Wenn es etwas gibt, das die Dieter-Schwarz-Stiftung gar nicht leiden kann, ist es Transparenz. Zahlen zu ihrem Engagement nennt die gemeinnützige Gesellschaft des Handels-Milliardärs (Lidl, Kaufland) grundsätzlich nicht. Unliebsame Presseanfragen beantwortet sie, wenn überhaupt, denkbar karg. Der 85-jährige Stifter selbst bleibt öffentlich unsichtbar, er lässt, wie die FAZ neulich schrieb, „sein Geld für sich sprechen“.
Nun aber hat die Stiftung ihre Geheimniskrämerei noch auf die Spitze getrieben. Am Dienstag feierte sie in Heilbronn ihr 25-Jahr-Jubiläum, auf dem von ihr finanzierten „Bildungscampus“. Geladen und gekommen waren Spitzenvertreter von Bund und Land, voran Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), sowie 300 hochrangige Gäste. Ausdrücklich nicht erwünscht (und auch nicht zugelassen) waren Medienvertreter. Die Veranstaltung sei „nicht presseöffentlich“, hieß es auf Nachfrage, wobei das „nicht“ gefettet und unterstrichen war – doppelt hält besser.
Warum der Termin in Scholz’ Kalender fehlte
Doch damit nicht genug der Verschwiegenheit. Noch am Tag der Feier weigerte sich die Stiftungssprecherin, Ort und Zeit mitzuteilen. „Es gibt eine Jubiläumsveranstaltung“, war das einzige, was sie verraten durfte. Ob auch Dieter Schwarz teilnehmen werde? Ob mithin ein Fotografierverbot gelte, weil der Milliardär bekanntlich keine Bilder von sich wünscht? Das blieb unbeantwortet.
Sogar die Bundesregierung hielt sich an die leicht bizarre Diskretion. Auf dem öffentlichen Terminkalender des Kanzlers fehlte die Feier in Heilbronn. Warum? Man habe die Veranstaltung nicht aufgeführt, weil sie nicht presseöffentlich sei, erläuterte eine Regierungssprecherin. Zu den Gründen dafür möge man den Veranstalter fragen. Auch Ministerpräsident Kretschmann verriet den Termin erst auf Nachfrage. Bei seiner Pressekonferenz nach der dienstäglichen Kabinettssitzung darauf angesprochen, sagte er: „Ich gehe wahrscheinlich heute Abend dort hin.“ Noch nicht ganz sicher sei es wegen einer Sitzung der Haushaltskommission.
Spürhunde und Schleuse für die Sicherheit
Am Ende kamen laut „Heilbronner Stimme“ nicht nur Scholz und Kretschmann, sondern auch Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) und die Landesminister Thomas Strobl und Nicole Hoffmeister-Kraut (beide CDU). Sie erlebten einen Abend mit der Schauspielerin Barbara Schöneberger – aktuell Werbegesicht für Lidl – als Moderatorin, dem Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar als Vortragsredner, dem Württembergischen Kammerorchester und einem Festessen. Alles habe unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen stattgefunden, samt Spürhunden und Schleuse am Eingang. Die Stiftung kündigte am Mittwoch immerhin eine Meldung über den Festakt an.
Eine öffentliche Würdigung – freilich anderer Art - erfuhr Dieter Schwarz erst wenige Tage zuvor im Stuttgarter Theater „Rampe“. Im Stück „Geld ist Klasse“ mit der Millionenerbin Marlene Engelhorn, die ihren als unverdient empfundenen Reichtum verteilt, wurde der Milliardär mehrfach erwähnt – als Paradebeispiel für die „Überreichen“, die dank ihrem Geld andere nach ihrer Pfeife tanzen lassen können.