20 Jahre Pop-Büro Stuttgart Der Sound von Stuttgart

Die besten Songs der letzten 20 Jahre Pop-Büro Region Stuttgart kann man sich nun auf dem Spotify-Account der StZ anhören. Foto: /Madlen Medvedovskyy

Seit 20 Jahren vernetzt, fördert und pusht das Pop-Büro Musik aus Stuttgart. Am Donnerstag wird das im Studio Amore gefeiert, beim Stadtkind stellt das Team dahinter seine musikalischen Highlights aus zwei Jahrzehnten Kesselsound vor.

Oh, es ist denkbar viel passiert in Stuttgarts Kulturszene seit 2003. Die Orsons und Cro haben die Stadt erneut zur Hip-Hop-Hochburg gemacht, Die Nerven zur Keimzelle für subversive Rockmusik, reihenweise Clubs sind dicht. Ebenso lang gibt es das Pop-Büro Stuttgart, das seit genau 20 Jahren den Nachwuchs fördert und Strukturen schafft, damit mehr erfolgreiche Acts und Künstler:innen in der Stadt heranwachsen können. Mit der About Pop ist man zudem gerade dabei, ein international strahlendes Showcase-Festival mit angedockter Branchenkonferenz zu etablieren.

 

Das alles wird am 19. Oktober 2023 im Studio Amore im Hotel am Schlossgarten groß gefeiert – von 20 bis 2 Uhr bei Musik, Lesungen und einer Ausstellung. Der Eintritt ist free!

Davor haben wir schon mal das Team des Pop-Büros gebeten, uns ihre Highlights aus 20 Jahren Stuttgart-Musik vorzustellen. Nachhören könnt ihr das Ganze hier und auf dem Spotify-Account der Stuttgarter Zeitung & Stuttgarter Nachrichten:

Walter Ercolino (Leitung): Tiefschwarz „Ghostrack“ (Shonky Remix)

Es muss so um 2003 gewesen sein. Stuttgart war mal wieder in der (nie endenden) Transformation, Shops machten dicht, Gebäude standen leer und alles schien in Aufbruchstimmung. Neue, temporäre Clubs entstanden, legendäre Partyreihen für kurze Zeit etabliert, es war wild. Der Sound der Zeit: Elektro. Tiefschwarz waren, nachdem sie sich vom boring Vocal-House-Sound verabschiedet hatten, ganze vorne mit dabei. Ihr Song „Ghosttrack“ (im Shonky Remix) war eine der Hymnen des Jahres.

Nils Runge (Nachtmanager für Stuttgart): Solee „Feiern“

Stuttgart und die Region haben großartige Künstler:innen und Labels, die sich nicht verstecken müssen. Das Ganze funktioniert aber nur, wenn man diese Tracks auch in vielen Stuttgarter Clubs feiern kann. Viele dachten am Anfang, dass ich fürs Feiern bezahlt werde, dabei handelt es sich bei der Arbeit als Nachtmanager meistens um einen normalen Bürojob mit normalen Arbeitszeiten, natürlich auch mal bei Nacht. Aber das ist dann wirklich die Ausnahme. Trotzdem feiere ich einfach ultra gerne und hoffe, dass das irgendwann so normal und gesellschaftlich anerkannt ist, wie auf dem Wasen eine Maß zu trinken.

Amelie Köppl (Projektleitung Kommunikation und Netzwerke): Jiska „Girl Next Door“

Es gibt Musikerinnen aus der Region, die verfolge ich schon eine ganze Weile. Vor allem, weil sie so inspirierend kreativ und mutig sind. Eine von diesen Musikerinnen ist Jiska, die mir zum ersten Mal während meines Volontariats 2016 beim Pop-Büro als Frontfrau der Band Once On Earth aufgefallen ist, obwohl ich musikalisch aus einer viel härteren Ecke komme. 2020 ist sie mit ihrem ersten Video als Solo-Artist beim „Buggles Award“ aufgeploppt, inzwischen wächst eine vielversprechende Solokarriere – inklusive zahlreicher Radioplays und spannenden Features mit unter anderem LNA und Weekend. Jiska geht ihrem Weg mit Songs, die zeitlos für Roadtrips geeignet, fluffig-schön und so international anmutend sind, dass man kaum glauben mag, dass sie aus dem kleinen Schwaikheim bei Winnenden stammt.

Jakob Mäder (Projektleitung Open Records): Davidis „Kein Plan was du machst“

Pop-Büro Region Stuttgart heißt Aktualität und nah am musikalischen Nachwuchs. Seit 2021 gibt es das Projekt Open Records, das genau da ansetzt und junge, aufstrebende Musiker:innen fördert und bei ihrem Weg in die Musikwelt begleitet. Der Sound der Stuttgarter Jugendhäuser ist ja schon seit je her ein wichtiger Bestandteil der lokalen Musikwelt in Stuttgart. Irgendwo zwischen Pop, Hip-Hop und elektronischer Musik und auf jeden Fall geprägt von den Themen junger Menschen findet sich der Sound der Compilation „Nullsiebenelf 2023“ – eine Veröffentlichung, die das Projekt Open Records des Pop-Büros möglich gemacht hat.

Sarah Stapp (Projektleitung Mentoring/About Pop): Mine „Das Ziel ist im Weg“

Schon 20016 entdeckte ich Mine mit dem Song „Das Ziel ist im Weg“. Allein die fünf Worte ließen mich kurz innehalten, der Sound und die Stimme gaben mir den Rest. Die Kirsche: durch meine Recherche erfuhr ich, dass sie auch noch aus der Region Stuttgart kam! Während ich also nach Stuttgart kam, um ein Volontariat beim Pop-Büro zu starten, nahm gerade Mines Karriere Fahrt auf.

Vier Jahre später, Anfang 2020, findet „Girl Put Your Pop Freaks On“ statt. Das vom Pop-Büro gegründete Netzwerktreffen für Musikerinnen – in dieser Edition gemeinsam mit dem Merlin. Und das beste daran: Wir konnten Mine für unseren Talk gewinnen, in dem sie von ihren Erfahrungen als Musikerin in der Musikbranche erzählte.

Felix Pecher (Projektleitung Neue Medien und Technologien): Itchy „Drogenfrau“

Itchy war einer der ersten Bands die ich gehört habe, mit denen sich eine neue musikalische Welt für mich geöffnet hat. Weg von geschenkten „Bravo Hits“ und hin zu den schweißtreibenden Konzerten, die als Heimspiel in Stuttgart ihren Höhepunkt gefunden haben. Unvergessen ist dabei der Auftritt im Keller Klub.

Annika Feldmann (Projektleitung Förderung, Weiterbildung und Netzwerke): Mele „Deine Cousine“

Was würde deine Mutter sagen?

Konstantina Poulidis (Mitarbeiterin Kommunikation und Projektmanagement): Horizontaler Gentransfer „Tentaculo“

Es war ein lauer Sommerabend dieses Jahr. Wir standen auf dem schönen Balkon vom Stadtpalais und haben uns eine Zigarette angemacht, als es plötzlich drinnen losging mit dem „Ereignishorizont“ (Song vom gleichnamigen neuen Album von Horizontaler Gentransfer, Anm. d. Red.). Ich habe viel über Awareness gelernt dieses Jahr und super liebe Menschen in Stuttgart kennengelernt, weswegen ich mir noch einmal mehr dieselbe Frage stelle wie Horizontaler Gentransfer in ihrem Song „Tentaculo“: „Why do we hate each other…?“

Bettina Marquardt (Projektleitung Veranstaltungen und Vielfalt/About Pop): Peter Muffin Trio „Supercool“

Wer lang genug in Stuttgart lebt, pflegt zu sagen: „Stuttgart halt“. Man läuft sich ständig über den Weg, kennt sich über mindestens zwei Ecken und findet sich meistens „supercool“. Vermutlich 2013 unterhielt ich mich auf dem Campus mit einem Typen, der mir anbot, er könne mir seine noch unveröffentlichte Musik zum Reinhören schicken. Peter Muffin Trio nannte sich das Projekt. Ich bin nicht nur Fan von Julian Knoth, sondern auch von seiner Trio-Entwicklung – mega-sympathische Band, künstlerisch wertvoll, kreativ, mit Haltung, niemals pseudo, immer tanzbar – ob bei der Klinke im Merlin (2019), beim Sitzkonzert zur Pandemie-Hochphase im Wizemann (2021) oder auf dem Maifeld Derby (2023).

Manuel Albani (Projektleitung Konferenzen und Räume/About Pop): Karies „Alice“

Der Song und das Album „Alice“ von Karies sind in und um meine damalige WG entstanden, als ich frisch nach Stuttgart gezogen bin. Alice steht für mich stellvertretend für die Stuttgarter Post-Punk-Acts, die damals in Stuttgart aufgetaucht sind und aus deren Netzwerk auch heute noch viel tolle Musik entsteht.

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