mal mit einer Niederlage umgehen können“, sagt sie: „ Es gibt noch viel Arbeit.“

Die Höhepunkte der nächsten Jahre sind die U-20-EM in Schweden („Da möchte ich eine Medaille gewinnen“) und die U-20-WM in Russland. Ihr glänzendes Jahr 2014 möchte die junge Frau von der Alb beim Silvesterlauf in Bietigheim-Bissingen krönen. Vor einem Jahr gewann sie dort überraschend. Die Stimmung, sagt sie, sei unglaublich gewesen. Und die 1200 Euro Preisgeld nahm sie auch gerne. „Damit habe ich meinen Führerschein bezahlt.“ Katharina Heinig (Frankfurt) und Lara Hottenrott (USA) sind ihre schärfsten Konkurrentinnen. Es wäre keine Überraschung, wenn der Lockenkopf mit erhobenen Armen seine zweite Prämie abholen würde.