Gleich dreimal ist ein 31-jähriger Motorradfahrer aus Schwäbisch Hall mit irrem Tempo über die Strecke im Schwäbischen Wald gebrettert – ohne die Laserfalle der Polizei zu bemerken. Nun hat er vor Gericht versucht, sich gegen drei Bußgelder zu wehren.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Ein sonniger Augusttag, die Bedingungen sind perfekt für eine Motorradtour. Die kurvige Strecke zwischen Sulzbach und Großerlach, die Sulzbacher Steige im Schwäbischen Wald, lädt geradezu ein, das Bike ordentlich auszufahren. Das dachte sich offenbar auch ein 31-jähriger Zimmermann aus Schwäbisch Hall, der seine Maschine an jenem Tag mehrfach bis ans Limit brachte. Dumm nur, dass zwei Polizisten mit einem Lasermessgerät und einer Kamera hinter einer Hecke lauerten.

 

Motorradfahrer wurde dreimal hintereinander geblitzt

Gleich dreimal innerhalb von nur weniger Minuten registrierte die Radarfalle den Raser. Einmal wurde er – abzüglich Toleranz – mit satten 176 Stundenkilometern erwischt, wo nur 100 erlaubt sind, die anderen Male mit 140 und 144 km/h. Das brachte ihm drei saftige Rechnungen vom Waiblinger Landratsamt ein: 1400 Euro Bußgeld und drei Monate Fahrverbot für die höchste Überschreitung, 200 beziehungsweise 320 Euro plus ein weiterer Monat Fahrverbot für die beiden „kleineren“ Verstöße.

Weil der Motorradfahrer Widerspruch gegen die Bußgeldbescheide einlegte, musste das Backnanger Amtsgericht entscheiden. Foto: Frank Rodenhausen
Der Zimmermann wollte das nicht hinnehmen und legte Widerspruch ein. Doch vor dem Amtsgericht Backnang hatte er wenig zu lachen. Die Polizeibeamten konnten detailliert belegen, dass die Messungen korrekt und die Beweisfotos eindeutig waren. Besonders peinlich für den Raser: Als die Beamten später an einer als Bikertreff bekannten Tankstelle nachschauten, entlarvte er sich selbst als Fahrer. Während sich die Polizisten seiner Maschine näherten, die in einer Reihe mit anderen stand, trat der bullige Mann mit der auffällig karierten Jacke hinzu und befand süffisant: „Mit meinem Motorrad ist alles in Ordnung – ich bin erst vor Kurzem kontrolliert worden.“

Sulzbacher Steige: Ein Einzelfall? Mitnichten!

Und so musste auch der Anwalt des Zimmermanns am Ende der Verhandlung kleinlaut einräumen, dass an den Beweisen gegen seinen Mandanten wohl kaum zu rütteln sei. Sein Antrag, zumindest auf die beiden kleineren Bußgelder zu verzichten, wurde von der Richterin abgelehnt. Damit muss der Motorradfahrer nicht nur insgesamt 1920 Euro zahlen und vier Monate auf seinen Führerschein verzichten, sondern auch noch die Prozesskosten tragen. Die Sulzbacher Steige ist seit Jahren ein Brennpunkt für Motorradraser. Immer wieder nutzen Fahrer die kurvige Strecke für halsbrecherische Manöver. Doch die Behörden haben reagiert. 2024 wurde der Kontrolldruck noch einmal massiv erhöht: Mehr mobile Blitzer, mehr Polizeikontrollen und bauliche Maßnahmen wie Mittelmarkierungen und Asphaltnägel sollen das Rasen eindämmen.

Die bisherigen Ergebnisse sind allerdings gemischt. Laut Polizei und Landratsamt konnte die Zahl der Unfälle mit Motorrädern im Jahr 2024 zwar mehr als halbiert werden. Doch spektakuläre Verstöße gibt es weiterhin. Ein Fahrer wurde mit 212 Stundenkilometern erwischt, ein anderer hatte gleich zweimal mehr als 170 km/h auf dem Tacho.

Neue Maßnahmen und skeptische Anwohner

Ein mobiler, sogenannter Enforcement-Trailer, der sowohl Fahrer als auch Kennzeichen im Bild erfasst, wurde an mehreren Stellen positioniert. Erste Rückmeldungen deuten darauf hin, dass die Maßnahmen Wirkung zeigen. Doch ob der Effekt langfristig anhält, bleibt fraglich. Besonders frustrierend: Viele Raser sind Wiederholungstäter.

Für 2025 sind weitere Schwerpunktkontrollen geplant. Doch eine mutmaßlich besonders wirksame Maßnahme, das Streckenradar „Section Control“, scheitert bislang an der Gesetzeslage in Baden-Württemberg. Das Innenministerium hat einem Pilotprojekt eine Absage erteilt.

 

Die Anwohner bleiben skeptisch. Während die Polizei die bisherigen Erfolge betont, haben viele Menschen entlang der Strecke Zweifel, ob sich das Problem dauerhaft lösen lässt.

Spätestens im Frühjahr, wenn die Motorradsaison wieder beginnt, wird sich zeigen, ob der erhöhte Kontrolldruck Wirkung zeigt – oder ob die Raser erneut die Kurven unsicher machen.

Und wenn es doch wieder zu extremen Geschwindigkeitsüberschreitungen kommt, bleibt den Fahrern vielleicht ein Blick auf den Fall des 31-jährigen Zimmermanns als Warnung: Am Ende zahlte er nicht nur eine saftige Strafe, sondern auch noch die Prozesskosten – ein teures Lehrgeld für einen kurzen Adrenalinkick.