Braun, süß und cremig: Der Markenname Nutella steht inzwischen stellvertretend für Schokoaufstrich aller Marken. Den Erfolg des Produktes bewerten Ernährungsexperten und Verbraucherschützer allerdings kritisch.

Braun, süß und cremig: Der Markenname Nutella steht inzwischen stellvertretend für Schokoaufstrich aller Marken. Den Erfolg des Produktes bewerten Ernährungsexperten und Verbraucherschützer allerdings kritisch.

 

Frankfurt/Main - Was Mesut Özil, Manuel Neuer und Benedikt Höwedes auf dem Frühstückstisch stehen haben? Nutella, natürlich. Zumindest, wenn man der Werbung des Herstellers Ferrero Deutschland Glauben schenken darf. Der Lebensmittelkonzern bewirbt seine kalorienreiche Nuss-Nougat-Creme gerne mit den Gesichtern von Fußballnationalspielern. In diesem Jahr wird Nutella 50.

Der Brotaufstrich wurde 1940 von dem italienischen Konditor Pietro Ferrero entwickelt. Seinen heutigen Namen erhielt die ehemalige „Supercrema“ 1964. Ein Jahr später kam das erste Nutella-Glas in Deutschland in den Handel. Seitdem ist die süße Nascherei das Synonym für Nuss-Nougat-Creme schlechthin. Eine Tatsache, die Ernährungsberatern bitter aufstößt.

Das Problem mit Nutella fängt bereits beim Namen an. Die Nutella? Das Nutella? Oder gar der Nutella? „Nutella ist ein im Markenregister eingetragenes Fantasiewort, das in der Regel ohne Artikel verwendet wird“, heißt es auf der Homepage von Ferrero.

Der Markenname Nutella steht inzwischen stellvertretend für eine ganze Produktpalette: Wer Nuss-Nougat-Creme meint, spricht gemeinhin von Nutella. So etwa wie man von Tempos spricht, wenn man Taschentücher meint. In seine Bestandteile zerlegt, ergibt das Wort Nutella den englischen Begriff für Nuss - Nut - und die italienische weibliche Verkleinerungsform -Ella.

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Nuss-Nougat-Cremes anderer Hersteller, etwa Nusspli, Nudossi, Nussetti oder Nusstella. Auffallend ist bei fast allen Konkurrenzprodukten die namentliche Verwandtschaft zum Marktführer.

Die Creme als solche in ihre Bestandteile zerlegt ergibt laut Etikett: „Zucker, pflanzliches Fett, Haselnüsse (13 Prozent), fettarmer Kakao, Magermilchpulver (7,5 Prozent), Emulgator Sojalecithin, Vanillin.“ Die Frankfurter Ernährungsberaterin Miriam Eisenhauer übersetzt: „In einem Glas Nutella sind somit rund zwei Drittel Zucker. Das letzte Drittel ist Fett.“ Für Eisenhauer gehört Nutella nicht auf den Frühstückstisch. „Vor dem Hintergrund, dass mehr als die Hälfte aller erwachsenen Deutschen übergewichtig ist, ist Nutella kein gesundes Frühstück.“ Zudem steckt anstatt echter Vanille das synthetische Vanillin in der Schokocreme.

Dabei sei gegen das eine oder andere Brot mit Nutella nichts einzuwenden. „Jedoch niemals als feste Mahlzeit“, mahnt die Expertin. Eisenhauer stellt klar: „Nutella ist eine Süßigkeit. Und wie nach anderen Süßigkeiten, kann man auch nach Nutella süchtig werden.“

Nutella ist und bleibt ein Exportschlager

Doch Ferrero fährt gut mit Nutella. Die Creme ist neben „Duplo“ oder „Hanuta“ eine von 28 Marken, die der Lebensmittelriese auf dem deutschen Markt vertreibt. Die 520 000 Quadratmeter große Fertigungsanlage in Stadtallendorf ist der größte Arbeitgeber im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Deutschlandweit beschäftigt Ferrero rund 3600 Menschen, weltweit sind es 21 000. Die Ferrero-Gruppe mit ihrem Hauptsitz in Italien erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von etwa sieben Milliarden Euro und gehört zu den größten Süßwarenhersteller der Welt.

Keine Frage: Nutella ist beliebt. Laut einer Umfrage des Herstellers, der sogenannten Frühstücksstudie von 2010, kommt Nutella bei 70 Prozent der Haushalte, die Nuss-Nougat-Cremes zum Frühstück essen, regelmäßig auf den Tisch. Es gibt seit 2007 gar einen sogenannten „Welt-Nutella-Tag“. Sogar Nutella-Kochbücher gibt es mittlerweile.

Weniger beliebt ist Nutella hingegen bei Verbraucherschützern. Immer wieder kritisiert beispielsweise Foodwatch Ferrero. „Ferrero trägt maßgeblich zur Fehlernährung von Kindern bei“, sagt Oliver Huizinga von „Foodwatch“. Der Konzern habe über Jahre hinweg alles dafür getan, dass ihre Süßigkeiten einen „gesunden Anstrich“ bekommen. Nicht nur die von Sportlern dominierte Werbung, sondern auch die gezielte Platzierung ihrer Produkte an den sogenannten „Quengelkassen“ im Supermarkt, macht Huizinga als Problem aus. So gibt es von Nutella beispielsweise auch eine Snack-Variante.

2011 musste der Konzern zudem das Etikett von Nutella ändern. Die Vitamin- und Nährwertangaben auf dem Glas könnten Verbraucher in die Irre führen, hieß es vom Oberlandesgericht in Frankfurt. Ferrero stellte das Etikett noch im selben Jahr um, nicht ohne jedoch darauf zu pochen, dass auch die alte Kennzeichnung alle gesetzlichen Vorgaben erfülle.

Aller Kritik zum Trotz ist Nutella ein Exportschlager: Das „Geburtstagskind“ wird rund um den Globus, in mehr als 160 Ländern vertrieben.