Vor 30 Jahren hat der Kanton das Frauenstimmrecht eingeführt. Manch ein Privileg bleibt den Frauen bis heute vorenthalten.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Appenzell - November 1990: In der Charta von Paris wird die Spaltung von Europa zur Geschichte erklärt, in Deutschland feiert man ein Jahr Mauerfall und räumt die letzten Reste des trennenden Walls auf den Müllhaufen der Geschichte. Im Schweizer Kanton Appenzell Innerrhoden wird eine Trennung beendet, die es in Europa nirgendwo sonst mehr gab. Den Frauen wird das Wahlrecht zugestanden. Nicht durch die Landsgemeinde, die unter freiem Himmel tagenden, stimmberechtigten Einwohner, sondern durch einen Gerichtsentscheid. Dreimal hatten die Herren feierlich die Hand erhoben, um den Frauen das Stimmrecht abzusprechen: 1973, 1982 und 1990. Doch nach der letzten Abstimmung erklärte das Bundesgericht den Innerrhodern, dass sie damit gegen die Verfassung verstoßen.