Vom 31. Mai bis 2. Juni wird in Winnenden Jubiläum gefeiert. Dazu reist natürlich eine Delegation der Partnerstadt Albertville aus Haute Savoie an, jenem Ort, an dem 1992 zur großen Überraschung aller die Olympischen Winterspiele stattfanden.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Dieser Moment hat sich in Karl-Heinrich Lebherz Erinnerung eingebrannt. Als der damalige Hauptamtsleiter 1967 zum ersten Mal mit einer Delegation aus Winnenden nach Albertville kam, stand dort vor dem Rathaus eine Gruppe französischer Kriegsveteranen, die gar nicht begeistert waren über die sich anbahnende Partnerschaft mit einer deutschen Stadt. „Sie wollten uns nicht durchlassen.“ Kein Wunder, war doch während der Zeit der deutschen Besatzung Albertville und Umgebung eine Hochburg der Résistance.

 

Einer ist vom ersten Moment an mit dabei

Doch dann habe der Chirurg Henry Dujol das Wort ergriffen, der spätere Bürgermeister Albertvilles, und habe erzählt, wie er in deutscher Kriegsgefangenschaft anständig behandelt worden war. Und anschließend habe Herbert Winter, der in französischer Gefangenschaft war, seine Eindrücke geschildert. Das habe gewirkt. „Langsam kam Bewegung in die Gruppe und schließlich öffnete sich ein Spalier, durch das wir gehen konnten“, erinnert sich der frühere Winnender Oberbürgermeister, der zusammen mit Henry Dujol zu den Motoren der Städtepartnerschaft zählt. „Zwischen uns entwickelte sich eine tiefe Freundschaft“, sagt Lebherz, der die gesamte Zeit der Jumelage von Anfang an kennt. „Und ich bin immer noch dabei“, sagt er vergnügt lachend.

Zum 50. Jahrestag der Städtepartnerschaft wird am Wochenende nach Christi Himmelfahrt in Winnenden gefeiert. „Die Delegation aus Albertville wird am 30. Mai zwischen 17 und 18 Uhr hier eintreffen“, sagt der Partnerschaftsbeauftragte Kurt Höpfer, der für die Stadt das zweitägige Treffen organisiert.

Eine große Ausstellung zum Jubiläum

Dieses ist von einem traurigen Ereignis überschattet worden. Denis Rey, der Dirigent des Albertviller Jugendorchesters, ist überraschend an einem Herzleiden gestorben. Der geplante gemeinsame Auftritt der beiden Jugendorchester entfällt deshalb. Die Trauer um ihren Dirigenten sei zu groß, als dass die jungen Musiker anreisen wollten. „Wir hoffen, dass sich im Lauf des Jahres noch eine Gelegenheit für ein gemeinsames Konzert ergeben wird“, sagt der Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth. Schließlich hatten die beiden Orchester schon dafür geprobt.

Der offizielle Festakt findet am 31. Mai im Rathaus statt. Dort wird die Ausstellung des Stadtarchivs zu 50 Jahren Jumelage eröffnet, welche die Stadtarchivarin Michaela Couzinet-Weber konzipiert hat. Sie habe aus einer Fülle von Ausstellungsstücken wählen können, sagt sie. „Auch aus den Sammlungen von Winnendern wie Karl-Heinrich Lebherz oder Peter Friedrichsohn, die persönliche Erinnerungsstücke dazu ausgeliehen haben.“ So hat der frühere FDP-Stadtrat Friedrichsohn seine Fahrkarte für den Sonderzug beigesteuert, mit dem die Teilnehmer des ersten Freundschaftstreffens nach Albertville reisten. In den 60er- und 70er-Jahren waren diese Delegationen noch riesig. „Da waren bis zu 700 Personen unterwegs.“

Olympische Winterspiele 1992 in Albertville

Nicht nur Menschen, auch tierische Besucher reisten zwischen Frankreich und Deutschland hin und her. „Einmal sogar Pferde“, erinnert sich Karl-Heinrich Lebherz. Sportlich ging es nämlich immer zu bei den Treffen. Neben Hundefreunden waren auch Turnierreiter dabei.

Die Freundschaft zwischen den Städten lebte durch die handelnden Personen auf beiden Seiten. „Die Sympathie war von Anfang an da“, sagt Lebherz, der über die Bedeutung der Partnerschaft sprechen wird, wie Martine Berthet, die Vorgängerin des jetzigen Albertviller Bürgermeisters und Nachfolgerin Henry Dujols, der im März 2006 gestorben ist.

Dieser hatte großen Anteil daran, dass Albertville 1992 Ausrichter der Olympischen Winterspiele wurde. „Das hat keiner für möglich gehalten, Albertville ist nur ungefähr so groß wie Winnenden“, so Lebherz. Seitdem steht dort eine der größten Veranstaltungshallen Frankreichs. „Deshalb finden dort oft Veranstaltungen von nationaler Bedeutung statt.“