An diesem Donnerstag vor 250 Jahren ist Beethoven in Bonn getauft worden. Vom großen Jubiläumsjahr bleiben unzählig viele abgesagte Konzerte – und Stücke wie die Große Fuge. Von Zeitgenossen miss- oder unverstanden, gilt das Stück heute als revolutionärer Türöffner zur Moderne.

Bonn/Wien - Babylonische Verwirrung! Chinesisch! Höchste Verirrung eines spekulativen Verstandes! Dokument einer gewaltigen, aber kranken Fantasie! Als der Wiener Geiger Ignaz Schuppanzigh 1826 mit Musikern seines Streichquartetts Beethovens Quartett op. 130 in seiner ursprünglichen Form zur Uraufführung brachte, hat dessen letzter Satz die Presse in Rage gebracht. Dem Publikum hat die gut 700 Takte lange Fuge von mehr als einer Viertelstunde Dauer auch nicht gefallen. Und die Musiker quälten sich. Von einer Probe berichtet der zweite Geiger Karl Holz: „Beethoven saß zwischen Schuppanzigh und mir, denn die hohen Töne trafen noch sein Ohr, während er die tiefen nicht mehr hörte. Beethoven gab die Tempi an, spielte uns auch einzelne Stellen auf dem Klavier vor. Schuppanzigh hatte manchmal einen harten Kampf mit Schwergriffen der 1. Violine, worüber Beethoven in ein homerisches Gelächter ausbrach.“