300 Tage nach der Geiselnahme israelischer Zivilisten im Gazastreifen durch die Hamas haben sich deren Angehörige und Tausende weitere Menschen in Tel Aviv zu einer Protestkundgebung versammelt.

300 Tage nach der Entführung israelischer Zivilisten als Geiseln in den Gazastreifen durch die Hamas haben sich in Tel Aviv deren Angehörige sowie tausende weitere Menschen zu einer Protestaktion versammelt. „Kein Sieg ohne die Rückkehr der Geiseln“ skandierten die Demonstranten am Donnerstag in der Nähe des Verteidigungsministeriums, wie ein AFP-Reporter berichtete. Viele trugen gelbe T-Shirts mit der Aufschrift „300“ und hielten Plakate mit Bildern der Verschleppten hoch.

 

Das  Forum der Geiselfamilien, das die Entführten vertritt, hatte unter dem Motto „Es reicht, wir verlangen eine Einigung“ zu einem Marsch mit anschließender Kundgebung aufgerufen.

„Heute ist es 300 Tage her, dass mehr als 1200 unschuldige Menschen gewaltsam ermordet und Hunderte in den Gazastreifen entführt worden sind“, hieß es in einer Erklärung des Forums.

Unter diesen Geiseln seien auch zwei kleine Kinder, hieß es weiter. „Kfir Bibas, der zum Zeitpunkt seiner Entführung erst neun Monate alt war und nun mehr Zeit in Gefangenschaft als in Freiheit verbracht hat, und Ariel Bibas, der am Montag seinen fünften Geburtstag in Gefangenschaft hat.“

Verhandlungen über Freilassung von Geisel bislang ergebnislos

„Wir fordern Ministerpräsident (Benjamin) Netanjahu und die israelische Regierung auf, das von Ihnen vorgeschlagene und von (US-)Präsident Joe Biden gebilligte Abkommen zu unterzeichnen“, hieß es in der Erklärung weiter. Das Abkommen sei „der einzige gangbare Weg, um ihre Freilassung zu sichern, den Konflikt zu beenden und einen Prozess der Heilung und des Wiederaufbaus in der Region einzuleiten“, hieß es. 

Verhandlungen zwischen der Hamas und Israel über eine Waffenruhe und die Freilassung der Geisel unter der Vermittlung der USA, Katar und Ägypten sind bislang ergebnislos geblieben. Eine für nächste Woche in Katar geplante Verhandlungsrunde wurde verschoben.  

Israels Armee gab am Donnerstag bekannt, den Hamas-Militärchef Mohammed Deif bei einem Luftangriff am 13. Juli im Gazastreifen getötet zu haben. Einen Tag zuvor war bereits der Hamas-Anführer Ismail Hanija bei einem Angriff in Teheran getötet worden, für den der Iran Israel verantwortlich machte. Dies lässt die Furcht vor groß angelegten Vergeltungsschlägen des Iran und seiner Verbündeten wachsen.

Am 7. Oktober hatten Kämpfer der Hamas Israel mit einem beispiellosen Angriff überfallen. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1195 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. 111 Geiseln werden immer noch dort festgehalten, 39 von ihnen sind offiziellen Angaben zufolge tot. 

Als Reaktion auf den Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bislang mehr als 39.400 Menschen getötet.