Rund 600 Mädchen und Jungen waren beim 49. Höfleswetzturnier des Württembergischen Fußball-Verbands mit dabei, das in Kooperation mit unserer Zeitung stattgefunden hat. Der Fair-Play-Gedanke und die Freude am Fußball standen im Vordergrund.

Zwei Jahre mussten die Jungs und Mädels warten, ehe sie das Privileg des 49. Höfleswetzturniers genießen durften. Kicken statt Schule: Das erhöht den Spaßfaktor natürlich enorm. Aber selbst ohne diesen Tag schulfrei, den der damalige Kultusminister und VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder möglich gemacht hat, wären die Jugendlichen am Dienstag sicherlich mit Feuereifer bei der Sache gewesen. Denn wo gibt es schon so etwas? Wer das vom Württembergischen Fußball-Verband (WFV) veranstaltete Eintagesturnier in Kooperation mit den Stuttgarter Nachrichten/Stuttgarter Zeitung in Deutschland ein zweites Mal sucht, wird in dieser Größe kaum etwas Vergleichbares finden.

 

Die 49. Auflage. Wer ist dabei?

Sie heißen Dorfbolzer, 1. FC Trinkpause, Turnierturbos oder Hackespitze123: Insgesamt hatten sich 55 Mannschaften angemeldet. Zwei mussten leider absagen, weil ihr Lehrer krank geworden ist. Dennoch waren rund 600 Mädchen und Jungen auf den Sportplätzen an der Mercedesstraße in Bad Cannstatt am Ball, um die Sieger in den verschiedenen Kategorien zu ermitteln. Die Mädchenteams (siehe Artikel unten) spielten altersunabhängig gegeneinander. Die Jungs hingegen waren aufgrund der Vielzahl an Mannschaften in Lauser (bis Jahrgang 2011) und in Höfleswetzer (bis Jahrgang 2008) unterteilt. Sogar ein Team aus der Nähe von Biberach war extra für das Turnier angereist.

Was macht das Turnier so besonders?

Niemand muss im Verein Fußball spielen, um beim Höfleswetzturnier dabei zu sein. Hier kicken Schulmannschaften, Nachbarsjungen oder befreundete Mädchen in den 6er-Teams zusammen. Der WFV hat die Organisation im Jahr 2019 übernommen. „Als der ADAC aussteigen wollte, war es uns wichtig, dass das Turnier weiterlebt“, sagt Matthias Rudolf vom WFV. „Unsere Aufgabe ist es, den Kinder- und Jugendfußball zu fördern. Und das klappt hier sehr gut.“

Fair Play ist Pflicht

Es haben sich viele schöne, freundschaftliche Szenen auf und neben den Sportplätzen abgespielt. Und auch die 22 Schiedsrichter kamen am Ende zu einem durchweg positiven Fazit: „Es war völlig entspannt dieses Jahr. Da habe ich schon hitzigere Turniere erlebt“, sagt der 32-jährige Christian Bauer, der seit 14 Jahren beim Höfleswetzturnier pfeift. Eine schwierige Aufgabe also für die Jury, zu entscheiden, wer am Ende den Fair-Play-Preis 2022 gewinnen soll. Die Nase vorn hatten letztendlich die Fünfsterne-Skiller aus Luginsland, die in der Vorrunde bei den Höfleswetzern ausgeschieden sind – auch, weil sie in ihrem dritten Spiel beim Stand von 2:2 den Schiedsrichter überstimmten und dem Gegner einen Eckball zugestanden. Oder völlig ruhig blieben, als ein Strafstoß für sie nicht gegeben wurde. „Als ein gegnerisches Bein im Gesicht meines Spielers landete, war es nicht ganz leicht, die Emotionen zurückzuhalten. Aber wir müssen Vorbilder sein“, betont Trainer Sebastian Bader. „In solchen Situationen kann man Größe zeigen.“

Programm mit VfB-Profis

Lange Schlangen bildeten sich bei der Autogrammstunde mit den VfB-Profis Pascal Stenzel und Luca Pfeiffer. Auch die Unterschrift von VfB-Maskottchen Fritzle war stark gefragt. Der Bundesligist hatte zudem seine Fußballschule zum Turnier entsandt, um verschiedene Stationen bei der Fußballiade zu betreuen. Wer hat den stärksten Schuss? Wer kann am besten zielen? Und wer bekommt einen weiten Einwurf unter Kontrolle? Die Besten bekamen VfB-Trikots, aber auch Wimpel, Fahnen, Sticker und andere VfB-Souvenirs durften die Mädchen und Jungen mit nach Hause nehmen.

Inklusion: Mittendrin statt nur dabei

Zum zweiten Mal in der Geschichte des Höfleswetzturniers waren Mannschaften mit dabei, deren Teammitglieder eine Behinderung haben. Fünf Mannschaften konnte Fritz Quien begrüßen, der unter anderem die Fußballer mit mentaler Beeinträchtigung bei der Landesauswahl betreut. Sogar der Weg aus Wilhelmsdorf bei Ravensburg war für einige nicht zu weit. „Es ist ein ganz besonderer Tag für alle. Wir sind dankbar, dabei zu sein und auf uns aufmerksam machen zu dürfen“, sagte Quien freudestrahlend.

Die Ergebnisse und Platzierungen

Alle Spiele und Ergebnisse sind auch im Internet auf der Homepage des WFV zu finden unter https://www.wuerttfv.de

Die Mannschaften auf den Plätzen 1 bis 3 sowie die Gewinner des Fair-Play-Preises dürfen am 29. Oktober das VfB-Spiel gegen den FC Augsburg live im Stadion verfolgen. Vor der Partie werden sie im Innenraum geehrt. Eine weitere Auszeichnung erhalten sie im Dezember im Weißen Saal des Neuen Schlosses.

Bester Höfleswetzer: brandgefährlich

Ruben Jungblut Foto: Max Kovalenk

Tempodribbling, ein gutes Auge für seine Mitspieler und dazu auch eine deutliche Ansage bei den Kommandos in Richtung seiner Mitspieler – zudem übernimmt er Verantwortung im Spiel und hat einen brandgefährlichen Torabschluss. All diese Gründe hat die Höfleswetzturnier-Jury in ihre Begründung einfließen lassen, weshalb sich Ruben Jungblut am Dienstag neben dem Turniersieg mit seiner Mannschaft Hackespitze123 zudem auch noch die persönliche Auszeichnung als bester Feldspieler bei den Höfleswetzern gesichert hat.

Der Zwölfjährige spielt ansonsten in der U-14-Mannschaft der Stuttgarter Kickers – und auch dort zählt nach seinen eigenen Worten „das Toreschießen zu meinen Lieblingsdisziplinen“. Triumphe zu erringen ist für den im Stuttgarter Westen beheimateten Nachwuchskicker indes kein Neuland: Schon vor der Coronazwangspause hatte sich Ruben Jungblut mit seiner Mannschaft 2019 beim jüngeren Jahrgang, den Lausern, den Turniersieg gesichert gehabt.

Bester Lauser: trickreich

Elias Ernst Foto: Max Kovalenk

Am Dienstag ist Elias Ernst vom Team Schwabensport sowohl buchstäblich als auch im wahren Wortsinn nur einmal richtig im Regen gestanden – und zwar bei der Urkundenverleihung, nachdem er von der Turnier-Jury zum besten Feldspieler bei den Lausern gekürt worden war. Der Nachwuchsfußballer aus Markgröningen war sichtlich überrascht, dass die Auswahl gleich bei seiner ersten Teilnahme ausgerechnet auf ihn gefallen ist. „Natürlich freue ich mich über diese Auszeichnung“, meinte der Neunjährige lächelnd, während bei der Zeremonie spontaner Applaus aufbrandete.

Eine enge Ballführung sowie punktgenaue Zuspiele in die sogenannte Schnittstelle beim Angriffsspiel – diese Punkte haben den Ausschlag zugunsten des Nachwuchskickers gegeben, der ansonsten für den FV Markgröningen auf Torejagd geht. Und so gesehen war diese persönliche Auszeichnung das perfekte Trostpflaster für Elias, nachdem er wenig später das Lauser-Endspiel knapp mit 1:2 verloren hatte.

Bester Torspieler: sprunggewaltig

Ben Kaufmann Foto: Max Kovalenk

Ob er als Torspieler bezeichnet oder nach alter Lesart doch lieber Torhüter genannt werden möchte? „Hm, das ist egal“, lautete die mit einem Schmunzeln vorgetragene Antwort von Ben Kaufmann. Denn: „Hauptsache ist doch, dass ich die Bälle alle halten kann“, meinte er feixend. Auch in diesem Punkt war dem als bester Torspieler des Höfleswetzturniers ausgezeichneten Keeper der Stuttgarter Kickers nicht zu widersprechen.

Neben seiner persönlichen Auszeichnung hatte sich der Zwölfjährige mit seinem Team Hackespitze123 zudem den Turniersieg beim älteren Jahrgang gesichert – mehr geht schlicht nicht. Was für die Wahl von Ben Kaufmann letztlich gesprochen hat? „Er hat seinen Strafraum super im Griff und behält sowohl auf der Torlinie wie auch beim Herauskommen stets die Kontrolle. Dazu ist er ein toller Flieger beim Hechten und hat außerdem die Qualität dank seines Überblicks, ein Spiel nach vorne zu eröffnen“, lobte ihn das Jury-Mitglied Martin Hägele vom WFV-Lehrteam.

Beste Höfleswetzerin: hochtalentiert

Martha Beckmann Foto: Martin

Sie ist 13 Jahre alt, spielt in der Landesauswahl Baden-Württembergs und in ihrem Verein, der SG Stuttgart-West, in der C-Jugend – bei den Mädchen und den Jungs. „Die Mädchen sind netter. Aber bei den Jungs wird man mehr gefordert“, sagt Martha Beckmann, die fußballerisch hoch hinaus möchte. Bundesliga und Nationalmannschaft seien ihre Ziele. Ihre Vorbilder sind die Nationalspielerinnen Svenja Huth und Lena Oberdorf. „Lena spielt wie ich auf der 6er-Position.“ Ob Martha irgendwann in ihre Fußstapfen treten kann? „Sie ist geschmeidig und dribbelstark. Sie ist eine gute Technikerin und hat eine tolle Spielübersicht“, lobt sie Juror Martin Hägele. Und liefert dabei gleich die Erklärung, warum Martha zur besten Höfleswetzerin gewählt wurde.

Mit ihren Vereins- und Auswahlkolleginnen landete sie mit den Rumms Murr Kickern auf dem ersten Platz. Martha hofft, dass ihr Lieblingsverein, der VfB Stuttgart, auch mal wieder so erfolgreich ist. „Dieses Jahr werden sie 13. Ich bin mal optimistisch.“

Beste Lauserin: dribbelstark

Emi Fries und Martin Hägele Foto: Max Kovalenko

Emi Fries hat ein großes Vorbild: Lionel Messi. Der mehrmalige Weltfußballer in Diensten von Paris Saint-Germain hat in seinem fußballerischen Leben schon viel erreicht. Emi gibt aktuell als Ziel aus: „Ich möchte weit kommen.“ Wie weit, wird die Zeit zeigen. Ihr Trainer Martin Hägele vom FC Esslingen ist auf jeden Fall vom Talent seiner Spielerin überzeugt: „Sie ist dribbelstark, hat Zug zum Tor und das Herz am richtigen Fleck.“ Wenn sie auch in Zukunft einen starken Willen zeige, werde sie sicherlich eine sehr gute Fußballerin. Ehrgeizig ist die Elfjährige definitiv, das hat sie auch bei der Fußballiade unter Beweis gestellt. Die 65 Stundenkilometer, mit denen sie den Ball in die Maschen gedroschen hat, seien sicherlich noch zu toppen gewesen.

Die D-Jugendliche spielt seit sieben Jahren aktiv Fußball – beim FC Esslingen, mit dem sie auch beim Höfleswetzturnier angetreten ist. Am Ende landeten die Mitfavoritinnen auf dem 3. Platz, über den sie sich auch sehr gefreut haben.