Marie Bues, Intendantin und Regisseurin

Frau Bues, an welchen Satz, den Sie in der Ausbildung gehört haben, denken Sie heute noch – im Guten wie im Schlechten?
Der Satz stammt von meinem Dramaturgieprofessor Michael Huthmann, der mir im 1. Jahr Schauspielschule prophezeite: „Ich glaube, Sie sind Regisseurin, aber machen Sie mal die Ausbildung fertig, der Rest wird sich dann schon fügen.“ Manchmal frage ich mich, ob ich nur deshalb Regisseurin geworden bin.
Was war ein besonderer Moment in der Schule? Woran denken Sie besonders gern und besonders ungern?
Ich denke immer gern an die Momente, in denen mein Jahrgang und ich eher schlechte Schauspielschüler waren, uns nicht gleich auf jede Übung einließen. Zum Beispiel wenn ein Lehrer an einer Impro arbeitete und durch selbst erzeugte Käuzchengeräusche Furcht auf der Bühne erzeugen wollte, dann war immer einer dabei, der die Stimmung verdarb: „Nur keine Angst. Das ist bloß Charles, der ein Käuzchen nachmacht.“
Von welcher Rolle haben Sie damals geträumt? Und haben Sie sie inzwischen gespielt? Falls ja, wie war diese Erfahrung?
Ich wollte die großen klassischen dramatischen Frauenfiguren spielen, Medea, Judith etc. Ich habe mein Theaterverständnis aber einmal komplett umgedreht, als ich Regisseurin wurde. Heute interessieren mich diese Stücke eher weniger. Das war eher so die Basis, die mich ans Theater gebracht hat. Danach wurde es immer gegenwärtiger. Habe noch eine Wette laufen mit einer Kommilitonin, dass ich, bis ich 40 bin, einmal Jeanne d’Arc gespielt haben muss. Schätzungsweise werde ich verlieren, denn ich spiele heute gar nicht mehr.
Welches Stück ist Ihnen bis heute so nahe, dass Sie es auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würden?
Ich würde lieber Autoren und andere Theaterleute mit auf die Insel nehmen und mit Ihnen neue Stücke erfinden.
Haben Sie einen Tipp für die Schauspielschüler, die zurzeit in der Ausbildung sind?
Bringt in der Ausbildung immer selbstbewusst auch euer eigenes Verständnis von Theater mit ein.

Marie Bues wurde 1980 in Erlenbach am Main geboren, studierte von 2000 bis 2004. Sie wurde Regisseurin und leitet seit 2013 mit Martina Grohmann das Stuttgarter Theater Rampe.