Chefredaktion: Joachim Dorfs (jd)

Es ist bereits eine journalistische Leistung, in der Kakofonie um die Eurokrise die Zusammenhänge zutreffend zu erklären und Vor- und Nachteile der Hilfspakete für Griechenland darzustellen. Doch wichtig ist es eben auch, den zweifellos hohen Kosten der Eurorettung die Ambitionen der EU gegenüberzustellen, auch künftig in der Welt eine gewichtige Rolle zu spielen.

 

Dabei gilt es, auch im Interesse der Glaubwürdigkeit eigene Probleme und Grenzen offenzulegen. Wer ehrlich ist, räumt ein, dass es etwa in der Eurokrise und nicht nur dort keine letzten Wahrheiten zu schildern gibt, sondern dass sich alle – Politiker, Vertreter der Wirtschaft und eben auch Journalisten – auf unbekanntem Terrain bewegen. Journalisten müssen ihre Meinung gut begründen, aber sie sind per se nicht schlauer als die Akteure selbst. Für den Journalisten kann das nur heißen, dass er zwar verbissen an dem Thema arbeitet, aber Distanz zu allen Seiten hält und andere Meinungen zulassen muss. Oder, wie es Theodor Wolff, Chefredakteur des heute nicht mehr existierenden „Berliner Tagblatts“ sagte: „Über jeder Wahrheit schwebt ein letztes Vielleicht.“ Die Zukunft des Journalismus liegt auch in Besinnung auf solche Tugenden der Vergangenheit.