Wie gegen Ingolstadt feiert das VfB-Team auch gegen Darmstadt einen glücklichen Heimerfolg. Durch das 2:0 über die Lilien schaffen die Stuttgarter den Anschluss ans hintere Mittelfeld.

Stuttgart - Die Erlösung folgte in der Nachspielzeit. Einen letzten Konter setzte der VfB, Timo Werner umspielte gekonnt Christian Mathenia, den Schlussmann von Darmstadt 98, und schob den Ball ins leere Tor. Wieder warf der Stürmer Handküsse ins Publikum wie neulich beim 2:2 in Hoffenheim – doch diesmal musste er keine Vorwürfe seines Trainers fürchten. Denn das Spiel wurde danach gar nicht mehr wieder angepfiffen, der VfB hatte mit 2:0 (0:0) gewonnen.

 

Es war ein äußerst schmeichelhafter Sieg für das Team des Trainers Alexander Zorniger. Wie vor zwei Wochen gegen den anderen Aufsteiger aus Ingolstadt (1:0) war der VfB auch gegen den SV Darmstadt 98 nicht die bessere Mannschaft, sondern die glücklichere. „Es war ein hart erkämpfter Sieg, aber auch das muss man erst einmal hinbekommen“, sagte Zorniger, während auch der Manager Robin Dutt darauf verwies, dass es keinen Grund gebe, sich zu entschuldigen: „Wir haben in dieser Saison schon genügend Galavorstellungen gezeigt und keine Punkte geholt.“

Darmstadt agierte beim VfB zunächst genau so, wie man es erwartet hatte: Defensiv ausgerichtet, aggressiv in den Zweikämpfen und mit der Marschroute, das Mittelfeld mit langen Bällen zu überbrücken. Auf diese Weise blieben die Hessen bei ihren bisherigen vier Auswärtsauftritten gegen Schalke, Leverkusen, Dortmund und Augsburg unbesiegt – und zeigten vor 55 200 Zuschauern auch in Stuttgart, wie unangenehm sie zu bespielen sind. „Wir haben ein geiles Auswärtsspiel gemacht und hätten mindestens einen Punkt verdient gehabt“, sagte der Darmstädter Trainer Dirk Schuster.

Zwar war noch keine Minute vorüber, als ein Drehschuss des VfB-Spielmachers Daniel Didavi nur knapp am linken Pfosten vorbeistrich. Doch schafften es die Stuttgarter in der Folgezeit viel zu selten, die Darmstädter Abwehr in Bedrängnis zu bringen. Dem VfB fehlten die Ordnung, das Tempo, die Ideen, das Spiel war geprägt von Zweikämpfen, Nickligkeiten, Standardsituationen. Nur ans Außennetz ging Didavis direkter Freistoß kurz vor der Pause.

Der VfB bleibt in Hälfte eins ohne Torschuss

Ein einziger Schuss aufs Tor fand in der ersten Hälfte Eingang in die Statistik – abgegeben von Darmstadts Angreifer Marcel Heller und stark pariert von Przemyslaw Tyton (31.). Davor und danach hatte der VfB-Torwart großes Glück, als er zweimal zu spät aus seinem Tor gekommen war: Eine Abseitsstellung verhinderte zunächst den fälligen Elfmeter, als Tyton den 98-Stürmer Sandro Wagner zu Fall brachte (10.). Dann war der Pole mit der Gelben Karte bestens bedient, als er außerhalb des Strafraums Jan Rosenthal mit dem Fuß am Kopf traf (33.). Das Rauslaufen bleibt die große Schwäche des Torhüters, der seine Qualitäten auf der Linie auch nach der Pause demonstrierte: stark sein Reflex bei Hellers Flachschuss von halbrechts (60.).

Gentners Flanke landet über Umwege im Netz

Darmstadt war nun offensiver geworden und die gefährlichere Elf – den Führungstreffer aber erzwang der VfB. Ein Kopfball von Werner (aus Abseitsposition) ging an die Latte, ein Schuss von Didavi wurde abgeblockt, ehe der Ball im dritten Anlauf dann doch im Tor lag: Eine Flanke des wiedergenesenen Kapitäns Christian Gentner, wie Serey Dié ins Mittelfeld zurückgekehrt, senkte sich über Mathenia Richtung langes Eck und wurde von György Garics ins eigene Netz gelenkt (68.).

Es war eine schmeichelhafte Führung, die in der Folgezeit noch viel glücklicher wurde. Die VfB-Abwehr taumelte, Darmstadt drängte, erspielte sich Chance um Chance – und scheiterte immer wieder an Tyton. Gegen den schnellen Heller, von den Stuttgartern nicht zu stoppen, parierte er (83.) und auch gegen Luca Caldirola, der es mit dem Kopf versuchte (88.). „Wir müssen uns bei unserem Torhüter bedanken“, sagte Robin Dutt. Der Ausgleich wäre hochverdient gewesen, doch war es am Ende Timo Werner, der das Spiel entschied – und ungestraft Küsschen verteilen durfte.