Roland Geiger, Sohn eines Arbeiters bei Salamander, lockte namhafte Künstler nach Kornwestheim. Warum er die Stadt verließ und wie man seine Galerie nun wieder feiert.

Ludwigsburg: Frank Ruppert (rup)

Im Museum im Kleihues-Bau in Kornwestheim feiert man an diesem Freitag die Vernissage einer besonderen Ausstellung. Kein einzelner Künstler oder eine Kunstrichtung wird gewürdigt, sondern eine Kunstgalerie. In der Schau „Zeitreise. 50 Jahre Galerie Geiger“ wagen Museumsleiterin Saskia Dams sowie Kunsthistoriker und Galerist Stephan Geiger einen historisch-künstlerischen Blick in die Kornwestheimer Geschichte.

 

Vor 50 Jahren zeigte die Galerie Geiger in der Enzstraße ihre erste Ausstellung mit Werken von Jörg Remé. Die Galerie wurde weit über die Grenzen der Stadt und der Region bekannt. Hunderte Künstler hat sie bislang ausgestellt und ist längst nach Konstanz gezogen, aber die ersten 24 Jahre war sie in Kornwestheim beheimatet.

Dabei geht die Geschichte noch viel weiter als 50 Jahre zurück und ist mit der persönlichen Biografie des Gründers Roland Geigers verbunden. Dieser kam 1941 als Sohn eines Fabrikarbeiters bei Salamander auf die Welt. Den vorgesehenen Ausbildungsplatz beim Kornwestheimer Unternehmen lehnte Geiger ab. „Das war sehr hart für meinen Vater, weil mein Großvater wenig Verständnis dafür hatte“, erinnert sich Stephan Geiger, der heute die Galerie leitet.

Trotz Widerstände Schriftenmaler geworden

Stephan Geiger (links), Museumsleiterin Saskia Dams und Oberbürgermeister Nico Lauxmann werfen einen Blick in die neue Ausstellung. Foto: Simon Granville

Roland Geiger wollte einen Beruf ergreifen, der seiner kreativen Ader mehr entgegenkam und wurde trotz aller Widerstände Schriftenmaler. In der Folge kam er mit dem Siebdruck in Berührung und gründete 1963 in Kornwestheim einen eigenen Siebdruckbetrieb. Über diesen kam er in Kontakt mit Künstlern, für die er dann druckte. So entstand schnell ein künstlerisches Netzwerk rund um den Kornwestheimer Betrieb.

Durch die Präsenz von Künstlern wie Richard Neuz oder Günther C. Kirchberger kam auch Stephan Geiger immer wieder mit der Kunst in Berührung. Er sollte später durch sein Studium der Kunstgeschichte und seinen Mentor Max Bense zum Ausbau der Galerie beitragen. „Ich hatte nicht so große Widerstände zu bekämpfen wie mein Vater, aber erst durch Bense kam ich der akademische Welt näher“, sagt Stephan Geiger.

Mit den Jahren wird das Portfolio größer

Er sei nie gezwungen worden den Betrieb des Vaters zu übernehmen, aber der Kontakt von klein auf mit der Kunstwelt zeichnete seinen späteren Weg vor. Nachdem sich zu Beginn in den Ausstellungen der Geigers viel um Siebdrucke gedreht hatte, wurde das Portfolio mit den Jahren größer und auch das Netzwerk an Künstlern wuchs.

Ein Bruch in der Geschichte war der Wegzug aus Kornwestheim nach Konstanz im Jahr 1999. „Für meinen Vater sicherlich die bitterste und verlustreichste Entscheidung seines Lebens“, sagt Stephan Geiger. Grund war die (zwischenzeitliche) Schließung des Städtischen Museums im Kleihues-Bau. Die Diskussion darum, habe viele Künstler vom Standort Kornwestheim abgeschreckt und der Galerie das Leben erschwert.

Nicht ganz im Guten schied man damals. Umso mehr freut es alle Beteiligten, dass man nun zum 50-Jahr-Jubiläum wieder zusammenfand. Die Ausstellung zeigt Werke von rund 40 Künstlern, die in der Galerie Geiger ausstellten. Sie zeichnet den Weg von Siebdruck bis Zero-Kunst nach. Sie gibt aber vor allem einen Eindruck, wie die Familie Geiger sich über die Jahrzehnte der Kunst verschrieben hat. Roland Geiger ist mit seinen bald 84 Jahren weiter Ratgeber für den Sohn, der nicht selten 70 Arbeitsstunden pro Woche der Kunst widmet.

Die Ausstellung „Zeitreise.50 Jahre Galerie Geiger“ ist bis 4. Mai im Museum im Kleihues-Bau zu sehen. Freitags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr.