Die Familienbildungsstätte Waiblingen wird 55. Trotz schwieriger Zeiten ist die Leiterin Madlen Wienert zuversichtlich und will die im Jahr 2020 wegen Corona gestrichene Feier nachholen.
Auf ein ungünstigeres Datum hätte der runde Geburtstag der Familienbildungsstätte (FBS) Waiblingen kaum fallen können: Ihren 50. Geburtstag wollte die Bildungseinrichtung im Jahr 2020 eigentlich groß feiern. Doch die Coronapandemie machte die Pläne zunichte. „Alles war damals fix und fertig, aber nichts davon konnte stattfinden“, erinnert sich die stellvertretende Leiterin Birgit Beurer. Das völlig verkorkste 50-Jahr-Jubiläum ist für Madlen Wienert, die seit Herbst 2020 die Familienbildungsstätte leitet, umso mehr ein Anlass, in diesem Jahr das 55-jährige Bestehen zu feiern. Denn neben der Bildung sei die Begegnung das, was die Familienbildungsstätte Waiblingen ausmache.
Das neue Programm, das von 13. Januar an erhältlich ist, greift diese Aspekte auf – und liegt wieder in Papierform vor. Zwischendurch hatte es das Kursprogramm auch aus Kostengründen nur in digitaler Form gegeben. Durch die Coronapandemie ist die FBS in finanzielle Schwierigkeiten geraten und hat sich bislang nicht wirklich davon erholt. „Wir geben unser Bestes, sind in Gesprächen und zuversichtlich“, sagt Madlen Wienert dazu. Zum Start des neuen Semester wolle man „alle Register ziehen“, auch eine Marketingagentur sei im Boot. Die Familienbildungsstätte Waiblingen erhält von der Stadt Waiblingen, dem Landkreis, dem Land und der evangelischen und katholischen Kirche Zuschüsse.
Wer Neukunden wirbt, bekommt Rabatt
Zum 55. Geburtstag gibt es allerlei Aktionen – wer Neukunden wirbt, erhält beispielsweise 30 Prozent Rabatt auf seinen nächsten Kurs und bei einem Gewinnspiel können FBS-Fans in einer 55-Wort-Anekdote schildern, welche Spur die Einrichtung in ihrem Leben hinterlassen hat. Etliche Kursbesucher kommen schon seit Jahrzehnten und so manche Mama hat über einen Geburtsvorbereitungskurs den Weg zur Dozentin zurückgelegt.
Mit Kursen für die Geburtsvorbereitung und Säuglingspflege hatte Ende der 1960er-Jahre alles angefangen. Dorothea Küenzlen sorgte damals dafür, dass die evangelische Landeskirche Lehrkräfte nach Waiblingen sendete – im Angebot waren 21 Kurse, die von knapp 300 Teilnehmenden besucht wurden und Kenntnisse für werdende Eltern vermittelten. Auch Nähen und Kochen wurde gelehrt. 1979 entstand der Verein „Mütterschule Waiblingen – Haus der Familie“, dessen Büro im Gemeindehaus Jakob-Andreä-Haus war. Die Kurse fanden in Schulen, Kindergärten und Gemeindehäusern statt. „Die Nachfrage wurde immer größer, wohl auch, weil diese Generation ihre Kinder anders erziehen wollte“, sagt Bärbel Beurer. Stets war es ein Anliegen, auch die Väter anzusprechen.
Das „offene Kinderzimmer“ ist ein Hit
Die erste Programmübersicht von 1970, ein schlichter Leporello mit wenigen Seiten in Schreibmaschinenschrift, ist erhalten geblieben – und das Kontrastprogramm zum heutigen Kursheft mit knapp 80 Seiten und Fotos im Vierfarbdruck. Hier zeigt sich der Zeitenlauf: ging es 1970 um „Informationen über Erziehungsprobleme zwischen 0 und 3 Jahren“, beschäftigte Anfang der 1990er-Jahre Eltern die Frage „Hotel Mama – Warum erwachsene Kinder heute nicht mehr ausziehen“, aktuell dreht sich ein Kurs ums „Achtsam Eltern sein“.
Angebote wie der „Milch-Schnack“, ein offenes, niederschwelliges Angebot, bei dem eine Stillberaterin Fragen rund um das Thema Stillen beantwortet, sind ebenso beliebt wie das „Kinderzimmer“ in dem Kinder im Alter bis zu drei Jahren ohne Anmeldung dienstagvormittags kostenfrei betreut werden. „Das offene Kinderzimmer wird regelrecht überrannt“, sagt Madlen Wienert.
Äußerst beliebt sind auch Exkursionen in die Natur sowie Koch-, Achtsamkeits- und Selbstverteidigungskurse oder das Eltern-Kind-Yoga. Die Radreise „Mit Opa und Oma unterwegs – Erlebnisradeln in den Sommerferien“ bietet Gunter Metzler bereits zum zehnten Mal an – dieses Mal geht es gen Bodensee, mit Stopps auf dem Hohentwiel und im Campus Galli.