Was fehlt dem Medienstandort Südwest noch alles? Bei der 21. Filmschau Baden-Württemberg wurde auch das diskutiert. Das Filmprogramm bewies, dass es jedenfalls nicht an der Vielfalt der Talente mangelt.

Stuttgart - Scherze entwickeln gerne Eigenleben. Die 21. Filmschau Baden-Württemberg begann mit einer Podiumsdiskussion der Landespolitiker zum Medienstandort. Helen Heberer von der SPD fehlte zwar krankheitshalber, aber die anderen kulturpolitischen Sprecher der Fraktionen waren da, Sabine Kurtz von der CDU, Heiderose Berroth von der FDP, Manfred Kern von den Grünen und obendrein Kulturstaatssekretär Jürgen Walter.

 

Der Moderator Andreas Braun juxte anfangs, wie viel schöner und wichtiger die Filmschau sei als die Berlinale, und aus diesem spielerischen Größenwahn heraus kroch der Gedanke in die Diskussion, dem Ländle fehlten große Studiohallen, so etwas wie Babelsberg. Von der ironischen Utopie hin zur Erwähnung, dass es doch viele Flächen gebe, wo man so etwas hinstellen könnte, war es nur ein kleiner Schritt. Wohlgemerkt, auch Babelsberg ist ein defizitärer Betrieb.

Unterschiedliche Bedürfnisse

In der lebhaften Diskussion, an der sich aus dem Publikum unter anderem der Produzent Jochen Laube („Kreuzweg“), der Medien- und Filmgesellschafts-Chef Carl Bergengruen sowie Albrecht Ade, der Gründungsdirektor der Filmakademie, beteiligten, wurde dann aber klar, wie zersplittert die Szene ist, wie unterschiedlich ihre Bedürfnisse sind, wie wenig Patentlösungen helfen. Wer Serien drehen will steht vor anderen Problemen als jemand, der den großen deutschen Kinohit anstrebt.

Die Filmschau zeigt schon mit ihren diversen Preiskategorien, dass Baden-Württemberg ein kleiner Standort mit großer Bandbreite ist, was man als Herausforderung begreifen muss. In der Kategorie Spielfilm gewann Thomas Stubers „Herbert“ über einen Boxer, der an ALS erkrankt ist. Zum besten Dokumentarfilm wurde Nicolas Steiners „Above and below“ gekürt, der ein paar Menschen beobachtet, die vom Mars träumen.

Christian Werner legte mit „Fremdkörper“ den besten Kurzfilm vor, und Elena Walf mit „Some Thing“ die beste Animation. Vierzehn weitere Auszeichnungen wurden im Rahmen des 12. Jugendfilmpreises, des Katholischen Jugendmedienpreises und des Wettbewerbs Entwicklungspolitischer Film vergeben. Die Frage ist also nicht, ob es genügend Talente gibt, sondern wie vielen von ihnen die Medienszene im Südwesten ökonomische Chancen bieten kann.

„Vergessen das!“

Damit diese heikle Frage nicht zu Verbissenheit führt, sollte man sich vielleicht eine Aussage aus Elisabeth Hambergers einstündigem Dokumentarfilm „Dancing beyond . . .“ merken. Eric Gauthier, um dessen Karriere und Ensemble es hier geht, erklärt darin mit seiner typischen Mischung aus kanadischem Akzent und eloquenter Herzlichkeit, wie der Weg zum Erfolg begann: „Ich hab’ gemerkt, moderne Tanz hat gar keine Humor. Es ist alles ernst. Und wie tanzt ihr das? So ernst und schmerzhaft und ,ooh‘ und dunkel und ,uuh‘. Vergessen das! Ich hab gedacht, Gauthier Dance macht was anderes. Wir machen Humor. Nicht immer, aber ein bisschen.“