Mit einem Film über die Gebrüder Alexander und Thomas Huber wagt sich das ZDF an das Genre des Bergfilms – und an eine neue Technik.
Stuttgart - Seltsam wie manchmal ein Inhalt und ein Medium aufeinanderknallen können. Im Falle des Fernsehfilms „Die Huberbuam“ schaut das so aus: da stehen auf der einen Seite zwei kernige, authentische Männer, die Gebrüder Alexander und Thomas Huber aus Berchtesgaden – den Bergfreaks sind sie bekannt aus Pepe Dankwarts fantastischer Kinodokumentation „Am Limit“, und allen anderen aus der Milchschnitte-Werbung. Auf der anderen Seite steht ein Format, das sich vorgenommen hat, mit Zeitrafferaufnahmen von steilen Gipfeln und rasenden Wolken, von beschleunigten Pflanzen und Tieren in fast schrillen Farben die Schönheit der Natur noch ein wenig aufzupeppen. Zu diesen manipulierten Bildern und einigen wirklich gut gemachten Kletteraufnahmen hat man dann einen recht pathetischen Text verfasst, der auf das Prinzip des Mantra setzt: Wiederhole dasselbe in regelmäßigen Abständen.
Weil das Ganze auch noch von einer Sprecherstimme intoniert wird, die bestens Adelshochzeiten oder Staatsbegräbnisse kommentieren könnte, entsteht beim Betrachter das Gefühl, dass hier mit sehr viel Geld die Guido-Knoppisierung des im Moment beliebten Genres des Bergfilmes betrieben wird. „Die Huberbuam“, ist der erste Film, den das ZDF selbst in 3-D produziert hat, „es kamen acht 3-D-Systeme zum Einsatz, darunter die völlig neue Minikamera Sinacam“, meldet die Pressestelle stolz. In diesem Format wird er allerdings nur im Internet zu sehen sein, das Fernsehen strahlt ihn ganz traditionell in 2-D aus, als recht steril wirkendes Stück Event-TV.
Alexander hatte mit einem Burn-out zu kämpfen
Dabei hätte die Geschichte der Huberbuam auch ohne die künstliche Überhöhung durch Buch und Regie von Jens Monath genug Stoff für eine spannende Dokumentation geboten. Die beiden Sportler sind nicht nur bei der Arbeit zu sehen, sondern sprechen vor der Kamera ganz offen darüber, dass sie mit über vierzig langsam in die Jahre kommen. Sie verfügen noch immer über viel Ehrgeiz und Können, aber sie haben auch schon erfahren, dass es mit dem Triumph des Willens, der gerade am Berg gerne gefeiert wird, nicht immer so einfach ist.
Während Alexander vor einiger Zeit mit einem schweren Burn-out zu kämpfen hatte, betrachtet Thomas den 18. Januar diesen Jahres als zweiten Geburtstag. Da erfuhr er, dass der bei ihm diagnostizierte Nierentumor operiert werden muss, aber gutartig ist. Noch einmal wollen sie nun nach diesen Tiefschlägen mit gegenseitiger Unterstützung zusammen eine Route gehen, die Route Karma in den Berchtesgadener Alpen. Wie sie dort dann das fast Unmögliche immer wieder wagen, an überhängenden Passagen in kompaktem Fels frei klettern, ist an sich schon eine Schau, in 3-D dürfte es schwindelerregend wirken.