Nach dem sensationellen 4:1-Erfolg in der Champions League bei Real Madrid feiert die Presse in den Niederlanden das Team von Ajax Amsterdam. Nun träumt man bereits vom ganz großen Coup.

Amsterdam - Den Niederländern kam es vor, als hätten sie was geraucht. „An einem halluzinierend schönen Abend erlebt Ajax das Wunder von Madrid“, kommentierte die Zeitung De Volkskrant den Auftritt von Ajax Amsterdam in der Champions League, der die ganze Fußballnation berauscht zurückließ. Das 4:1 (2:0) der jungen Wilden im Achtelfinal-Rückspiel beim entthronten Titelverteidiger Real Madrid erinnerte an die glorreichen Zeiten des sechsmaligen Europacup-Siegers.

 

Die Medien spielten jedenfalls verrückt. Von einem „wunderbaren Kunststück“, schrieb De Telegraaf. „Ajax gelang ein Wunder“, titelte NRC Handelsblad: „Das war die beste Leistung einer niederländischen Mannschaft seit dem 5:1 der Nationalmannschaft bei der WM 2014 gegen Spanien.“ Die Zeitung Algemeen Dagblad hatte einen „magischen Abend“ erlebt. Und De Volkskrant erkannte beim Erfolg gegen den Königsklassen-Gewinner der vergangenen drei Jahre „Fußball total 3.0.“

Team wird auseinanderbrechen

Tatsächlich setzten Hakim Ziyech (8.), David Neres (18.), Dusan Tadic (62.) und Lasse Schöne (72.) mit ihren Toren ein Ausrufezeichen. Trotz der Niederlage im Hinspiel (1:2) schaffte der niederländische Rekordmeister zum ersten Mal seit 2003 den Einzug ins Viertelfinale. Nach der Vorstellung in Madrid ist es für Ajax in der Runde der besten Acht allerdings vorbei mit der Außenseiterrolle. Der erste Triumph in der Champions League seit 1995 scheint nicht unmöglich.

Die Europacup-Saison steht für den Klub, der in der Gruppenphase zwei Remis gegen Bayern München holte (1:1 und 3:3), ohnehin unter dem Motto „jetzt oder nie“. Schließlich werden nahezu alle Leistungsträger und Top-Talente mit europäischen Spitzenklubs in Verbindung gebracht. Die Mannschaft um Routinier Klaas-Jan Huntelaar (35) wird nach dem Ende der Spielzeit auseinanderfallen. Frenkie de Jong ist schon fast weg. Der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler wechselt im Sommer für eine Ablöse von 75 Millionen Euro plus elf Millionen an möglichen Bonuszahlungen zum FC Barcelona. Der spanische Meister ist zudem an Kapitän Matthijs de Ligt interessiert. Der 19-Jährige wird aber auch von der halben englischen Premier League, Juventus Turin und Paris St. Germain umworben. Aufgrund der großen Nachfrage verlangt Ajax 85 bis 90 Millionen Euro für das Verteidiger-Juwel.

Nicht ganz so teuer sollen Donny van de Beeck, Kasper Dolberg, Ziyech und Tadic sein. Aber auch ihre Namen werden bei Topklubs gehandelt - Borussia Dortmund und die Bayern zählen unter anderem dazu. Trainer Erik ten Hag, einst Coach bei der 2. Mannschaft von Bayern München, hat also keine Zeit zu verlieren, wenn er mit seiner Truppe etwas reißen will. Auf die Leistung im Bernabeu lässt sich jedenfalls aufbauen. „Das war ziemlich nahe an der Perfektion“, sagte der Trainer: „Ich hatte jede Menge Spaß beim Zuschauen.“ Die hatte auch de Ligt beim spielen. „Die komplette Mannschaft hat funktioniert“, äußerte der Spielführer, der mehr will: „Wir haben den Bayern große Probleme bereitet. Wir haben den Titelverteidiger rausgeworfen. Wir können es weit schaffen.“