Seit Oktober schießen die Einbruchszahlen in der Stuttgarter Region in die Höhe. Ein guter Teil davon dürfte auf das Konto einer einzigen Bande gehen, die jetzt aufgeflogen ist.

Einen solchen Erfolg verzeichnet die Polizei nicht jeden Tag. Einer spezialisierten Ermittlungsgruppe der Kriminalpolizeidirektion Esslingen ist es jetzt gelungen, eine international vernetzte Einbrecherbande auszuheben. Sie soll zwar nicht im Alleingang, aber doch zu einem erheblichen Teil für die massiv ansteigende Zahl von Fällen in der ganzen Stuttgarter Region und in den angrenzenden Landkreisen verantwortlich sein. „Offenbar lag die Zunahme nicht nur am Beginn der dunklen Jahreszeit allgemein, sondern auch speziell an dieser Gruppierung“, sagt Polizeisprecherin Andrea Kopp.

 

Insgesamt fünf Männer sind in den vergangenen Tagen festgenommen worden. Sie sollen in unterschiedlichen Rollen an mindestens 60 Wohnungseinbrüchen seit Anfang Oktober beteiligt gewesen sein. Allein 20 davon verortet die Polizei in Stuttgart. Und womöglich werden es noch mehr – es wird sich im Laufe der weiteren Ermittlungen zeigen müssen, wie viele Taten den Männern zugeordnet werden können.

Abgelaufen sind die Einbrüche allesamt sehr ähnlich. Seit Anfang Oktober wurden in Stuttgart und Fellbach sowie in verschiedenen Gemeinden in den Landkreisen Reutlingen, Esslingen und Tübingen reihenweise Wohnungen in Mehrfamilienhäusern zum Ziel. Manchmal arbeiteten die Täter dabei offenbar gleich mehrere Gebäude an einem Tag ab. Sie brachen Fenster oder Balkon- und Terrassentüren der im Hochparterre gelegenen Wohnungen auf. Und sie machten reiche Beute: Neben Schmuck und Bargeld hatten sie es auch auf Bekleidung abgesehen.

Über Details der Ermittlungen wollen die Fahnder nicht zuviel verraten, denn sie könnten künftig als Blaupause für ähnliche Fälle gelten. Klar ist aber: Auch die Polizei braucht ein bisschen Glück. „Und den richtigen Riecher der Kollegen auf den Fildern“, freut sich Sprecherin Kopp. Denn dort, in der Nähe der Autobahn, wurde zuletzt verstärkt wegen der vielen Einbrüche kontrolliert. Bereits Ende Oktober fielen dabei drei verdächtige Männer in einem Fahrzeug auf. Konkrete Hinweise auf Tatbeteiligungen fanden sich dabei zwar noch nicht – aber die Ermittlungsgruppe nahm die Personen im Nachgang zur Kontrolle genauer unter die Lupe. „Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht abzusehen, was sich daraus entwickelt“, so die Sprecherin.

Festnahmen am Flughafen

„In akribischer Arbeit“ und in enger Kooperation mit mehreren Polizeipräsidien sowie Spezialkräften des Polizeipräsidiums Einsatz fanden die Ermittler einiges über die Männer, ihre Aufenthaltsorte und die von ihnen benutzten Fahrzeuge heraus. Bei den Verdächtigen handelt es sich um einen 28-jährigen Kosovaren sowie zwei 26 und 34 Jahre alte Albaner. Teils sind sie in Deutschland gemeldet, teils nicht.

Am Dienstag durchsuchte die Polizei die Wohnungen und Aufenthaltsorte der Männer in Göppingen und Bad Boll. Dabei wurden diverse Schmuckstücke und rund 20 000 Euro Bargeld gefunden und beschlagnahmt. Der 28-Jährige wurde in Göppingen festgenommen. Der 26-Jährige und der 34-Jährige wollten sich offensichtlich nach Albanien absetzen. Sie wurden am Nachmittag auf dem Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden festgenommen, kurz bevor sie ihren gebuchten Flug nach Tirana antreten konnten.

Die Beute ging wohl komplett nach Albanien

Doch dabei blieb es nicht. Im Zuge der Einsätze stießen die Ermittler auf einen weiteren Tatverdächtigen, einen 45 Jahre alten Deutschen. Auch er wurde festgenommen. Bei ihm fand die Polizei unter anderem Schmuck, der aus Einbrüchen stammen dürfte. Und schließlich ging auch noch ein 21-jähriger Albaner ins Netz. Er soll ein Kurier der Bande gewesen sein. Als die Polizei ihn in München anhielt, befanden sich in seinem Sprinter etwa 180 Schmuckstücke und rund 45 000 Euro Bargeld, das im Fahrzeug verbaut war. Der Mann soll das mutmaßliche Diebesgut tags zuvor von den anderen Verdächtigen in Göppingen übernommen haben. „Wir gehen davon aus, dass er damit nach Albanien unterwegs war“, sagt Andrea Kopp. Mutmaßlich sei die Beute aller Einbrüche in Richtung Balkan gebracht worden.

Alle fünf Beschuldigen sitzen in Untersuchungshaft. Die Polizei ist nun nicht nur mit der Aufklärung und Zuordnung zahlreicher Taten beschäftigt, sondern auch mit der Sichtung der mutmaßlichen Beute. Es ist geplant, in den nächsten Tagen oder Wochen Bilder vieler Schmuckstücke zu veröffentlichen, damit die mutmaßlichen Besitzer sich melden können.