Das große Glück des Mauerfalls berührt viele Berliner und ihre Besucher am 30. Jahrestag noch immer sehr. Anders als vor noch fünf Jahren nehmen Warnungen vor einer neuen Spaltung des Landes großen Raum bei den Gedenkfeierlichkeiten ein.
Berlin - Vielleicht ist ja alles nur wegen der „Hieroglyphen“ so gekommen. Die Museumswärterin im „Tränenpalast“, der Ausreisehalle des innerberliner Grenzbahnhofs Friedrichstraße, meint nicht ägyptische Schriftzeichen, sondern die Sauklaue von Günter Schabowski. Der Sprechzettel des früheren DDR-Politbüromitglieds, auf dem er als letzten Punkt das Verlesen neuer Reiseregelungen notiert hatte, die unter dem Druck der friedlichen Massenproteste ausgearbeitet worden waren, ist erstmals in Berlin ausgestellt. Die Besucher bekommen ein Gefühl dafür, warum Schabowski so ratlos in seine Unterlagen blickte, als er nach dem Zeitpunkt des Inkrafttretens gefragt wurde. „Nach meiner Kenntnis ist das“, so lautete am 9. November 1989 um 18.53 Uhr seine historische Antwort, „sofort, unverzüglich.“