Nach 16 Jahren Pause startet Porsche mit dem 919 Hybrid erstmals wieder als Werksteam und in der höchsten Kategorie LMP 1 bei den legendären 24 Stunden von Le Mans. In einem der beiden Fahrzeuge sitzt der Ludwigsburger Marc Lieb. Ein Interview.

Sport: Dominik Ignée (doi)
Stuttgart – - Nach 16 Jahren Pause startet Porsche mit dem 919 Hybrid erstmals wieder als Werksteam und in der höchsten Kategorie LMP 1 bei den legendären 24 Stunden von Le Mans. Eines der beiden Fahrzeuge pilotieren der Franzose Romain Dumas, der Schweizer Neel Jani und der Ludwigsburger Marc Lieb. „Dieses Jahr ist erst mal unser Lehrjahr“, sagt der 33 Jahre alte Schwabe vor dem Start des Rennklassikers . Die erfahrenen Konkurrenten Toyota und Audi sieht er noch im Vorteil.
Herr Lieb, Ihre Söhne sind vier und acht Jahre alt. Ist die Familie auch schon in Le Mans eingetroffen?
Meine Familie ist nicht dabei. Die Woche vor dem Rennen war für mich allein ja schon so anstrengend. Und wenn die Kinder zwei Tage an der Rennstrecke sind, dann wissen sie auch nicht mehr, was sie am dritten Tag machen sollen. Man nimmt seine Frau und die Kinder ja auch nicht mit ins Büro.
Wie haben Sie sich auf die Tortur vorbereitet?
Ich habe einfach noch ein bisschen mehr Sport gemacht, bin häufiger gelaufen, habe mich auch bewusster ernährt. Alkohol wurde zuletzt komplett weggelassen. Das sind so die Kleinigkeiten, die man tun kann vor Le Mans.
Sie haben dort schon in der kleineren GT-Kategorie dreimal gewonnen, jetzt sind Sie erstmals in der Königsklasse LMP 1 dabei. Kann man Sie als alten Hasen bezeichnen?
Ich kenne die Strecke und weiß, wie das Rennen abläuft. Es gibt da schon so etwas wie eine Routine. Ich bin nur mit einem anderen Auto unterwegs.
Steht schon der Plan, wer von Ihnen anfängt? Der Franzose Romain Dumas, der Schweizer Neel Jani oder Sie?
Einen groben Plan gibt es. Wir haben uns auf Neel als Startfahrer festgelegt. Und ich denke, ich werde dann als Zweiter im Auto sitzen.
Bleibt es dann bei dieser Reihenfolge?
Normalerweise bleibt es so, es sei denn, einer wird krank oder kann nicht mehr. In diesem Fall wird gewechselt.
Das Reglement lässt das zu?
Ja. Es gibt nur eine bestimmte Regel, wonach einer maximal vier Stunden am Steuer sitzen darf. Danach sind dann zwei Stunden Pause vorgeschrieben. Wir werden zwischen zweieinhalb und drei Stunden im Auto sein. Das hängt davon ab, wie lange wir mit einem Reifensatz fahren können. Wenn wir die Reifen austauschen, dann wechseln wir natürlich auch gleich den Fahrer.
In den Pausen spielen Sie auf dem Handy?
Das nicht. Man geht auf die Massagebank, isst und trinkt etwas. Und man verfolgt natürlich das Rennen. Wenn ich der nächste Fahrer bin, werde ich über Funk schon wieder über alles Mögliche informiert. Aber wenn ich ausgewechselt werde und direkt danach eine echte Pause habe, versuche ich natürlich etwas runterzufahren, um Kräfte zu sammeln. Le Mans ist körperlich, aber vor allem mental ziemlich anspruchsvoll.
Wird auch geschlafen?
Am Abend zwischen 19 und 23 Uhr geht es nicht. Aber danach versucht man sich etwas hinzulegen. Es ist kein Tiefschlaf, aber eine Ruhephase, die sich der Körper gönnt. Man wird ja auch immer durch irgendwelche Geräusche aufgeweckt.