Vor sechzig Jahren unterzeichneten Charles de Gaulle und Konrad Adenauer den Élysée-Vertrag. Dieser begründete das für den Frieden Europas nicht hinreichende, aber in jedem Fall unverzichtbare Bündnis zwischen Frankreich und Deutschland.
In seinen „Betrachtungen eines Unpolitischen“, begonnen 1915, adelte Thomas Mann den Weltkrieg als die deutsche Antwort auf die Ideen der Französische Revolution, die sich in eine „kapitalistische Bourgeois-Republik“ verwandelt habe. „Eine nette Bescherung!“, höhnte der Schriftsteller und spätere Nobelpreisträger. Frankreich, das war für ihn die Heimat der „Zivilisationsliteraten“ – als solchen sah er auch seinen Bruder Heinrich. Mit Deutschland verband Thomas Mann die Vorstellung einer Kultur des Geistes. Er notierte: „Ich bekenne mich tief überzeugt, dass das deutsche Volk die politische Demokratie niemals wird lieben können, aus dem einfachen Grunde, weil es die Politik selbst nicht lieben kann, und dass der vielverschrieene ‚Obrigkeitsstaat‘ die dem deutschen Volke angemessene, zukömmliche und von ihm im Grunde gewollte Staatsform ist und bleibt.“ Erst 1922 sollte sich Mann in seiner Rede „Von deutscher Republik“ eines anderen besinnen.