Von Alice Schwarzer bis Rita Süßmuth reicht die Palette der Gäste, die die Eislinger Frauenaktion, Efa, in ihre Stadt geholt haben. Und nach 20 Jahren gehen die Ideen längst nicht aus.

Eislingen - Eislingen hat starke Frauen und schöne Männer“ – voilà, das ist Efa. Efa steht für Eislinger Frauenaktion, für Frauenpower, aber auch für Witz und Charme. „Aktion, das heißt, aktiv zu sein, etwas zu tun“, erklärt die Efa-Vorsitzende Monika Jirouschek. Seit genau 20 Jahren mischt der Verein in der Kleinstadt im mittleren Filstal mit. Die Efas stecken ihre Nase in die Kommunalpolitik, mischen sich im Landkreis ein – und schauen regelmäßig über den Tellerrand hinaus, indem sie zu frauenpolitischen Themen illustre Gäste in die kleine Stadt bitten wie die islamische Religionspädagogin Lamya Kaddor oder Alice Schwarzer. Für den Festakt zu ihrem 20-Jahr-Jubiläum am Sonntag haben sie sogar Rita Süssmuth (CDU) gekapert. Die Bundestagspräsidentin a. D. spricht zum Internationalen Frauentag um 19 Uhr in der Stadthalle in Eislingen.

 

Der OB lädt die Efas regelmäßig zum Gedankenaustausch

Dass sie einmal mit so viel Prominenz zu tun haben würden, hätten sich die Efas der ersten Stunde nicht träumen lassen. Viele von ihnen waren gerade Mütter geworden und unterbrachen der Familie wegen ihre berufliche Karriere – so wie Monika Jirouschek. Aber zwischen Kochtopf und Windeln wollten sie sich keinesfalls aufreiben lassen, da kam ihnen die Eislinger Frauenaktion gerade recht. Gemeinsam erstritten sie in der Stadt die Kernzeitenbetreuung an Kindergärten. Seither empfängt sie der Bürgermeister, respektive der Oberbürgermeister, seit Eislingen Große Kreisstadt geworden ist, einmal im Jahr, um kommunalpolitische Themen aus Frauensicht zu erörtern. Den Respekt des Stadtoberhaupts haben sie sich erkämpft – und den der Stadtverwaltung. „Wir haben uns dort einen guten Namen gemacht“, sagt Ingrid Held. Die Religionspädagogin und Studienleiterin beim evangelischen Schuldekanat ist seit zehn Jahren eine Efa.

Immer noch keine Frauenbeauftragte in Sicht

Nur bei dem Thema Frauenbeauftragte stoßen die Aktivistinnen nach wie vor auf taube Ohren. Der frühere Bürgermeister Günter Frank hat ihnen stets mit dem treuherzigen und ein bisschen hinterhältigen Satz „Ich bin doch eure Frauenbeauftragte“ den Wind aus den Segeln genommen. Dafür darf sich jetzt sein Nachfolger Klaus Heininger mit dem Thema herumschlagen, denn Aufgeben ist nicht Sache der Efa.

Leni Breymaier zählt zu den Efas der ersten Stunde

Wieso auch? „Die Arbeit bei Efa gibt viel Selbstbewusstsein, wir sind immer ganz stolz darauf, was wir so alles auf die Füße stellen“, sagt Ingrid Held. Diese Anerkennungskultur hat Leni Breymaier installiert. Die Verdi-Landesbezirksleiterin ist Gründungsvorsitzende der Efa. Diese Art des Umgangs miteinander ist eine Voraussetzung dafür, dass Efa gesellschaftspolitisch brisante Themen selbstbewusst anpacken kann wie den Vortragsabend mit Lamya Kaddor über das Zusammenleben von Deutschen und Muslimen. Vor Wahlen organisiert die Aktion Podiumsdiskussionen und Vorstellungsrunden für die Kandidatinnen, um den Frauen ein Podium zu verschaffen. Stolz sind die Efas auch auf die jährliche Großveranstaltung zum internationalen Frauentag. Dieses Engagement hat den Efas nicht nur den Respekt der Stadtverwaltung eingetragen. Auch die Eislinger Volkshochschule, der Frauenkreis der Christuskirche, der Kunstverein und die Kreissparkasse ziehen als Kooperationspartner bei den verschiedensten Veranstaltungen mit.

Die Suche nach dem Nachwuchs soll beginnen

Nur eines bereitet Kopfzerbrechen. Wie vielen Vereinen fehlt auch Efa der Nachwuchs. Die meisten der 50 Mitglieder sind um die 50 Jahre alt. Deshalb will sich die Frauenaktion im nächsten Jahr speziell mit den jungen Damen beschäftigen. „Wir wollen wissen, wie die ticken, was die bewegt“, sagt Monika Jirouschek, denn eines sei gewiss: „Es gibt immer noch viele Gründe, warum es Efa geben muss.“ So seien Frauen und Männer im Beruf nach wie vor nicht gleichberechtigt, und Frauen in Führungspositionen seien noch immer die Ausnahme, obwohl sie häufig besser qualifiziert seien als ihre männlichen Konkurrenten.