Als neuer Trainer von 1899 Hoffenheim tritt Markus Babbel ein schweres Amt an.  Er muss die angeschlagene Mannschaft wieder aufrichten.

Hoffenheim - Markus Babbel hat nicht vergessen zu erwähnen, dass er bei großen Vereinen gespielt hat - etwa beim FC Liverpool oder bei Bayern München. Das schien ihm wichtig, als er oben auf dem Podium hinter dem Schildchen mit seinem Namen und dem blau-weißen Logo seines neuen Clubs Platz nahm. Zuversicht, Gelassenheit, Erfahrung - Babbels Botschaft war wohl dosiert und sollte zeigen: Bei 1899 Hoffenheim, wo die Meinung der Vereinsführung zum Großteil aus vielen kleinen Meinungen aus dem Umfeld gespeist wird, wird ihm kaum einer das Wasser reichen können, was fachliche Dinge angeht.

 

Nach einem Blitzlichtgewitter zog sich der 51-malige Nationalspieler auf den Trainingsplatz zur ersten Ansprache mit seinem Kader zurück. Mit seiner neuen Mannschaft muss er am Samstag bei Werder Bremen antreten. "Ich will erfolgreich sein. Was für ein Image ich danach habe, ist mir ziemlich wurscht", sagte der Europameister von 1996, der erst vor rund sieben Wochen bei Hertha BSC entlassen worden war und der gestern in Hoffenheim einen Vertrag bis 2014 unterschrieb. "Ich habe mich genug ausruhen können", sagte Babbel - und gestand, sein "Hertha-Tattoo" sei noch auf seinem Oberarm - und jetzt denke er an eines von Hoffenheim.

Fachliche Mängel hatte man seinem Vorgänger Holger Stanislawski zuletzt vorgeworfen. Bei dessen Rauswurf am Donnerstag war nicht mehr viel übrig vom positiven Image des Motivationskünstlers, das ihm vor knapp acht Monaten vorausgeeilt war. Zur Meinungsbildung der Entlassung hätten die Gesellschafter, die Beiräte und "andere Personen, die bei uns im Sport eine Rolle spielen" beigetragen, sagte der Manager Ernst Tanner. "Wir sind in einen Trend gekommen, der sehr gefährlich war. Wenn man die Punkte hochrechnet, die wir geholt haben, stehen wir irgendwann in der zweiten Liga", so Tanner.

Babbels Debüt hinter verschlossenen Türen

"Ich habe am Montag einen Anruf gekriegt, ob ich frei wäre", berichtete Babbel. Zwei Tage vor der Pokalniederlage gegen Fürth, nach der Stanislawski entlassen wurde, meldete Babbel sein grundsätzliches Interesse an. Er sah dann das letzte Spiel des Kollegen im Fernsehen, und "dann haben wir nach dem Spiel noch mal telefoniert", sagte Babbel. "Ich habe Stani natürlich die Daumen gedrückt."

Am Freitag gegen 13.30 Uhr leitete Babbel sein erstes Training auf dem Trainings- und Clubzentrum - auf seinen Wunsch hin hinter verschlossenen Türen. Sein neuer Arbeitgeber schlägt sich derweil mit Protesten seiner Fans herum. Ein Sprecher der Fan-Vereinigung klagte über fehlende demokratische Strukturen. "Ich verstehe unsere Fans", sagte der Manager Tanner. "Es wird schwer, die Sympathie aller Fans wiederzubekommen, aber wir mussten an den Verein denken."

Er habe den Auftrag bekommen, einen neuen Trainer zu suchen. Tanner wirkte nach turbulenten Tagen angeschlagen und ausgebrannt. Kein Wunder - schließlich wird im Verein nach zwei gescheiterten Trainern (Marco Pezzaiuoli, Holger Stanislawski) inzwischen auch kritisch über seine Position diskutiert.

Trainer unter speziellen Bedingungen

Babbel schrecken weder die zementierten Strukturen mit dem mächtigen Mäzen und Gesellschafter Dietmar Hopp im Hintergrund noch das warnende Beispiel seiner Vorgänger. "Meine Gefühlslage ist positiv", sagte der 39-Jährige. "Ich habe mich gefreut, dass die Wahl auf mich gefallen ist." Mit Hopp habe er keine Schwierigkeiten. Der könne immer "zu mir" kommen und seine Meinung kundtun. "Er ist die Persönlichkeit, die hier alles erschaffen hat. Es ist legitim, dass er sich äußert, wenn er unzufrieden ist."

In Babbels neuer Mannschaft kamen die herabwürdigenden öffentlichen Kommentare von Hopp gegenüber Stanislawski dagegen nicht gut an. "Mittlerweile lacht ganz Deutschland über uns", sagte der Torwart Tom Starke. Der Praktiker Babbel ("Ich arbeite nicht so gerne an der Taktiktafel") trat seinen neuen Job nicht ohne Vorbildung über den "speziellen Verein" (Babbel) an. Mit seinem damaligen Club Bayern München spielte der ehemalige Verteidiger am 17. August 1999 im Eröffnungsspiel des alten "Dietmar-Hopp-Stadions" in Hoffenheim. "Uli Hoeneß hat mir damals alles erklärt, wie das hier abläuft und was entsteht", sagte Babbel.

Was der neue Cheftrainer nun in den nächsten Tagen am besten tun sollte, damit Hoffenheim nicht untergeht, hat ihm der Manager Tanner erzählt, als Hopps Wunschkandidat am späten Donnerstagabend in Zuzenhausen eintraf: "Wir stehen vor der Situation, dass er vermehrt psychologisch wird arbeiten müssen."