Ist das die Wende für den krisengeschüttelten VfB Stuttgart? Zum Einstand des neuen Trainers Huub Stevens gewinnt die Mannschaft in Freiburg mit 4:1. Die Partie in der StZ-Analyse.

Freiburg - Besser kann ein Comeback nicht verlaufen. Huub Stevens steht neben seiner Trainerbank. Kurz ballt er die Faust und lacht. Das Spiel ist aus – das erste Spiel nach seiner Rückkehr zum VfB Stuttgart. Es endet mit einem beeindruckenden 4:1-Erfolg im Derby beim SC Freiburg. Stevens hat alles richtig gemacht. „In der zweiten Hälfte haben wir gezeigt, was wir drauf haben können“, sagt er.

 

Nach dem Schlusspfiff jubeln die Spieler wie lange nicht mehr. Es war eine Befreiung für sie nach schwierigen Wochen mit vielen frustrierenden Ergebnissen und Erlebnissen. Und vielleicht war es auch das Signal, dass mit dem VfB wieder zu rechnen ist. Was so ein Trainerwechsel doch bewirken kann! „Das habe nicht ich erreicht“, sagt Stevens jedoch, „da haben die Spieler mitgeholfen. Ohne sie geht es nicht.“ Martin Harnik ist Spieler. Er sagt: „Bei einem neuen Trainer ist fast immer so ein Effekt da.“

Das bis zu dem Auftritt im Breisgau letzte Pflichtspiel mit dem VfB hatte Stevens bei der 0:1-Niederlage am 10. Mai in München bestritten. Von der damaligen Startformation waren jetzt nur noch vier Spieler erste Wahl: Sven Ulreich, Antonio Rüdiger, Carlos Gruezo und Christian Gentner. Das zeigt zum einen, wie schnelllebig der Fußball ist – und zum anderen belegt es, dass der VfB im Sommer schon versucht hat, das Gesicht der Mannschaft zu verändern.

Stevens ist da - und alles ist anders

Aber weil der erhoffte Effekt ausgeblieben ist, trat Armin Veh am Montag von seinem Trainerposten zurück, nach zwölf Partien mit nur zwei Siegen und drei Unentschieden, aber mit sieben Niederlagen – eine traurige Bilanz, die zum Absturz auf den 18. und letzten Tabellenplatz geführt hatte. Nun ist Stevens da – und alles ist wie durch Handauflegen anders.

War das die Wende? Oder anders gefragt: wie viel Potenzial steckt drin im aktuellen Team? Das kann Stevens jedoch auch nach dem Duell in Freiburg noch nicht abschließend beantworten, weil er erst wieder seit kurzer Zeit in Stuttgart ist. In den wenigen Stunden führte er einige Einzelgespräche mit den Spielern, um das Selbstvertrauen zu wecken – und er feilte an der taktischen Ausrichtung: am Huub-System. Mit Erfolg.

Wie bei Stevens üblich begann der VfB eher defensiv und dazu mit einer gegenüber der letzten Partie von Veh am Sonntag gegen Augsburg auf vier Positionen umgestellten Mannschaft: Florian Klein, Sercan Sararer, Timo Werner und Gruezo ersetzten Daniel Schwaab, Oriol Romeu, Filip Kostic und Daniel Ginczek.

Freiburg zeigt sich zunächst kampfstark

Nach dem traditionellen Badnerlied vor dem Anpfiff präsentierte sich auch der SC zunächst traditionell – nämlich kampfstark. Erstmals gefährlich wurde es vor dem Stuttgarter Gehäuse beim Schuss von Sebastian Freis (9.). Jonathan Schmid scheiterte ebenfalls (13.). Die bis dahin klarste Möglichkeit vergab dann erneut Freis, der einen kapitalen Patzer von Ulreich nicht ausnutzen konnte (24.). Der Sportclub war in dieser Phase besser, aber das Tor erzielte der VfB. Nach einer Ecke von Moritz Leitner und einer Kopfballverlängerung von Rüdiger bugsierte Harnik das Leder über die Linie (31.). Da war es mal wieder, das Glück, das zuletzt gefehlt hatte – was Veh als Grund für seinen Rücktritt nannte.

Harnik hatte sogar das 2:0 auf dem Fuß, doch Roman Bürki parierte (38.). Das sollte sich rächen, weil Vladimir Darida mit einem Schuss aus 27 Metern den Ausgleich markierte (42.) – wobei Ulreich wieder keine gute Figur machte. Noch Schlimmeres verhinderte bei dem Versuch von Felix Klaus die Querlatte (43.). „Wir hatten ein paar Mal richtig Glück“, sagte der VfB-Präsident Bernd Wahler in der Pause. Danach benötigte die Elf aber kein Glück mehr.

Können war die Aktion, die zum erneuten Stuttgarter Führungstreffer führte, als Gruezo nach einem Fehlpass von Stefan Mitrovic und einem abgeblockten Schuss von Gentner zur Stelle war (52.). Und Können war es weiter, wie nervenstark Werner einen Konter über Leitner abgeschlossen hat (68.). Und Können war es wieder, wie souverän Harnik zum 4:1 vollendete. „Die Tore waren super herausgespielt“, sagt Stevens. Hinzu kam, dass der VfB insgesamt an Stabilität gewann – vor allem in der Innenverteidigung mit den beiden jungen Rüdiger und Timo Baumgartl, mit dem wieder ein großes Talent heranzuwachsen scheint.

So war es ein schöner Tag für Stevens – ein schönerer noch als der 15. März. Damals endete sein erster Einstand in Bremen 1:1.