Pro Saison gibt es zwei, manchmal sogar drei neue Produktionen. Sie zielen nicht nur auf unterschiedliche Altersgruppen, sondern glänzen auch durch eine ungeheure stilistische Vielfalt – das Spektrum reichte von Maurice Ravels „L’Enfant et les sortilèges“ über Violeta Dinescus „Der 35. Mai“, Manuel de Falls „Meister Pedros Puppenspiel“ und Schostakowitschs „Moskau, Tscherjomuschki“ bis hin zu Mike Svobodas „Erwin, das Naturtalent“, Stephen Olivers „Mario und der Zauberer“ und Ludger Vollmers „Gegen die Wand“ nach Fatih Akins gleichnamigem Film (2010). An diesem Freitag gibt’s zum Jubiläum ein reines A-cappella-Werk: „Benjamin“ des 2012 verstorbenen Schweizer Musikers Gion Antoni Derungs erzählt die biblische Josefsgeschichte aus neuer Perspektive, Regisseur ist – wie bei der preisgekrönten Produktion „Gegen die Wand“ – Neko Celik. Es ist die erste Produktion der Jungen Oper, seitdem Elena Tsavara Anfang diesen Jahres deren Leitung übernahm. „Die Horizonte junger Menschen erweitern“, „Teilhabe an unserer Kultur und Gesellschaft ermöglichen“, „mündige Menschen formen“: Das hat Tzavara, die von der Kölner Kinderoper nach Stuttgart kam, sich selbst zu Zielvorgaben erklärt. Klaus Zehelein hätte das nicht besser, nicht klarer formulieren können, und wenn an diesem Wochenende nicht nur (neues) Musiktheater gemacht, sondern auch gefeiert und ein Jubiläumsbuch über die Geschichte des Hauses vorgestellt wird, dann wird sich mancher an Zeheleins rauhe Stimme erinnern, wie sie 1997 die Aufgabe der Jungen Oper formulierte: als Institution zur „ästhetischer Erziehung in Zeiten allgemeiner kultureller Verflachung“. Chapeau: Auch diese Idee ist kein bisschen gealtert.