Der VfB Stuttgart hat in einer an Dramatik kaum zu überbietenden Partie bei Bayer Leverkusen mit 3:4 verloren. Die Schwaben waren mit 2:0 und 3:1 in Führung gegangen, doch Leverkusen triumphierte am Schluss.
Leverkusen - Wer momentan Bayer Leverkusen beim Fußballspielen zuschaut, braucht ein gutes Nervenkostüm. „Dass wir nach dem schwierigen Spiel gegen AS Rom in der Champions League es erneut drehen konnten, ist eine großartige Leistung“, sagte Bayer-Cheftrainer Roger Schmidt nach der Aufholjagd beim 4:3 (0:0) in der Bundesliga gegen den VfB Stuttgart. Gegen den italienischen Vizemeister hatte der Werksclub nach einem 2:4 ein 4:4 erzwungen, gegen die Schwaben wandelte er einen 0:2- und 1:3-Rückstand noch in einen Sieg.
„Wir haben immer an uns geglaubt. Wichtig ist, dass wir nicht aufgeben“, meinte Admir Mehmedi, der den 4:3-Siegtreffer (89. Minute) erzielte. Vor 30 100 Zuschauern in der ausverkauften BayArena brachten zuvor Martin Harnik (50.) und Daniel Didavi (54.) die Schwaben mit 2:0 in Führung. Nach dem 1:2 von Karim Bellarabi (57.) stellte Lukas Rupp (60.) den Stuttgarter Zwei-Tore-Vorsprung wieder her. Doch Sebastian Boenisch (70.), Javier „Chicharito“ Hernández (71.) und Mehmedi (89.) schafften für Bayer die Wende.
„Glückwunsch zum zweiten Last-Minute-Sieg“, sagte VfB-Coach zu seinem Kollegen Schmidt. „Für uns ist es schwer zu akzeptieren. Ich glaube, dass wir Minimum die gleichwertige Mannschaft waren.“ Bis auf die letzten 20 Minuten traf das bei einem unterhaltsamen, aber erst in der zweiten Halbzeit hochklassigen Schlagabtausch zu. In der ersten Hälfte hatten die Stuttgarter die besseren Chancen.
Bellarabi erweist sich als Glücksgriff
Der von den Leverkusenern umworbene Didavi stand bereits in der fünften Minute völlig frei, als er eine Flanke von Emiliano Insúa volley ans Außennetz schoss. Das galt auch in der 24. Minute für VfB-Stürmer Timo Werner, der nach einer weiteren präzisen Hereingabe von Insúa unbedrängt, jedoch knapp neben das Tor köpfte. Die dritte gute Chance für die mutig spielenden Gäste hatte vor der Pause erneut Didavi (35.), dessen 25-Meter-Freistoß Bayer-Keeper Bernd Leno mit einer starke Parade um den rechten Pfosten lenkte.
Dagegen hatten die Leverkusener, die zuvor in neun Liga-Begegnungen nur achtmal trafen, in der ersten Halbzeit wieder Ladehemmung. Erneut konnten sie Großchancen nicht nutzen. So schossen Mehmedi (18.), Hakan Calhanoglu (40.) und Hernández (45.) aus aussichtsreicher Position vorbei. „Es war ein schwieriges Spiel, Stuttgart war ein unangenehmer Gegner“, meinte Schmidt.
Der in der ersten Halbzeit fehlende Wille und die Unkonzentriertheit in der Abwehr wurden nach dem Wiederanpfiff mit einem Doppelschlag der Stuttgarter bestraft. Harnik (50.) erzielte das 1:0 für die Gäste, nachdem die Bayer-Elf den Ball nicht aus dem Strafraum bekam. Vier Minuten später schoss Didavi aus 18 Metern zum 2:0 ein.
Daraufhin reagierte 04-Coach Schmidt und brachte Nationalspieler Bellarabi für Julian Brandt. Ein Glücksgriff: Nach wenige Sekunden verkürzte er auf 1:2. „Ich wollte gleich Gas geben und Frische reinbringen“, meinte er zu seiner gelungenen Einwechslung. Allerdings bekam die Hoffnung auf einen Rom-Effekt schnell einen Dämpfer. Nach Vorlage von Werner schob Rupp (60.) den Ball zum 3:1 über die Torlinie. Doch die Platzherren gaben nicht auf: Boenisch erzielte das 2:3, „Chicharito“ eine Minute später den Ausgleich und Mehmedi kurz vor Ende der regulären Spielzeit das Tor zum glücklichen Sieg.