Er ist ein Kind des Krieges: Der Bezirksverband der Stuttgarter Gartenfreunde feiert am Freitag, 28. Oktober, das 75-jährige Bestehen. Sein Ziel ist es, zu weiter wachsen.

Stuttgart - Mit ihren mittlerweile 75 Jahren denken die Stuttgarter Gartenfreunde noch nicht an Ruhestand. „Wir wollen mehr Pachtland und haben Lust, einen weiteren Verein zu gründen“, sagt die Bezirksverbandschefin Sabine Metzger. Wo? Dazu haben sie auch schon ihre Vorstellungen - nämlich am Rosenstein. „Unser Ziel als Verband ist, dass es in dem neuen Stadtteil, der da entsteht, Pachtgärten gibt - gerade für die jungen Familien“, sagt sie.

 

Im Moment gewinnen die Gartenfreunde einige Pachtflächen hinzu, wie die Vorsitzende erklärt. Die Stadt überlasse sie gern dem Verband, weil sie mit ihrem Personal bei der Verwaltung der Flächen und der Eindämmung von Wildwuchs manchmal nur schwer hinterher kämen. Sie dagegen hätten mit ihren rund 30 Gartenbauvereinen ein gutes Netzwerk dafür.

Gegründet wurde der Verband 1941. Während des Zweiten Weltkriegs und im Nachkriegsdeutschland boomte die Idee. Grundgedanke war, dass auch die Menschen, die sich kein Eigentum leisten konnten, auf einem Stückle Land ihr eigenes Obst und Gemüse züchten konnten. In den 50er und 60er Jahren gab es eine richtige Welle. Das Interesse ließ jedoch nach, als es den Menschen besser ging, berichtet Metzger.

Mitgliederzahl sinkt seit Jahrzehnten

Die Entwicklung zeigt die Vorsitzende am Beispiel Feuerbachs auf: Gab es hier nach dem Krieg fast 1000 Mitglieder, sind es heute gerade noch 230. Zwischen Mitgliederzahl und Parzellenzahl gibt es eine enge Verbindung, da nur der einen Garten vom Verband pachten können, der Mitglied eines Ortsvereins ist. „Das ist das Rückgrat der Idee. Es ist wichtig, dass sich das nicht auflöst.“

5300 Mitglieder zählt der Verein heute, darunter rund 600 Ludwigsburger. Mehr als 3000 Parzellen in 60 Gartenanlagen verpachten die Gartenfreunde auf Stuttgarter Stadtgebiet. Eigentümer der Flächen sind meist Stadt, Bund oder Land, der Verband tritt als Zwischenpächter auf. Das hat den Vorteil, dass die Stadt nicht mit jedem der rund 30 Gartenfreunde-Vereine verhandeln muss, sondern einen zentralen Ansprechpartner hat.

Die Zielsetzung wird immer noch hochgehalten. Der Vereinsbeitrag werde mit 50 bis 100 Euro im Jahr bewusst niedrig gehalten, betont Metzger, auch die Pacht sei mit 28 Euro je 100 Quadratmeter eher niedrig. Für 180 bis 250 Euro im Jahr könne eine Familie so an einen Garten kommen. Es gebe aber noch eine Bedingung, die auch mit den alten Vorgaben zusammenhängen. „Man muss Obst und Gemüse anbauen. Die Gärten sollen keine reinen Wochenendgärten sein.“ Rund ein Drittel der Fläche solle der Produktion gewidmet werden. Das notwendige Wasser gebe es auf jedem Grundstück, betont sie.

Anbau von Obst und Gemüse ist eine Bedingung

Sein Jubiläumsjahr hat der Verband mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen gefeiert. Der Höhepunkt steht aber noch bevor: Für den kommenden Freitag ist eine Podiumsdiskussion zur Zukunft und Verantwortung der Kleingärtner im Rathaus geplant. Teilnehmer sind unter anderem Staatssekretärin und Landtagsabgeordnete Friedlinde Gurr-Hirsch, Bürgermeister Michael Föll und Waltraud Ulshöfer, Gattin von OB Fritz Kuhn. Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenlos.

Wer gern selbst mal zum Gärtner werden möchte, der sollte recht schnell seine Fühler in Richtung Verband ausstrecken. Denn Anfang Dezember werden freigewordene Gartengrundstücke neu verpachtet. Derzeit gebe es in mehreren ihrer Vereine einen Generationenwechsel, macht Metzger deutlich. Denn vielen älteren Mitglieder werde jetzt das Gärtnern zu mühsam und sie geben ihre Stückle auf.

Kontakt zum Verein kann man unter info@gartenfreunde-Stuttgart.de aufnehmen.