Am Donnerstag startet wieder Stuttgarts Festival für Medienexperimente. Von bizarren Kurzfilmen über seltsame Performances bis hin zu widerborstigen Rauminstallationen attackiert alles hier bis einschließlich Sonntag die Lust am Gewöhnlichen.

Stuttgart - Wer in einer von Werbetafeln rund um die Uhr durchflackerten Welt einen Flecken faszinierend intensiver Dunkelheit entdeckt und dann mit einer besonders starken Taschenlampe draufleuchtet, um ihn auch anderen zu zeigen, der macht irgendetwas falsch. „Fail! Fail!“, wie man in Kommentaren zum entsprechenden Youtube-Video in unseren Tagen höhnen würde.

 

Die wechselnden Macher des Stuttgarter Experimentalfestivals – oder sollte man nicht doch besser sagen: Festivalexperiments? – Filmwinter stehen seit drei Jahrzehnten vor einem ähnlichen Problem. Sie suchen im Film- und Medienbereich nach dem Verqueren, dem Abseitigen, dem Innovativen aus den Bastelhöhlen und Fieberköpfen des Untergrunds, am liebsten nach Formen, Formaten und Spielereien, die erst am Entwickeln ihrer Regeln, am Austesten ihrer Möglichkeiten, vielleicht noch auf der Suche nach passenden Namen sind. Zugleich muss das aber für ein Programm geordnet, für ein Publikum halbwegs erklärt und für die größtmögliche Öffentlichkeit sichtbar gemacht werden. Ist das dann noch Untergrund?

Weil nicht nur der Filmwinter auf der Suche nach dem haarsträubend Neuen ist, sondern letztlich jede Werbeagentur, jeder Designer, jede Spieleschmiede, jeder Galerist und jeder Merchandisingprofiteur, stellt der am Donnerstag startende 27. Filmwinter die unvermeidliche Frage thematisch vornweg: „What happened to Undergound?“ Wer noch nie einen Filmwinter besucht hat und hofft, auf der Website des Festivals eine rasche Antwort zu finden, der sei gewarnt.