Die Zahl ist kaum zu glauben. Doch die Polizei bestätigt: Auf der Straße von Marbach nach Murr hat es am Abzweig nach Benningen fast 100 Unfälle in eineinhalb Jahren gegeben.

Einen Wust an Daten hatte der Leiter des Marbacher Polizeireviers Norman Lehel unlängst in den Marbacher Gemeinderat mitgebracht, als er die Kriminalstatistik für 2023 präsentierte. Angesichts all der Zahlen ging ein Hinweis von Lehel fast ein wenig unter: dass es auf der Gemarkung eine Stelle gebe, an der es im vergangenen Jahr auffällig häufig gekracht habe.

 

Der Abzweig nach Benningen auf der Landesstraße zwischen Marbach und Murr habe sich zu einem Unfallschwerpunkt entwickelt, verkündete er. Genaue Werte dazu nannte Lehel nicht. Die lassen sich allerdings beim Präsidium in Ludwigsburg erfragen – und haben es wahrlich in sich.

In diesem Jahr auch schon wieder 71 Unfälle

„Im Bereich der betreffenden Einmündung der L 1138 in die L 1100 wurden im Jahr 2023 insgesamt 71 Verkehrsunfälle polizeilich aufgenommen“, sagt Polizeisprecher Steffen Grabenstein. Im laufenden Jahr ging es gerade so weiter. Von Januar bis Anfang Juli wurden dort nochmals 27 Unfälle registriert. Im Schnitt muss die Polizei also ganz grob jeden fünften Tag zu dem Knotenpunkt am Neckar eilen. „Da wechselt es kurz von einspurig auf zweispurig und geht dann wieder auf eine Spur zusammen. Das überfordert viele Verkehrsteilnehmer“, erklärte Norman Lehel im Gemeinderat, warum es just hier immer wieder zu brenzligen Situationen kommt. Die gute Nachricht ist, dass es fast immer glimpflich ausgeht. Die Polizei vermerkte in ihren Akten in den vergangenen eineinhalb Jahren 91 Blechschäden. Bei sechs Unfällen zogen sich Beteiligte leichte Blessuren zu. Einmal wurde jemand schwer verletzt.

Die Kreuzung scheint für Fahrer gleich knifflig zu sein, unabhängig davon, ob sie aus Marbach oder Murr kommen. Unfälle ereigneten sich in beide Fahrtrichtungen, konstatiert Steffen Grabenstein. Kreuzungen, an denen auffällig oft Karambolagen zu verzeichnen sind, ließen sich wegen der jeweils unterschiedlichen örtlichen Begebenheiten zwar schwer vergleichen. Aber 71 Unfälle in einem Jahr seien für einen Kreuzungs- beziehungsweise Einmündungsbereich „dieser Ordnung wohl durchaus relativ viel“, hätten die Kollegen vom zuständigen Stabsbereich rückgemeldet.

Gespannt sein darf man, welche Konsequenzen die Behörden aus all dem ziehen. Fakt ist, dass nun, da der Knoten offiziell als Unfallschwerpunkt deklariert wurde, eine Maschinerie in Gang gesetzt wird. Die Daten würden „im Rahmen der Unfallkommission von allen beteiligten Behörden erörtert und die zu Grunde liegende Problematik analysiert mit dem Ziel, Lösungen zur Minimierung der Unfallgefahr zu erarbeiten“, erläutert Steffen Grabenstein.

Möglich ist sogar ein Umbau zur Entschärfung

Allerdings ist unklar, wann genau die Problematik angepackt wird. „Im Moment liegt der Unfallkommission beim Landratsamt Ludwigsburg die offizielle Unfallauswertung durch das Polizeipräsidium Ludwigsburg zum Unfallaufkommen im Landkreis Ludwigsburg für das Jahr 2023 noch nicht vor“, erklärt Andreas Fritz, Pressesprecher des Landratsamts Ludwigsburg. Sobald dies der Fall sei, werde die Kommission zusammenkommen und ihre Arbeit aufnehmen. Die Aufgabe des Gremiums bestehe unter anderem darin, „bauliche oder verkehrsregelnde Maßnahmen zur Beseitigung“ einer Problemstelle zu beschließen.

Das Handlungsspektrum könne „von der Aufstellung eines Verkehrszeichens beziehungsweise Beschilderungsmaßnahmen bis hin zum Umbau einer unfallauffälligen Stelle oder Strecke reichen“.

Umbau wegen der Ortsumfahrung von Benningen

In ihrer jetzigen Form sei die Kreuzung im Oktober 2022 für den Verkehr freigegeben worden, teilt Fritz mit. „Im Zuge des Baus der Ortsumfahrung Benningen wurde der Knoten von einem auf zwei Fahrspuren aufgeweitet, da sonst die Leistungsfähigkeit des Knotens nicht mehr gegeben gewesen wäre“, erklärt er. Federführend bei der Umsetzung des Projekts sei das Regierungspräsidium Stuttgart gewesen.