Der erste Sieg in der Europa League eröffnet dem VfB Stuttgart gute Chancen, weiterzukommen. Die VfB-Fans haben sich allerdings in Kopenhagen daneben benommen. Die Partie in der StZ-Analyse

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Die Nachspielzeit läuft bereits, als Martin Harnik einen letzten Kraftakt unternimmt. Am rechten Flügel bekommt der VfB-Stürmer den Ball, zieht beherzt nach innen und trifft mit einem satten Linksschuss von der Strafraumgrenze links oben ins Netz. Letzte Zweifel am Erfolg der Stuttgarter beim FC Kopenhagen sind mit diesem Tor zum 2:0-Endstand beseitigt.

 

Im vierten Gruppenspiel der Europa League hat der VfB also seinen ersten Sieg gefeiert. Die Ausgangslage hat sich dadurch schlagartig massiv verbessert. Vom letzten Tabellenplatz ist das Team von Bruno Labbadia dank einer klaren Leistungssteigerung nach der Pause auf Rang zwei geklettert und besitzt vor den beiden letzten Gruppenspielen in Bukarest (22. November) und gegen Molde (6. Dezember) gute Chancen, die K.o.-Runde zu erreichen. „Wir haben es jetzt wieder selbst in der Hand“, sagte der Mittelfeldspieler Christian Gentner, „genau das war unser Ziel.“

Angesichts der zuvor mageren Punkteausbeute in der Europa League wollte Labbadia in Kopenhagen die Offensive stärken. Raphael Holzhauser erhielt eine Verschnaufpause, für den Mittelfeldspieler rückte Shinji Okazaki als zweite Spitze neben Vedad Ibisevic in die Startelf. Eine zweite Änderung nahm der Trainer links hinten vor, wo Cristian Molinaro den in Dortmund so starken Arthur Boka ersetzte.

Kopenhagen dominiert die Anfangsphase

Von dem erhofften Stuttgarter Angriffswirbel war jedoch zunächst nichts zu sehen. Anders als in den letzten Ligaspielen stimmten beim VfB im ersten Abschnitt weder die Ordnung noch die Entschlossenheit. Es war ein zerfahrenes Spiel, in dem Labbadias Elf häufig zu spät in die Zweikämpfe kam und daher oft hinterherlaufen musste. Nicht der VfB machte in der Anfangsphase das Spiel, sondern der dänische Rekordmeister.

Sven Ulreich bewahrte sein Team nach einer Viertelstunde vor einem frühen Rückstand, als er den Schuss des dänischen Jungstars Andreas Cornelius gerade noch aus dem Eck fischen konnte. Nicht nur in dieser Szene bestätigte der VfB-Torwart seine stabilen Leistungen in den vergangenen Wochen, die ihn darauf hoffen lassen, in absehbarer Zukunft in die deutsche Nationalmannschaft berufen zu werden.

Der VfB tat sich in der ersten Hälfte sehr schwer, gefährlich vors Tor zu kommen. Auffällig wurden dafür die Stuttgarter Fans – und zwar in sehr negativer Hinsicht. Kurz vor der Pause schossen sie zahlreiche Feuerwerksraketen ab und zündeten Böller. Das Spiel musste daraufhin minutenlang unterbrochen werden, während Bruno Labbadia und der Manager Fredi Bobic vergeblich versuchten, die Gemüter im Gästeblock zu beruhigen. „Es gibt immer wieder einzelne Chaoten, die mit so etwas den Verein und den ganzen Fußball in Verruf bringen. Die haben in einem Stadion nichts zu suchen. Dafür müssen wir uns schämen“, sagte Bobic, der sich darauf einstellen muss, dass sein Club von der Uefa eine satte Geldstrafe aufgebrummt bekommt.

Kvist: „Wir waren kaltschnäuzig“

Immerhin: nach der Pause hatten die VfB-Verantwortlichen dann Grund zur Freude. Viel zielstrebiger und zwingender wurden die Aktionen der Stuttgarter, die nun ihre spielerische Überlegenheit zur Geltung brachten. „Kopenhagen hat mit Leidenschaft gespielt – wir waren kaltschnäuzig. Das ist der Unterschied zwischen einer dänischen und einer deutschen Mannschaft“, sagte William Kvist nach der erfolgreichen Rückkehr an seine langjährige Wirkungsstätte. 13:4 – so lautete im zweiten Abschnitt die Torschussbilanz zu Gunsten des VfB, den Ibisevic in Führung brachte (76.): Nach einer Flanke des eingewechselten Boka war der bosnische Torjäger mit dem Kopf zur Stelle. Es war sein bereits fünfter Treffer im laufenden Europapokalwettbewerb. Harnik führte schließlich die Entscheidung herbei.

„Es war ein enges Spiel, in dem wir der verdiente Sieger waren“, sagte Labbadia: „In den beiden restlichen Europa-League-Partien müssen wir noch einmal bis ans Limit gehen. Noch sind wir längst nicht durch.“ Zunächst aber geht es für den VfB in der Bundesliga weiter, am Sonntag (17.30 Uhr) mit dem Heimspiel gegen Hannover.