Die Filharmonie feiert ihren 25. Geburtstag. Die Kultur-, Kongress- und Eventhalle war anfangs recht umstritten, doch das Publikum strömte von Beginn an. Die neue Leiterin will eigene Akzente setzen.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Filderstadt - Einen gesellschaftlichen Mittelpunkt schaffen – das war das Ziel, als am 3. Mai 1994 die Filharmonie zum ersten Mal ihre Türen öffnete. „Mein Auftrag war, eine Halle für alle aufzubauen und die Einheit Filderstadts in dem Gebäude zu zementieren“, sagt Thomas Löffler, der ein Vierteljahrhundert als Geschäftsführer die Geschicke der Filharmonie geleitet hat. Seit dieser Saison hat Helene Sonntag das Zepter übernommen.

 

Dass es ihm gelungen ist, entgegen aller Widerstände und Proteste, eine erfolgreiche und gut ausgelastete Kultur- und Kongresshalle aufzubauen, weiß Löffler nicht erst seit den Festreden zu seiner Verabschiedung. Auch die Zahlen gaben ihm von Anfang an recht: Während zuvor für das städtische Kulturprogramm etwa 200 Abonnements verkauft worden waren, knackte Löffler gleich die 1000er-Marke. „Das war ein Ausdruck dessen, dass Filderstadt das wirklich gebraucht hat.“

Viel Freizeitkonkurrenz

Heute sind es noch rund 800 Abonnenten. Dass die Zahl etwas eingebrochen ist, liegt mutmaßlich an der immer üppiger werdenden Freizeitkonkurrenz. „Man muss das Publikum sehr umwerben“, sagt Helene Sonntag. Früher hätte eine Familie, die etwas auf sich hielt, ein Theater-Abo gehabt. „Das ist heute anders.“ Löffler erkennt eine zunehmende Eventisierung der Kultur. In Bildern gesprochen: Zuschauer erwarten immer häufiger ein Feuerwerk. Und Künstler, die früher als Straßenfeger scharenweise die Zuschauer anzogen, gebe es kaum noch. „Es ist eine große Aufgabe, neue Akzente zu setzen und junges Publikum zu gewinnen. Aber ich glaube, ihr seid auf dem richtigen Weg“, sagt Löffler an seine Nachfolgerin gerichtet. Im druckfrischen Programm für die nächste Saison fallen ihm als Höhepunkte ein Chaplin-Musical oder ein Projektionskunsttheater zur Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde ins Auge. „Ich finde das Programm besser als unser letztes“, sagt er ganz uneitel. „Das ist der Auftakt in eine neue Zeit.“

Wenngleich die Filharmonie seit ihrer Eröffnung ausgezeichnet hat, dass dort das Kulturprogramm der Stadt gestaltet wurde, war sie immer schon mehr als eine Kulturstätte. Auch die Standbeine als Kongresshalle und als Feierstätte für private Events gehörten seit jeher zum Konzept. Die Vermietungen tragen maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg bei. „Seit vier Jahren haben wir beim Umsatz die Millionengrenze überschritten“, sagt Löffler. Der Bau, der einst 37 Millionen D-Mark gekostet hat, ist seit zehn Jahren abbezahlt.

Von Rücklagen wurden Renovierungen bezahlt

Dennoch kommt das Kulturprogramm nicht ohne einen städtischen Zuschuss von einer Million Euro pro Saison aus. „Aber Kultur muss immer bezuschusst werden. Karteneinnahmen können die Kosten nie decken“, sagt Helene Sonntag, und Löffler ergänzt: „Wenn wir die Million nicht ganz gebraucht haben, ging der Rest in die Rücklagen. Davon haben wir Renovierungen bezahlt und brauchten nie einen Cent extra.“

Auch wenn Thomas Löffler in dem Vierteljahrhundert seiner Tätigkeit sehr markante Fußstapfen hinterlassen hat, wird deutlich, dass die neue Geschäftsführerin unerschrocken eigene Ideen mitbringt. Das zeigt sich nicht nur an dem optisch völlig neu und modern gestalteten Programmheft, sondern auch inhaltlich. Ihr Fokus liegt neben Altbewährtem auf jungen Ensembles und jungem Publikum. Ganz neu führt sie ein Jugend-Abo ein, um die Zuschauer von morgen zu gewinnen. Das Angebot ist attraktiv: „Der Eintritt kostet für sie so viel wie ein Kinoticket.“ Ihr Motto beschreibt Sonntag so: „Wir wollen den Geist der Zeit einfangen und mit dem Wind, den die Kollegen hinterlassen haben, neue Konzepte angehen.“

Das Festprogramm

Donnerstag, 16. Mai,
20 Uhr: Komödiantisch-musikalische Geburtstagsrevue mit dem Theater Lindenhof aus Melchingen

Freitag, 17. Mai,
16 Uhr: Warm-up mit den Nachwuchs-Bands Random, Ymordin, SyncAnima, Paralleluniversum; freier Eintritt. 20 Uhr: Rock mit der Cover-Band The Queen Kings; Aftershow-Party mit den Flippmann

Samstag, 18. Mai, 20 Uhr: Konzert des Filharmonischen Kammerorchesters und des Jugendsinfonieorchesters; Sinfonie Nr. 1 C-Dur von Beethoven; Filderstädter Chöre singen Filmmusik; Grußwort von OB Christoph Traub

Sonntag, 19. Mai, 9.30 Uhr: Ökumenischer Gottesdienst; Weißwurst-Jazzfrühstück mit der Big Band Harthausen; Musikverein Bernhausen und AcousticTree; Kindertheater; Let’s Dance Open mit dem Filder Express; freier Eintritt

Karten gibt es unter Telefon 07 11/709760 oder E-Mail an filharmonie@filderstadt.de.