Auf 500 Streckenabschnitten fuhren 2018 Züge oft monatelang langsamer. Stark betroffen war auch Baden-Württemberg.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Das 33 000 Kilometer lange deutsche Schienennetz ist vielerorts in einem beklagenswert schlechten Zustand. Das belegt nun auch die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP im Bundestag. Demnach gab es in diesem Jahr bis 30. November bundesweit fast 500 Streckenabschnitte, die so große Mängel aufwiesen, dass alle Züge dort meist mehrere Monate langsamer fahren mussten. Im Schnitt dauere es 92 Tage, bis diese „Langsamfahrstellen“ beseitigt seien, schreibt der Parlamentarische Staatssekretär und Bahnbeauftragte der Regierung, Enak Ferlemann. Demnach waren 117 Strecken Ende November noch beeinträchtigt. Die meisten schadhaften Streckenabschnitte wurden in Bayern (128) erfasst, es folgen Schleswig-Holstein (93), Nordrhein-Westfalen (78), Baden-Württemberg (47), Rheinland-Pfalz (34) und Niedersachsen (25).

 

Viele Bahnanlagen sind schlichtweg zu alt

Als Hauptursachen für die zahlreichen Netzmängel gelten das hohe Alter vieler Bahnanlagen, zu geringe Wartung und vernachlässigte Instandhaltung sowie Wettereinflüsse. In nicht wenigen Fällen greift das Eisenbahnbundesamt ein und ordnet als Aufsichtsbehörde an, dass Züge langsamer fahren müssen, bis die Schäden an Gleisen, Weichen, Schwellen oder im Schotterbett behoben sind. Verantwortlich für das bundeseigene Schienennetz sind seit der Bahnreform 1994 die Infrastruktur-Töchter der Deutschen Bahn AG (DB Netz AG, DB Station & Service AG, DB Energie AG).

Anlass für die Kleine Anfrage des Abgeordneten waren unter anderem die massiven Probleme bei der Zollernbahn zwischen Tübingen und Sigmaringen, die im Südwesten monatelang zu massiven Verspätungen führten. Die Schäden an den Gleisen begründet der Bahnbeauftragte Ferlemann mit der topografischen Lage und den „außergewöhnlichen Witterungsbedingungen“ im Hitzesommer 2018.

Ferlemann sagte auf eine Anfrage der Grünen auch, dass die Deutsche Bahn seit der Bahnreform Anfang 1994 bundesweit mehr als 5400 Kilometer ihres Streckennetzes stillgelegt habe. Das berichtete die „Süddeutsche Zeitung“. In Betrieb sind demnach heute nur noch gut 33 000 Kilometer.