Kurz vor dem 70. Geburtstag des Landes hält der Landesvater Kretschmann die Trennung in Badener und Württemberger für überholt. Das sieht auch Fraktionschef Schwarz so, nicht aber die Landesvereinigung Baden.

Für Ministerpräsident Winfried Kretschmann gibt es im 70. Jahr des Bestehens des Landes Baden-Württemberg keine Badener mehr. „Heute gibt es nur noch Baden-Württemberger“, sagte der Sigmaringer am Dienstag. „Das Land Baden ist in Baden-Württemberg aufgegangen. Wir achten nicht mehr auf solche Dinge.“

 

Landesvereinigung reagiert verstimmt

Die Landesvereinigung Baden in Europa achtet traditionell streng auf eine solche Unterscheidung. Sie hat sehr verstimmt darauf reagiert, dass bei einer Tagung Ende April zwar der Schwäbische Heimatbund, aber keine Badener als Mitveranstalter fungieren. Der Termin sei in die Feierlichkeiten zum Landesjubiläum eingebunden, auf die Mitwirkung des badischen Landesteils verzichte die Landespolitik, die wohl „zentralistisch schwäbisch“ denke – wieder einmal, klagt die Vereinigung bei Landtagspräsidentin Muhterem Aras. Diese beteuert, es handle sich um eine Tagung unter der Federführung der Landeszentrale für politische Bildung. Beim offiziellen Festakt am 4. Mai seien Vertreter beider Landesteile präsent.

Fraktionschef Schwarz sieht andere Probleme

Die Klage der Landesvereinigung haben acht grüne Landtagsabgeordnete aufgegriffen. Ihr Fraktionschef Andreas Schwarz nimmt das nur teilweise mit Humor. „Wenn es ums Essen geht, mag ich schwäbische Spätzle genauso gern wie badischen Spargel. Genauso geht es mir mit Württemberg und Baden: Wir Grüne machen Politik fürs ganze Land“, sagte er unserer Zeitung. Dann wird er ernst: „In einer Zeit, in der existenzielle Fragen des Miteinanders in Europa in den Vordergrund rücken, sollten wir ernsthaft überlegen, ob Diskussionen von Integration nicht mit einer größeren Perspektive geführt werden sollten als mit einer echauffierten Debatte über einen Festakt im Landtag.“

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