Der vor 500 Jahren von Jerg Ratgeb gemalte Herrenberger Altar kam in Herrenberg nur mäßig an und wurde für 5000 Mark verkauft. Heute steht er in der Staatsgalerie – und ist unbezahlbar.

Herrenberg/Stuttgart - Vor 129 Jahren, so darf man sich das vorstellen, zogen Hände an Tüchern, die einen sehr großen Gegenstand sehr lange Zeit verhüllt hatten; die Tücher fielen und pietistische Augenbrauen zogen sich verärgert zusammen. Die Blicke trafen auf den Hochaltar, den Jerg Ratgeb, geboren um 1480 in Schwäbisch Gmünd, für die Brüder vom gemeinsamen Leben und die Stiftskirche in Herrenberg gemalt hatte. Zur Linken des Altarbildes reckt ein nahezu monochrom in Gelb ausgeführter Judas den Betrachtern hämisch seine Gesäßbacken entgegen, auf einem benachbarten Tafelbild streckt er die Zunge heraus. Dem pietistischen Geschmack entsprach das nicht.