Der Rems-Murr-Kreis ist reich an Mühlen. Am Pfingstmontag, 5. Juni, öffnen 13 Mühlen von 11 bis 17 Uhr ihre Türen und geben einen Einblick in ihr historisches Innenleben, auch die Ölmühle in Michelau.

Rems-Murr-Kreis - Der traditionsreiche, bundesweit begangene Mühlentag ist im Schwäbischen Wald ein Pflichttermin für Freunde der Mühlenoldies. Immer am zweiten Pfingstfeiertag, in diesem Jahr am 5. Juni, öffnen die Technikveteranen Türen und Tore und lassen sich in ihrem altertümlichen Charme mit Mehlstaub und Wasserrädern bestaunen.

 

Die Manager des Mühlentags haben zu dessen Eröffnung einen würdigen Vertreter der Mühlenkultur im Nordosten des Rems-Murr-Kreises auserwählt: an der Ölmühle Michelau im Wieslauftal (Gemeinde Rudersberg) wird der Rems-Murr-Landrat Richard Sigel das Startsignal für das Mühlenspektakel im Schwäbischen Wald geben. Die Ölmühle, Rarität und Prachtexemplar zugleich, kann sich rühmen, die älteste ihrer Art in Baden-Württemberg zu sein. Sie entstand in jener Epoche, als das Zeitalter der Industrialisierung heraufzog und langsam auch die Rumpeltechnik der vielen alten Mühlen zwischen Welzheim, Gschwend und Murrhardt erfasste. Schon Mitte des 18. Jahrhunderts, so ist überliefert, wurde in Michelau aus Leinsaat und Raps sowie aus Walnüssen, Kürbiskernen und Bucheckern Öl gewonnen.

Wenig Verdienst für Ölproduzenten

Doch diese Zeit ist längst vergangen, Mitte der 1950er-Jahre, als das Mühlensterben einsetzte, kam auch das Aus für den Öl produzierenden Kleinbetrieb in Michelau. Mit dem waren keine so fetten Einkünfte zu erzielen wie die eines arabischen Ölprinzen. Im Gegenteil: Die einstigen Ölproduzenten in hiesigen Breiten waren schon froh, wenn sie einigermaßen über die Runden kamen.

Das technische Interieur der Ölmühle vermittelt den Besuchern einen lebendigen Eindruck davon, wie die kleine Raffinerie dereinst funktionierte. Gerätschaften und Maschinenbestand sind noch komplett vorhanden. Doch nach ihrem jahrzehntelangen Stillstand sei es nicht mehr möglich gewesen, sie mit vertretbarem Geldaufwand wieder in beweglichen Zustand zu versetzen, erzählt Richard Horn, der die Ölmühle, die der Gemeinde Rudersberg gehört, ehrenamtlich betreut. Bei Führungen weiß der Mann anschaulich zu berichten, wie die Ölgewinnung vonstatten ging.

Ein knapp 40 Kilometer langer Rundweg

Nach Auskunft von Dietrich Frey aus Welzheim, der seit mehr als zwei Jahrzehnten den Mühlentag im Schwäbischen Wald organisiert, ist nun auch die Michelauer Ölmühle in den Streckenverlauf des weithin bekannten Mühlenwanderwegs aufgenommen worden. Desgleichen die Glattenzainbachmühle im Murrhardter Stadtteil Kirchenkirnberg. Der insgesamt 37 Kilometer lange Rundweg verbindet insgesamt elf historische Mahlbetriebe, für kürzere Wanderungen ist die Gesamtstrecke in fünf verschiedene Abschnitte aufgeteilt worden.

Dietrich Frey denkt bereits an den Mühlentag im kommenden Jahr. Da ist ein Jubiläum fällig: die 25. Mühlenpräsentation. Zu diesem Anlass soll die historische Hummelgautsche in Alfdorf wieder auf Vordermann gebracht werden. Ihr neues Wasserrad ist bereits fertig – hergestellt von einer Rentnercrew, die sich schon in den vergangenen Jahren um den Erhalt der Museumsmühlen im Schwäbischen Wald verdient gemacht hat.

Technikveteranen präsentieren sich

Eröffnungsfeier
Am zweiten Pfingstfeiertag, 5. Juni, wird der 24. Mühlentag begangen. Der Landrat Richard Sigel eröffnet ihn um 11 Uhr an der Michelauer Ölmühle in Rudersberg. Eine Stunde zuvor gibt es dort eine Kirche im Grünen.

Mühlenvielfalt
Am Mühlentag präsentieren sich folgende Technikveteranen: die Heinles-, Menzles-, Hag- und die Meuschenmühle, außerdem die Brandhöfer Ölstampfe, die Hundsberger Sägmühle und die Glattenzainbachmühle im Murrhardter Stadtteil Kirchenkirnberg. Mit von der Partie sind auch die Voggenbergmühle in Alfdorf und die Rümelinsmühle in Murrhardt, beide Mahlbetriebe arbeiten noch gewerblich.

Programm
An allen Mühlenoldies entlang des Mühlenwanderwegs werden fachmännische Führungen geboten, auch die Verköstigung der Besucher kommt nicht zu kurz. Zudem sind diverse Mitmachaktionen für Kinder geplant. An der Hummelgautsche wird gezeigt, wie früher mit einfachen Mitteln ein Baumstamm in Bretter zerlegt wurde. Als Service für Radler und Wanderer fährt von Schorndorf aus der Waldbus Richtung Schwäbischer Wald, nähere Auskünfte unter www.waldbus.de.