Der SV Leonberg/Eltingen baut seine Serie mit einem 33:31 (14:16) beim TV Oeffingen aus und ist seit sieben Spielen in der Handball-Württembergliga ungeschlagen.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Crunchtime. Anglizismen sind aus dem Sport nicht mehr zu wegzudenken, einige mögen unnötig sein, aber manchmal drücken sie auf perfekte Weise etwas aus, was im Deutschen nur mit mehreren Wörtern zu beschreiben ist. Crunchtime, das ist die Phase eines Spiels, in der es Spitz auf Knopf steht, in der sich die Waagschale endgültig auf die eine oder die andere Seite neigt, in der die Entscheidung über Sieg und Niederlage fällt. „Wir haben in der Crunchtime nur ganz wenige Fehler gemacht und deshalb haben wir gewonnen“, fasst Trainer Christian Auer die Partie des SV Leonberg/Eltingen beim TV Oeffingen zusammen. 33:31 siegte der SV in der Begegnung der Württembergliga, obwohl das Team zur Pause noch mit 14:16 zurückgelegen hatte.

 

Die Handballer des Sportvereins schwimmen auf einer Erfolgswelle, die letzte Niederlage datiert vom 30. Oktober 2022 gegen die HSG Albstadt (28:32), und eigentlich sollte im Match beim TV Oeffingen (Platz elf) nichts anbrennen. Eigentlich. Doch nach gutem Beginn und einer beruhigenden Vier-Tore-Führung (20.) nahm sich die Leonberger Truppe nach einem Drittel der Spielzeit eine körperliche wie geistige Auszeit, die so vom Trainer nicht genehmigt worden war. Bis zum Halbzeitpfiff hatten die TV-Akteure das Spiel vor 300 Zuschauern in der Oeffinger Sporthalle gedreht und gingen mit einem Zwei-Tore-Polster in die Kabine. „Wir waren gefühlt das bessere Team“, betont Trainer Auer, „auch wenn wir zur Halbzeit hinten lagen.“

Der Coach war überzeugt: Das Tempo sollte der Trumpf sein, um als Sieger vom Feld zu gehen, also forderte er von seinen Schützlingen, richtig Gas zu geben nach der Pause, was durchaus eine zielführende Strategie darstellte – jedoch stemmten sich die Gastgeber dagegen und hielten energisch mit. Bis zur 47. Minute wogte das Spiel hin und her sowie her und hin. Erst das 27:26 von Philip Schückle (47:02) markierte die Wende und den Beginn eben jener Crunchtime, in der der SV das Ruder immer fester umklammerte und das Spiel mehr und mehr in seine Richtung steuerte.

Ganz besonders auf das Torhüter-Duo Max Schneider und Dennis Kellner war absoluter Verlass – die beiden agierten wie der legendäre französische Starkeeper Thierry Omeyer (zweimal Olympiasieger, fünfmal Weltmeister): Sie hielten zwar nicht jeden Ball, der aufs Tor kam, aber sie parierten in den entscheidenden Szenen die Würfe der Oeffinger. „Alle beide haben ihren Anteil am Erfolg“, lobt Christian Auer, der zudem die überzeugende Abwehrarbeit in der spielentscheidenden Phase herausstellte.

Philip Schückle spielt trotz Verletzung durch

Und dann waren da noch die Routiniers auf Leonberger Seite, die ihren erklecklichen Teil dazu beitrugen, dass die Partie zugunsten des SV kippte. Lars Neuffer ging mit breiter Brust voran, führte die Mannschaft, scheute die Verantwortung nicht und erzielte die wichtigen Tore. „Wir waren in der Schlussphase einfach abgezockter, die Oeffinger haben da zu viele Chancen liegenlassen“, bemerkt der SV-Coach, „wenn wir unser Spiel machen, ist es schwer, uns zu schlagen.“ Kleiner Wermutstropfen: Philip Schückle spielte trotz Schmerzen weiter, nach dem Schlusspfiff bestand der Verdacht auf einen Bruch des mittleren Zehs am rechten Fuß. Die Untersuchung steht noch aus.

Davon hängt ab, ob er spielen kann, wenn am Samstag (20 Uhr) die HSG Ostfildern ins Sportzentrum kommt. Der Spitzenreiter musste nur eine Niederlage (33:35 gegen Oeffingen) und ein Remis (22:22 gegen Leonberg/Eltingen) verkraften. „Wenn wir einen überragenden Tag erwischen, können wir die HSG besiegen“, ist Christian Auer überzeugt. Und wenn die SV-Handballer am Samstag erneut so konzentriert agieren, wenn das Spiel in die Crunchtime geht. SV Leonberg/Eltingen: Neuffer (11/5), Schückle (6), Binder (5), Wiederhöft (4/2), Zimmermann (4), Wanner (1), Hönig (1), Fischer (1).