Von Sting bis Grönemeyer, von Sam Smith bis Lenny Kravitz: Den 30. Geburtstag feiern die Jazz Open mit einem Lineup der Extraklasse und unterstreichen ihren Ruf als Top-3-Festival in Europa für Jazz & Beyond. Gibt es noch Karten? Wer spielt bei freiem Eintritt?

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Mit über 55.000 zahlenden Besucherinnen und Besuchern vermelden die Jazz Open zu ihrem 30. Geburtstag einen neuen Publikumsrekord. Kaum sind die Riesenleinwände der EM-Fanzone abgebaut, wächst die Tribüne für das nächste Großereignis empor. In Stuttgart folgt in diesem Sommer ein Höhepunkt auf den nächsten. Die Jazz Open bestimmen für zwölf Tage den Rhythmus der Stadt.

 

Los geht’s an diesem Donnerstag mit Lawrence und Diana Ezerek im Alten Schloss, auf der ebenfalls äußerst attraktiven Bühne des vor 30 Jahren gegründeten Festivals. Traditionell wird zum Auftakt die German Jazz Trophy der Stiftung Kunst und Kultur der Sparda-Bank Baden-Württemberg verliehen. In diesem Jahr wird Drummer-Legende Billy Cobham für sein Lebenswerk geehrt. Am Mittwoch kommender Woche beginnt Teil zwei des musikalischen Spitzentreffens auf dem Schlossplatz mit einem Konzert von Herbert Grönemeyer, seiner Band und den Stuttgarter Philharmonikern.

Gibt es noch Karten?

Fast alle Termine sind seit Wochen ausverkauft. Die letzten Karten gibt es nur noch für Jamie Cullum (27. Juli) und Parov Stelar/Meute (29. Juli). Der Schlossplatz wird nicht mehr so großflächig abgesperrt sein wie für die EM-Fanzone. Deshalb können Zaungäste wie gewohnt Platz nehmen im Bereich hinter der Königstraße und dem Musikpavillon – auch dort ist der akustische Genuss recht gut. Auf Gras können sie allerdings nicht ihre Picknickdecken ausbreiten – die Bodenplatten von der EM bleiben vorerst, bis der neue Rollrasen verlegt werden kann.

Wie ist der Zeitplan?

Die Jazz Open gehen vom 18. Juli bis zum 29. Juli, das gesamte, meist ausverkaufte Programm findet man auf der Homepage. Erstmals endet das Festival an einem Montag, weil die Veranstalter zugunsten der EM ihre Termine zeitlich verlegt haben. Für die Jazz Open hat der CSD übrigens seine Hocketse am 27. Juli und 28. Juli vom Schillerplatz zum Rotebühlplatz verlegt, damit es keine akustischen Überschneidungen gibt.

Welche Konzerte sind kostenlos?

Mit Hilfe von Sponsoren verdreifachen die Veranstalter in diesem Sommer die Angebote der kostenlosen Auftritte. Bisher hat die Stadt Stuttgart die Bands finanziert, die etwa im Musikpavillon der Königstraße, im Stadtpalais, im Kunstmuseum und in der Domkirche St. Eberhard spielen, ohne dass die Zuhörer dafür bezahlen müssen – auch diese Konzerte gehören zum guten Ton des Festivals. Damit kann die ganze Stadt das Jazz-Open-Gefühl erleben, auch diejenigen Musikfreunde, die sich die Karten für die Hauptbühnen nicht leisten können. Zu den Fördergeldern der öffentlichen Hand kommt nun erstmals finanzielle Unterstützung von Sponsoren wie Sparda-Bank und Master Card, die kostenlose Angebote jenseits des Schlossplatzes möglich machen. „Auf vier attraktiven Bühnen in der Innenstadt treten bei den Open Stages Musikerinnen und Musiker auf, die auf dem Sprung nach oben sind oder schon eine gewisse Bühnenerfahrung mitbringen, und anderswo nur gegen zweistellige Eintrittspreise zu erleben sind“, sagt Organisator Kai Erdlenbruch. Zu den Künstlern zählen Roni Kaspi, Younee und Marco Mezquida.

Wie fing es mit den Jazz Open an?

1994 haben die Jazz Open klein und puristisch auf einer Freifläche vor der Liederhalle begonnen und sich seitdem immer weiter für neue Musikrichtungen, gerne mit Popbezug, geöffnet – getreu dem Motto „Be Jazz, be Open“. Längst steht das Festival, das vor dem Umzug auf den Schlossplatz auch auf dem Pariser Platz und auf der Landesmesse stattgefunden hat, für Weltniveau und ist mit ein Grund, warum Stuttgart regelmäßig zur deutschen Kulturhauptstadt Nummer eins gewählt wird.

Wie zahlt man bei den Jazz Open?

Bezahlt wird beim europäischen Top-3-Treffen für Jazz & Beyond seit zwei Jahren mit der EC-Karte oder mit der Kreditkarte – das Portemonnaie kann man zu Hause lassen. Zu den Hauptsponsoren zählt schließlich ein Zahlungsdienstleister. Es gibt aber auch Kontaktlos-Armbänder mit einem Guthaben von 20 Euro, für die man noch Cash hinblättern kann. Caterer der Jazz Open ist erstmals Milos Vujicic vom Plenum und Ratskeller, der Michael Wilhelmer ablöst.

Wie finanzieren sich die Jazz Open?

Allein über die Eintrittskarten trägt sich das Festival nicht. Eine öffentliche Förderung gibt es für die Bezahlkonzerte nicht, nur für die kostenlos Angebote. Promoter Jürgen Schlensog beobachtet mit Sorge, dass europaweit Indiefestivals aufgrund der hohen Kosten aufgeben müssen. Die Jazz Open seien nicht in Gefahr – aus einem Grund: „Wir haben über die Jahre ein starkes Sponsoring aufgebaut. Sonst wären wir ebenfalls nicht mehr in schwarzen Zahlen.“ Auf dem oberen Teil der Tribüne befinden sich die Logen der Sponsoren, die ihre Geschäftspartner oder Freunde des Hauses einladen.

Kann man die Jazz Open auch ohne Karte sehen?

Die Streaming-Plattform Veeps bietet Konzerte für daheim an. In den USA und Kanada erfreut sich der Spezialist für das Streamen von Live-Konzerten weltweit in Echtzeit bereits großer Beliebtheit. Hierzulande ist dieser Service noch weitgehend unbekannt. Dennoch erklärten sich einige Künstlerinnen und Künstler spontan bereit, bei dieser Jazz Open-Neuheit mitzumachen.

Welche Besonderheit gibt es zum Jubiläum noch?

Zum 30. Geburtstag des Festivals ist ein faszinierendes Buch erschienen, das unter dem Titel „Jazz Open The Book. Live since ’94“ die Höhepunkte seit dem Start mit großartigen Fotos und schönen Erinnerungen zelebriert. Unvergessen etwa ist, als im Jahr 2018 zum Auftritt von Kraftwerk der deutsche Astronaut Alexander Gerst live aus dem Weltall zugeschaltet wurde. Das Buch zeigt: Hinter den Kulissen arbeiten Enthusiasten aus voller Überzeugung mit, damit Stuttgart in der Champions League der europäischen Jazzfestivals bleibt. Das Buch kann für 59,90 Euro auf der Homepage bestellt werden.