300 000 Passanten, Pendler und Reisende frequentieren täglich die Klett-Passage. Ihr Alleinstellungsmerkmal als Einkaufsmöglichkeit bis in den späten Abend ist zwar längst überholt, der Lack ein bisschen abgeblättert. Doch zur Geburtstagsfeier am Wochenende kehrte der Glanz der 70er-Jahre für einen Moment zurück.

Stuttgart - 300 000 Passanten, Pendler und Reisende frequentieren täglich die Klett-Passage. Ihr Alleinstellungsmerkmal als Einkaufsmöglichkeit bis in den späten Abend ist zwar längst überholt, der Lack ein bisschen abgeblättert. Doch zur Geburtstagsfeier am Wochenende kehrte der Glanz der 70er-Jahre für einen Moment zurück – mit Modenschauen, Gewinnspielen und Erinnerungen an die glorreiche Zeit. „Die Stuttgarter sind nach wie vor stolz auf ihre Klett-Passage“, sagte Ordnungsbürgermeister Martin Schairer bei der Feier. Die offiziellen Gratulanten sind sich einig: Die Passage ist besser als ihr Ruf. Vor 40 Jahren, zur Einweihung am 9. April 1976, war deutlich mehr Begeisterung im Spiel. Damals war der unterirdische Verkehrsknotenpunkt mit Ladenpassage unter dem Arnulf-Klett-Platz etwas ganz Besonderes. Der damalige Oberbürgermeister Manfred Rommel rühmte: „Stuttgart hat eine Attraktion bekommen, die des Partners der Welt würdig ist.“

 

Vor allem die Möglichkeit, bis 22 Uhr Lebensmittel, Mode, Schuhe, Papierwaren, Haarteile und Perücken einzukaufen, machte die Passage zum Publikumsmagneten. Im Kampf um die Lockerung des Ladenschlussgesetzes war hier die bundesweit erste Bresche geschlagen worden.

In jüngster Zeit leidet der Ruf der Passage

Neben dem Einzelhändler Frank Steinmann zog der Friseur Willi Ramp aus dem Hindenburgbau als erster Mieter einen Stock tiefer. „Ich bin praktisch in der Klett-Passage groß geworden“, erzählt Enkel Andreas Ramp, der das Geschäft seit 18 Jahren führt und noch lange bleiben will. „Die Mieter sind mit dem Standort zufrieden“, sagt Schairer, der Einzelhandel sei gut gemischt. Das von ihm seinerzeit erkämpfte offene System von Handel und Nahverkehr habe sich bewährt, sagte Architekt Hans-Dieter Lutz.

In jüngster Zeit wird immer wieder Kritik laut: An mangelnder Sauberkeit, am Publikum aus der Obdachlosen- oder Drogenszene. Verbesserungen, so Schairer, seien durch die Rauch- und Kampier-Verbote erreicht worden. Wolfgang Arnold vom Technischen Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) nennt es eine „große Herausforderung, diese Anlage in gutem Zustand und auf diesem Niveau zu halten“. Ein neues Konzept und eine Neugestaltung würden sich erst an dem zukünftigen Tiefbahnhof und der Nutzung des Bonatz-Baus orientieren. „Aber die Klett-Passage wird auch dann ihre Bedeutung behalten“, ist Arnold überzeugt.