2,3 Hektar im Ortskern: das Honeywell-Areal „Chance des Jahrhunderts, Schönaich attraktiver zu machen“

Aufgeteilt in vier Gruppen erkunden die Bürger das Areal, das normalerweise abgeschlossen ist. Foto: Eibner-Pressefoto/Lars Neumann

Das Honeywell-Areal in Schönaich soll komplett neu gestaltet werden, nur die Villa aus der Gründerzeit bleibt. Bei einer Bürgerbeteiligung am Samstag zeigt allein die Teilnehmerzahl, wie wichtig das Thema den Einwohnern ist.

Böblingen: Anke Kumbier (ank)

Mitten in Schönaich liegt seit zwei Jahren das Honeywell-Areal brach. So schmerzlich der Verlust des Unternehmens für die Gemeinde gewesen sein muss, nun eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Die Böblinger Baugesellschaft (BBG) hat das Gelände im vergangenen Juni gekauft und will es zusammen mit der Gemeinde entwickeln. Die Hoffnung vieler: Schönaich könnte endlich ein richtiges Ortszentrum bekommen.

 

Eine wichtige Rolle spielen die Bürgerinnen und Bürger. Inzwischen hat sich offensichtlich durchgesetzt, dass bei solch großen Projekten deren Mitsprache und Einbindung wichtig ist. Gemeinde und BBG haben daher am Samstag zu einem Spaziergang eingeladen, bei dem sich die Bürger das Areal anschauen und in der Gemeindehalle ihre Ideen einbringen dürfen. Die LBBW Immobilien Kommunalentwicklung moderiert den Prozess.

Von Straßen aufgeteiltes Gelände

Bianca Gruber, Erste Beigeordnete aus Schönaich, und Rainer Ganske von der BBG erklären, das geplant ist. /Lars Neumann

Es handelt sich um ein zerstückeltes Gebiet, was die Planung erschwert. „Wir müssen die Rahmenbedingungen erkennen, aber dann im Areal auch etwas wagen, etwas wirklich Innovatives“, betont Bianca Gruber, Erste Beigeordnete der Gemeinde Schönaich. Rainer Ganske, Geschäftsführer der BBG, erklärt, dass alle Gebäude abgerissen werden müssen, weil sie schadstoffbelastet sind. Nur die Backsteinvilla aus dem Jahr 1901 bleibt, sie ist denkmalgeschützt. Eine Interimsnutzung der anderen Gebäude sei wegen der Schadstoffe nicht möglich. Die Parkplätze könnten aber möglicherweise zur Zwischennutzung freigegeben werden.

Welche Wünsche die Bürger haben

Beim Spaziergang sollen die Teilnehmer ein Gespür für das Areal bekommen. Wie könnte sich eine Bebauung in die Umgebung einpassen? Wie hoch soll sie sein? An welchen Stellen hört man den Autolärm stark? Und wie könnte eine Anbindung an die beiden anderen „Ortsmitten“, die historische bei der evangelischen Kirche und die neuere bei der Gemeindeverwaltung aussehen? Während manche am Anfang eher noch fragen, was denn angedacht sei, haben andere schon fertige Pläne erstellt. „Wir beseitigen alles Trennende und machen eine autofreie Mitte inklusive einer Markthalle“, lautet etwa die Vision von Siegfried Wacker, der eine ausgedruckte, mit seinen Ideen beschriftete Karte mitgebracht hat. Die Böblinger Straße und mögliche Parkplätze sollen seiner Meinung nach unter die Erde. Oben wünscht er sich eine „lebendige Bebauung“ mit Grün, Wohnen und Geschäften.

Je länger der Rundgang geht, desto deutlicher wird, dass zwar nicht alle schon einen konkreten Plan gemacht haben, aber die Wünsche doch ähnliche Konturen haben. Darunter dominiert ein zentraler Begegnungsort, ein Marktplatz. „Ich hoffe, dass ein Ort zum Verweilen entsteht“, sagt Julia Pieper. Der sich auf Menschen fokussiere, mit Gastronomie, Hitzeschutz, entsiegelten Flächen, Barrierefreiheit und Grün. Der Garten neben der Villa eigne sich gut als Park, meint beispielsweise Jochen Mezger. Vier junge Erwachsene hoffen, dass bei der Planung auch an Jugendliche gedacht wird. Sie wünschen sich ebenfalls einen Park, außerdem Angebote wie Billard, Bowling und ganz konkret: einen Subway, also ein Fastfood-Laden mit Sandwiches. Ähnlich konkret sind die Nutzungsideen anderer Teilnehmer. Sie sehen Bedarf an Wohnraum, wünschen sich Einkaufsmöglichkeiten, Parkplätze, ein Ärztehaus und ein Mehrgenerationenhaus mit einer WG für Menschen mit Behinderung. Auch über das Aussehen der Gebäude machen sich die Bürger Gedanken. Elke Mezger hofft, dass die Häuser nicht höher als vier Stockwerke werden, und ihr Mann plädiert dafür, nicht nur Flachdächer zu bauen.

Wie die Villa genutzt werden könnte

Für die Villa haben die Bürger ebenfalls Vorschläge: Teile der Verwaltung die Volkshochschule, ein Jugendhaus, eine Kita oder Mehrzweckräume für Jung und Alt könnten dort hinein. Deutlich wird: die Ideenvielfalt ist groß, die Erwartungen teils auch. Schillinger, der von der Jahrhundertchance spricht, fragt sich, wie viele der Vorschläge umgesetzt werden können. Er sieht einen möglichen Konflikt zwischen den Wünschen der Bürger und dem Anliegen der BG, „mit dem Areal Geld zu verdienen“.

Wie die Pläne schlussendlich aussehen, könnte sich noch vor der Sommerpause zeigen – hofft Ganske. Er macht deutlich, dass die gesammelten Ideen nicht in der Schublade verstauben, sondern an die Architekturbüros gehen, die sich am städtebaulichen Wettbewerb beteiligen. Der Wettbewerb, bei dem sechs von BG und Gemeinde ausgewählte Architekturbüros Entwürfe für das Honeywell-Areal erarbeiten, soll laut Ganske demnächst starten. Eine Jury mit Vertretern der BG, der Gemeinde und Fachleuten entscheide dann über den Sieger.

Und so geht es weiter

Zeitplan
 Steht der Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs fest, muss der Gemeinderat als nächstes einen Bebauungsplan aufstellen. Eine Einschätzung, wann die Arbeiten beginnen könnten, will BBG-Geschäftsführer Rainer Ganske nicht abgeben. Er versichert jedoch, dass nicht alles auf einmal abgerissen und neu gebaut wird. „Sie werden hier keine Megabaustelle haben.“

BBG
 Die Böblinger Baugesellschaft mbH (BBG) ist eine Tochtergesellschaft der Stadt Böblingen und der Gemeinde Schönaich. In ihrer Verantwortung liegt etwa die Entwicklung des Tränklein-Areals in Schönaich und des Pulse-Quartiers in Böblingen. 

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