Die Folgejahre, das lässt sich wie eine Fieberkurve an den Presseveröffentlichungen ablesen, nutzte der Club für die Etablierung seines Kulturprogramms. Allein die Auflistung der Kabarettisten, Literaten, Künstler und Musikschaffenden liest sich wie ein Who’s who der damaligen progressiven Szene: Franz Josef Degenhardt, Hanns Dieter Hüsch, Dietrich Kittner, Klaus Staeck, Herrmann L. Gremliza, Hannes Wader, Colin Wilkie, Reinhard Mey. Alle, die den behäbigen Zeitgeist wider den Strich bürsteten, waren da.

 

Die 1970er Jahre haben sich für den Club nicht gut angelassen. Da wird von Rockerübergriffen und Schlägereien im Anlagencafé berichtet. Und auch der brüchige Burgfrieden mit dem „Tagblatt“ ist im Sommer 1973 erst mal dahin. In einem Beitrag der Clubzeitschrift „alpha press“ über seine Person glaubte der Lokalchef Helmut Meyer dicke Haare in der Suppe entdeckt zu haben und befand auf „Verbreitung unwahrer Behauptungen“. Von Stund an, so wurde dekretiert, werde nichts mehr veröffentlicht, was vom Club oder seinen Mitgliedern eingereicht wird. Da machte es auch keinen Unterschied, dass der für „alpha press“ verantwortliche Arbeitskreis formell vom Verein getrennt war.

Der Nachrichtenboykott, der laut Walter Müller ein Dreivierteljahr dauerte, wurde natürlich auch in der landesweiten Presse aufgegriffen. So überschrieb etwa die „Stuttgarter Zeitung“ am 5. November 1973 einen Kommentar recht drastisch mit „Kleinstadt-Krieg“. In der Hysterie der RAF-Anschläge flammten 1977 die Dispute zwischen der Lokalpresse und dem Club wieder auf, als es um die Frage der Abgrenzung vom Terrorismus ging.

Die Asylthematik ist eine neue Herausforderung

50 Jahre Club Alpha 60, das ist einerseits eine Chronique scandaleuse unter kleinstädtischem Vorzeichen, andererseits aber auch eine Erfolgsgeschichte par excellence. Die Liste der Gründungsinitiativen und Kooperationen ist lang und reicht vom Theater zum Jazz, vom Kinder- und Jugendzentrum zum Stadtjugendring, vom Mieterverein über Pro Familia bis zur Schalmeienkapelle. Hat die alternative Clubpostille „alpha press“ im Jahr 2010 nach insgesamt bald 400 Ausgaben die Krallen eingezogen, so ist das maßgeblich vom Club getragene kommunale „Kino im Schafstall“ nach wie vor ein wichtiger Merkposten im Städtle. Die cineastische Begeisterung lässt sich übrigens bis ins Jahr 1945 zurückverfolgen, als zur Belebung der eng mit dem Namen Gerhard Storz, dem späteren christdemokratischen Kultusminister des Landes, verbundene Haller Kulturszene auch die Gründung eines Filmvereins zählte.

Blickt man auf die Abfolge der Vereinsheime, so dokumentieren sie den Weg der Alpha-Leute von den einst verfemten Unruhestiftern zu einem anerkannten Partner des kulturell-gesellschaftlichen Lebens in der Stadt und ihrem Umland. Anfang der 1980er Jahre musste der Club das Anlagencafé wegen der Landesgartenschau verlassen, als Zwischenstation folgte das alte Spritzenhaus der Feuerwehr. Und auch der Löwenkeller an der Stuttgarter Straße sollte eine Übergangslösung sein, daraus wurden freilich mehr als drei Jahrzehnte.

Bei der Aktion flogen Farbbeutel; zudem entzündete sich an einer Resolution ein handfester Konflikt zwischen den Veranstaltern und der Lokalzeitung. Das „Haller Tagblatt“ lehnte es ab, die Erklärung in vollem Wortlaut zu veröffentlichen, und fühlte sich von auswärtigen Studenten gehörig unter Druck gesetzt. Die Alpha-Leute wiederum erhoben den Vorwurf, die Zeitung würde ihre Monopolstellung ausnützen, „um bestimmte Tatbestände zu unterdrücken oder entstellt wiederzugeben“.

Die Retourkutsche erfolgte prompt, indem das „Haller Tagblatt“ in einer Erklärung zum „Dutschke-Sonntag“ ein „unverständliches Kesseltreiben“ samt „Angriff auf die Pressefreiheit“ monierte. Im August desselben Jahres riefen der Club und das „Aktionszentrum demokratisches Schwäbisch Hall“ zu einem Protestzug gegen das Abwürgen des Prager Frühlings durch die sozialistischen Bruderstaaten auf – mit dem Nebeneffekt, dass sich so der stets virulente Vorwurf der Linkslastigkeit zumindest abschwächen ließ.

Nachrichtenboykott in der Kleinstadt

Die Folgejahre, das lässt sich wie eine Fieberkurve an den Presseveröffentlichungen ablesen, nutzte der Club für die Etablierung seines Kulturprogramms. Allein die Auflistung der Kabarettisten, Literaten, Künstler und Musikschaffenden liest sich wie ein Who’s who der damaligen progressiven Szene: Franz Josef Degenhardt, Hanns Dieter Hüsch, Dietrich Kittner, Klaus Staeck, Herrmann L. Gremliza, Hannes Wader, Colin Wilkie, Reinhard Mey. Alle, die den behäbigen Zeitgeist wider den Strich bürsteten, waren da.

Die 1970er Jahre haben sich für den Club nicht gut angelassen. Da wird von Rockerübergriffen und Schlägereien im Anlagencafé berichtet. Und auch der brüchige Burgfrieden mit dem „Tagblatt“ ist im Sommer 1973 erst mal dahin. In einem Beitrag der Clubzeitschrift „alpha press“ über seine Person glaubte der Lokalchef Helmut Meyer dicke Haare in der Suppe entdeckt zu haben und befand auf „Verbreitung unwahrer Behauptungen“. Von Stund an, so wurde dekretiert, werde nichts mehr veröffentlicht, was vom Club oder seinen Mitgliedern eingereicht wird. Da machte es auch keinen Unterschied, dass der für „alpha press“ verantwortliche Arbeitskreis formell vom Verein getrennt war.

Der Nachrichtenboykott, der laut Walter Müller ein Dreivierteljahr dauerte, wurde natürlich auch in der landesweiten Presse aufgegriffen. So überschrieb etwa die „Stuttgarter Zeitung“ am 5. November 1973 einen Kommentar recht drastisch mit „Kleinstadt-Krieg“. In der Hysterie der RAF-Anschläge flammten 1977 die Dispute zwischen der Lokalpresse und dem Club wieder auf, als es um die Frage der Abgrenzung vom Terrorismus ging.

Die Asylthematik ist eine neue Herausforderung

50 Jahre Club Alpha 60, das ist einerseits eine Chronique scandaleuse unter kleinstädtischem Vorzeichen, andererseits aber auch eine Erfolgsgeschichte par excellence. Die Liste der Gründungsinitiativen und Kooperationen ist lang und reicht vom Theater zum Jazz, vom Kinder- und Jugendzentrum zum Stadtjugendring, vom Mieterverein über Pro Familia bis zur Schalmeienkapelle. Hat die alternative Clubpostille „alpha press“ im Jahr 2010 nach insgesamt bald 400 Ausgaben die Krallen eingezogen, so ist das maßgeblich vom Club getragene kommunale „Kino im Schafstall“ nach wie vor ein wichtiger Merkposten im Städtle. Die cineastische Begeisterung lässt sich übrigens bis ins Jahr 1945 zurückverfolgen, als zur Belebung der eng mit dem Namen Gerhard Storz, dem späteren christdemokratischen Kultusminister des Landes, verbundene Haller Kulturszene auch die Gründung eines Filmvereins zählte.

Blickt man auf die Abfolge der Vereinsheime, so dokumentieren sie den Weg der Alpha-Leute von den einst verfemten Unruhestiftern zu einem anerkannten Partner des kulturell-gesellschaftlichen Lebens in der Stadt und ihrem Umland. Anfang der 1980er Jahre musste der Club das Anlagencafé wegen der Landesgartenschau verlassen, als Zwischenstation folgte das alte Spritzenhaus der Feuerwehr. Und auch der Löwenkeller an der Stuttgarter Straße sollte eine Übergangslösung sein, daraus wurden freilich mehr als drei Jahrzehnte.

Jetzt muss die einstige Brauerei-Dependance einem Verkehrsprojekt weichen, ein Ende der Provisorien scheint somit absehbar. Die neue Zeit trägt die Chiffre SMS 13/2. Dahinter verbirgt sich ein Neubau an der Spitalmühlenstraße. Das neue Domizil ist laut dem Vereinsvorsitzenden Rainer Fendt mit 850 000 Euro veranschlagt. Die Eigenleistung des Vereins schlägt mit 65 000 Euro zu Buche, den Rest der Finanzierung tragen zu zwei Dritteln die Stadt und zu einem Drittel das Land.

Zwar sind mit der Flüchtlings- und Asylthematik neue Herausforderungen auf den Club zugekommen, aber die Notwendigkeit einer globalen Friedensarbeit sieht man damit eher noch verstärkt. Und trotz des verbreiteten Rückzugs ins Private steht für Rainer Fendt fest: „Für uns bleibt die Fahne der Aufklärung oben.“