Der Präsident der Stiftung Naturlife, Claus-Peter Hutter,
kennt sich aus mit Fledermäusen. Im Interview erzählt er unter anderem, warum Menschen sie noch vor 100 Jahren an Scheunentore nagelten.

Politik: Lisa Kutteruf (lis)

Bietigheim-Bissingen - Jedes Jahr im August weisen Naturschützer bei Veranstaltungen auf die Gefährdung von der nachtaktiven Segler hin. Im Rahmen der 23. Europäischen Fledermausnacht findet an diesem Samstag, 24. August, um 19.30 Uhr eine Führung im Mettertal statt.

 

Herr Hutter, wie ist die Wetterprognose? Findet die Fledermausführung statt?

Das ist sehr wahrscheinlich. Das Wetter scheint gut zu werden.

Würde die Führung bei Regen ausfallen?

Bei starkem Regen sind keine Insekten unterwegs, und dann fliegen auch die Fledermäuse nicht. Die Menschen würden also gar nichts sehen oder hören.

Kann man Fledermäuse denn hören?

Jüngere Menschen können das manchmal, ältere nicht. Deshalb nehmen wir sogenannte Bat-Detektoren mit auf die Tour. Die Detektoren verstärken die Geräusche der Fledermäuse. So können die Teilnehmer die Fledermäuse orten und sogar unterscheiden, die Tonlage ist nämlich von Tier zu Tier verschieden.

Was fasziniert Sie an Fledermäusen?

Wir können viel von ihnen lernen. Sie geben Ultraschalllaute ab, die von der Umgebung reflektiert werden und durch die sie Insekten innerhalb von Sekundenbruchteilen orten können. Wir nutzen diese Technik zum Beispiel für U-Boote. Wir können außerdem von ihnen lernen, unterschiedliche Lebensräume zu nutzen. Fledermäuse sind auch Bioindikatoren. Wenn sie verschwinden, sollten wir hinsehen, weil dann in der Umwelt etwas nicht stimmt. Dann gilt es nach den Ursachen zu suchen.

Stichwort verschwinden: Wie geht es den Fledermäusen in unserer Region? Haben sie alles, was sie brauchen?

Nein. Fledermäuse sind sehr stark gefährdet. Je spezialisierter ihre Art, desto gefährdeter. Deshalb gibt es auch die Batnight. In der Europäischen Fledermausnacht, während der auch die Führung stattfindet, sollen die Menschen für Fledermäuse und ihre Bedürfnisse sensibilisiert werden. Wer bei der Führung teilnimmt, entwickelt ein anderes Verständnis für die Tiere und erinnert sich vielleicht später daran, wenn er zum Beispiel ein Haus renoviert. Ich denke an Fensterläden, hinter denen sich Fledermäuse verstecken können oder an Einfluglöcher im Dachstuhl.

Sie haben angedeutet, dass es viele Vorurteile gegenüber Fledermäusen gibt. Woran denken Sie dabei?

Früher haben Menschen Fledermäuse mit entlegenen unheimlichen Orten verbunden. Es war noch vor 100 Jahren üblich, tote Fledermäuse an Scheunentore zu nageln, um böse Geister fernzuhalten. Und dann gibt es natürlich zahlreiche Geschichten über Vampire. Aber solche Geschichten sind längst passé. Durch die Aufklärungsarbeit der Umweltorganisationen hat sich das Image der Fledermausfamilie gebessert. Und blutsaugende Fledermäuse gibt es in unseren Breitengraden sowieso nicht.