Natürlich ist es schön für einen Journalisten, einen Preis zu bekommen, vor allem, wenn es sich um den renommiertesten der Branche handelt. Das war nicht immer so, denn als der Theodor-Wolff-Preis noch vom Hause Springer vergeben wurde, betrachteten ihn viele Zeitungsleute mit Vorbehalt. Erst seitdem er in der Hand der Verleger ist, können sich Preisträger ungebrochen an ihm erfreuen.

 

Seinen eigentlichen Wert besitzt der Preis für mich seines Namens wegen. Der bedeutende Liberale und langjährige Chefredakteur des „Berliner Tageblatts“, den die Nazis ins KZ sperrten und der 1943 in Berlin an den Folgen der Haft starb, bleibt für mich immer ein Vorbild. Wolff stand für Weltoffenheit, aber auch für Mut und Überzeugungstreue.

Mein Beitrag, der 1987 in der Stuttgarter Zeitung erschien und der für preiswürdig erkannt wurde, trägt den Titel: „Deutschland ist teilbar“. Das hat mir im Nachhinein Bauchschmerzen bereitet. Wie konnte man so falsch liegen? Die Frage drängt sich auf, wenn man an die deutsch-deutschen Ereignisse vom Herbst 1989 denkt. Anlass des Textes war der Besuch Erich Honeckers, des Staatsratsvorsitzenden der DDR, der in Bonn mit allen Ehren empfangen wurde. Und der Kreml-Chef Michail Gorbatschow hatte damals gesagt, an eine Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten sei in hundert Jahren nicht zu denken. Gorbatschow galt damals nach Stalin als der sowjetische Führer, der den Status quo am härtesten verteidigte. Wir im Westen wussten wenig über die fatale ökonomische und finanzielle Lage der DDR, und Gorbatschow hatte noch nicht erkannt, dass die Sowjetunion mit den USA nicht Schritt halten konnte. Erst die Umstände drängten ihn zu einem Reformkurs, an dessen Ende der Sowjetkommunismus zerfiel und damit die von Moskau abhängige DDR unterging.

Gefreut hat mich damals, dass ich nicht nur für diesen Beitrag geehrt wurde, sondern vor allem für meine Tätigkeit als Leitartikler der Stuttgarter Zeitung. Das passte zum Namen Theodor Wolff.