Auch nach gewaltiger Rotation im Team ist Borussia Dortmund zu stark für Augsburg. Beim Kantersieg der scheidender BVB-Held im Mittelpunkt. Wolfsburg hat derweil seinen Abstieg wohl verhindert – und Florian Neuhaus rettet Gladbach einen Punkt.

Der VfB Stuttgart hat am 32. Spieltag der Fußball-Bundesliga gegen den FC Bayern 3:1 gewonnen und hat so noch Chanchen auf dei Vizemeisterschaft. Neben den Schwaben hatte auch der Borussia Dortmund einen Grund zu jubeln. Der höchste Saisonsieg von Borussia Dortmund in der Fußball-Bundesliga ist zur großen Jubelshow für Marco Reus geworden.

 

Beim 5:1 (4:1) der BVB-C-Version am Samstag gegen den erschreckend schwachen FC Augsburg wurde der im Sommer nach zwölf Jahren scheidende Ex-Kapitän überschwänglich gefeiert. Einen Tag nach seinem angekündigten Abschied hatte der 34 Jahre alte Ex-Nationalspieler mit einem Tor (34. Minute) und zwei Torvorlagen entscheidenden Anteil am Sieg, der dem BVB den nötigen Schwung für das Champions-League-Highlight in Paris am Dienstag geben sollte.

Terzic rotiert in Startaufstellung kräftig

Trotz der XXL-Rotation von Trainer Edin Terzic machten die Dortmunder mit den Gästen kurzen Prozess und feierten den sechsten Heimsieg in Serie gegen die Schwaben, die den nächsten Rückschlag im Kampf um die Europapokal-Qualifikation kassierten. In dem seit Mittwoch für Dortmund unbedeutenden Bundesligaspiel trafen zudem zweimal Youssoufa Moukoko (4. Minute/29.), Donyell Malen (20.) und Felix Nmecha (64.).

Gegen den BVB, der die erneute Champions-League-Qualifikation trotz schwacher Bundesligasaison durch das 1:0 im Hinspiel gegen Paris Saint-Germain am Mittwoch sicher hat, traf für den FCA nur Ruben Vargas (32.). Damit scheint den Schwaben ausgerechnet im Saison-Endspurt die Puste auszugehen. Der FCA zeigte kein Bundesliga-Niveau und verlor von den jüngsten fünf Ligaspielen vier.

Reus auf Abschiedstour

Im Vergleich zum Hinspiel gegen Paris beließ Terzic nur Torhüter und Kapitän Gregor Kobel in der Startelf. Unter anderem BVB-Liebling Reus erhielt bei seiner Abschiedstour erstmals seit dem 17. März wieder eine Chance von Beginn an. Zudem feierte Antonios Papadopoulos sein Startelf-Debüt für die Dortmunder.

Ein waschechter BVB-Spieler gab gar sein Profidebüt: Der 18 Jahre alte Kjell Wätjen, der seit der U10 für die Westfalen spielt, agierte im defensiven Mittelfeld neben Nmecha und spielte vor allem im ersten Durchgang beherzt und glänzte mit einigen klugen wie mutigen Pässen in die Spitze wie vor dem 4:1 durch Reus.

Mateu Morey spielte erstmals seit drei Jahren wieder von Beginn an. „Wir werden definitiv rotieren und sind uns sicher, dass wir eine richtig gute Mannschaft auf dem Platz haben“, hatte Terzic vor dem Spiel angekündigt. In der Tat spielte sich die C-Version der Dortmunder unter allerdings auch gütiger Mithilfe der Gäste in einen Rausch.

Haarsträubende individuelle Abwehrfehler und zwei halbe Eigentore begünstigten die schnelle 3:0-Führung der Dortmunder schon nach einer halben Stunde. Bei der frühen Führung wäre der Ball auch ohne Moukokos Berührung nach einer Slapstick-Aktion der Augsburger Felix Uduokhai und Mads Pedersen ins eigene Netz gegangen, und bei Moukokos zweitem Treffer leistete sich Augsburgs Keeper Tomas Koubek einen üblen Patzer.

Reus überragt bei BVB-Sieg

Richtig zum Beben brachte Reus den Signal Iduna Park mit seinem Treffer zum 4:1 bereits nach 34 Minuten. Ein Steilpass Wätjens hebelte die gesamte Augsburger Defensive auf lächerlich simple Weise aus, und Reus lief seinem 155. Bundesligator entgegen. Das Spiel war schon nach 35 Minuten entschieden, die Südtribüne feierte ihren scheidenden Helden und stimmte sich auf das Highlight am Dienstag in Paris ein. Da störte auch der Patzer von BVB-Keeper Kobel vor dem einzigen Augsburger Treffer durch Vargas kurz zuvor nicht wirklich.

Reus bereitete auch den fünften Treffer durch Nmecha nach gut einer Stunde vor. Die Dortmunder hatten es nach dem Wechsel zunächst gemächlicher angehen lassen, was Augsburg indes nicht ansatzweise nutzen konnte. Nach und nach wechselte Terzic im zweiten Durchgang aber Stammpersonal ein. Unter anderem Reus ging kurz nach seiner Vorarbeit zum fünften Dortmunder Tor vom Feld und nahezu das gesamte Publikum erhob sich und feierte den sichtlich ergriffenen langjährigen BVB-Profi.

VfL Wolfsburg hat Schreckensszenario Abstieg wohl endgültig verhindert

Der Volkswagen-Club gewann am Samstag auch gegen den Auf- und Wiederabsteiger SV Darmstadt 98 mit 3:0 (2:0). Nach dem dritten Sieg in Serie ist der VfL einem Europapokal-Platz auf einmal sogar wieder näher als dem Relegationsrang der Fußball-Bundesliga.

Vor 23 108 Zuschauern nutzten der Österreicher Patrick Wimmer (8. Minute) und der Däne Jonas Wind (11.) gleich die beiden ersten Wolfsburger Chancen zu der sicheren 2:0-Führung. Gegen harmlose Darmstädter geriet dieser Vorsprung nie wieder in Gefahr. Der Tscheche Vaclav Cerny legte in der Nachspielzeit noch einen dritten Treffer nach (90.+3).

Darmstadt Tabellenletzter

Für Wolfsburgs Trainer Ralph Hasenhüttl begann in dieser Partie schon so etwas wie die Vorbereitung auf die nächste Saison. In den vergangenen Wochen setzte er gegen Bochum (1:0) und Freiburg (2:1) noch ausschließlich auf laufstarke und widerstandsfähige Spieler, die den Abstiegskampf auch wörtlich nehmen. Am Samstag erhielten nun mit Torschütze Wimmer, Toptransfer Lovro Majer und Außenverteidiger Joakim Maehle jene Profis eine Chance, für die der VfL einst eine Menge Geld bezahlt hat und die bislang nicht zu Hasenhüttls Spielidee zu passen schienen.

Und auch wenn der Gegner nur der abgeschlagene Tabellenletzte war: Gegen Darmstadt nutzen sie vor allem in der Anfangsphase die Gelegenheit, um diesen Eindruck zu widerlegen. Mit Majer als hängender Sturmspitze und Wimmer auf der linken Seite zogen die Wölfe ein energisches Pressing auf. Der kroatische 25-Millionen-Euro-Einkauf bereitete auch das 2:0 durch Wind vor. Und Wimmer verhinderte unfreiwillig sogar das 3:0, als ihm in der 42. Minute ein Eckball von Majer auf den Kopf prallte und von dort über das Tor flog.

Darmstadt konnte wenig entgegensetzen

Absteiger Darmstadt setzte dem nur wenig entgegen. Tim Skarke hätte die Lilien früh in Führung (5.) und Fabian Nürnberger kurz vor der Pause per Freistoß wieder heranbringen können (45.) - das war’s. Besonders enttäuschend dürfte dieser Nachmittag für Torwart Alexander Brunst und Mittelfeldspieler Julian Justvan verlaufen sein. Denn beide spielten schon einmal für die zweite Mannschaft des VfL.

Das Beste aus Darmstädter Sicht war noch, dass die 21. Niederlage im 32. Saisonspiel nicht höher ausfiel. Denn die spielfreudigen Wölfe hatten in der zweiten Halbzeit durch Kevin Paredes (53.), Majer (78.) und Cerny (87.) noch mehrere gute Chancen.

Sollte der Tabellen-16. Mainz 05 am Sonntagabend nicht in Heidenheim gewinnen, wäre der Wolfsburger Klassenerhalt auch rechnerisch perfekt. Aber auch so hat sich der Trainerwechsel von Niko Kovac zu Hasenhüttl bereits ausgezahlt: Von sechs Spielen mit dem 56-Jährigen gewannen die Niedersachsen vier.

Neuhaus rettet Gladbach spät einen Punkt

Ein später Treffer von Ex-Nationalspieler Florian Neuhaus hat Borussia Mönchengladbach vor dem nächsten Rückschlag im Abstiegskampf bewahrt. Der Mittelfeldspieler verwandelte in der Nachspielzeit einen Handelfmeter zum 2:2 (1:1) bei Werder Bremen und rettete der Elf vom Niederrhein damit einen wichtigen Punkt. Für die Bremer war das Remis im Kampf um einen Europapokalplatz dagegen ein Rückschlag.

Dabei hatten die Norddeutschen nach einem Doppelpack von Nick Woltemade (45. Minute, 65.) bereits wie der Sieger ausgesehen. Robin Hack hatte die Gäste vor 42.100 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion früh in Führung gebracht (8.).

Gladbach startet stark in Bremen

Durch das Remis im 1000. Heimspiel der Vereinsgeschichte verpasste Werder am 36. Geburtstag von Trainer Ole Werner den Sprung auf Platz acht, der am Ende für den Einzug in den Europapokal reichen könnte.

Die Gladbacher waren anfangs im Vergleich zum mutlosen Auftritt beim 0:0 gegen Union Berlin nicht wiederzuerkennen. Seoane hatte sein Team auf drei Positionen verändert. Julian Weigl, Franck Honorat und Manu Koné kehrten in die Startelf zurück. Und vor allem die Hereinnahme des lange verletzten Koné tat dem Spiel der Gäste gut. Gladbach trat viel ideenreicher und variabler auf und ging früh in Führung. Nach einem feinen Pass von Rocco Reitz war Hack zur Stelle und sorgte mit seinem neunten Saisontreffer für das 1:0.

Danach versäumte es die Borussia, den Vorsprung gegen verunsicherte Bremer auszubauen. Zunächst scheiterte Koné an Werder-Torwart Michael Zetterer. Dann parierte der Bremer Torhüter, dessen Vertragsverlängerung vor der Partie bekannt gegeben wurde, einen Kopfball von Ko Itakura stark.

Neuhaus behält vom Elfmeterpunkt die Nerven

Den Gastgebern, die zuletzt bei den Siegen gegen Stuttgart und Augsburg so überzeugt hatten, fiel lange nicht viel ein. Die plötzliche Aussicht auf den Europapokal schien die Norddeutschen irgendwie zu lähmen. Gladbach nutzte das aber nicht und zog sich unerklärlicherweise weit zurück. Das rächte sich kurz vor der Pause. Nach einem schweren Fehler von Joe Scally wurde Woltemade schön freigespielt und sorgte mit seinem ersten Bundesligatreffer für den Ausgleich.

Auch nach dem Seitenwechsel agierten die Gladbacher unerklärlich passiv und defensiv und überließen Werder komplett das Spielgeschehen. Das wurde wie schon einige Male in dieser Saison bestraft. Nach einer Ecke köpfte Woltemade zur Bremer Führung ein. Nun wachten die Gäste endlich wieder auf und hatten durch Reitz die große Chance zum Ausgleich (70.). Doch erst in der Nachspielzeit erlöste Neuhaus die Gäste und behielt vom Elfmeterpunkt die Nerven.