Anlässlich des 750-jährigen Bestehens des Münsters St. Paul befasst sich eine Ausstellung mit der Historie des Gotteshauses am Marktplatz sowie mit dem Wirken des Dominikanerordens. Unter anderem ist eine seltene Wandmalerei zu sehen.

Esslingen - Mitunter kann das Alter historischer Gebäude nur geschätzt werden. Experten sind zwar meist in der Lage, die Entstehungszeit recht eng einzugrenzen, aber eine Punktlandung ist oft nicht garantiert. Beim altehrwürdigen Münster St. Paul am Marktplatz in Esslingen ist das anders. Dass dieses sein 750-jähriges Bestehen genau am 29. April in diesem Jahr feiern konnte, ist eindeutig belegt. Denn im Esslinger Stadtarchiv existiert die Weiheurkunde, die exakt an diesem Tag vor 750 Jahren ausgestellt worden ist. Damals war es kein Geringerer als der Universalgelehrte, Dominikanerbischof und später heilig gesprochene Albertus Magnus, der den Hauptaltar seiner Bestimmung übergab. Es sollte eine wechselvolle Geschichte des markanten Gotteshauses folgen. Bis zum 7. Juli ist diese in einer Ausstellung im Münster dokumentiert, die sich zudem mit dem Leben und Wirken der Dominikaner befasst.

 

Die Wandmalereien sind eine „kleine Sensation“

Mit Ursula Kümmel vom Stadtarchiv, Jürgen Hammermann von der katholischen Kirchengemeinde St. Paul und St. Katharina und Emanuel Gebauer, dem Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung, zeichnen drei Kuratoren für die Ausstellung verantwortlich. Letzterer bekommt noch immer leuchtende Augen, wenn er beispielsweise von den floralen Wandmalereien aus der dominikanischen Zeit erzählt, die vor noch nicht allzu langer Zeit über den westlichen Gewölben der Kirche entdeckt wurden. Sie sind nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, aber als Fotos in der Ausstellung zu sehen. Den Fund bezeichnet Emanuel Gebauer als „kleine Sensation“, die es durchaus wert sei, dass sich eine „kunstgeschichtliche Magisterarbeit“ mit ihr befasse, ist er, der selbst Kunsthistoriker ist, überzeugt.

Natürlich ist auch die Weiheurkunde aus dem Jahr 1268 zu sehen, wenngleich nur als Kopie. Das Original war lediglich für einen Tag bei der Ausstellungseröffnung präsentiert worden. Viele weitere Texte, Exponate und originale und faksimilierte Bilder gehen auf die Geschichte des Dominikanerordens und der Kirche ein. Die drei Kuratoren haben die Stücke aus Regensburg, Köln, Düsseldorf und aus dem Diözesanmuseum in Rottenburg zusammengetragen. Darunter eine aus dem 19. Jahrhundert stammende Wahlurne der Dominikanermönche, mit der diese einst ihren Prior bestimmten. In geheimer Wahl freilich, indem sie weiße oder schwarze Kugeln einwarfen, die dann – dank eines dämmenden Stoffes – geräuschlos in die Schublade des jeweiligen Kandidaten fielen. Der Zweck des Kästchens lässt sich auf den ersten Blick nicht einmal erahnen. Es mutet eher wie ein Mini-Sarkophag an.

Im Jahr 1827 drohte sogar der Abbruch

Über die Geschichte des Münsters lässt sich ebenfalls vieles berichten. Denn die Besitzverhältnisse der von den Dominikanern gebauten Kirche waren von einigen Wechseln geprägt, ehe diese 1860 von der Stadt an die Esslinger Katholiken verkauft wurde und seither deren Mutterkirche ist.

Zuvor war sie im Jahr 1564 verwüstet, 100 Jahre später wieder renoviert und neu ausgestattet worden. Zeitweise stand sie aber auch leer oder wurde als Lagerhaus und Stall genutzt. Im Jahr 1827 wurde die Kirche im Esslinger Wochenblatt sogar zum Abbruch ausgeschrieben, was sich zum Glück zerschlagen hat, weil keine Einigung über die Entschädigung zustande kam. Das alles und noch viel mehr ist in der Ausstellung mit dem Titel „Stoff & Geist – Zeit & Ewigkeit“ zu erfahren.

Vortragsreihe über die Dominikaner

Programm
Begleitend zur Ausstellung im Münster St. Paul gibt es in der Kirche ein Vortragsprogramm. Über „Dominikanische Spiritualität und interreligiösen Dialog“ spricht am Mittwoch, 6. Juni, der Dominikanerpater und -prior Elias H. Füllenbach (Beginn 19.30 Uhr). „Wahrheit im Dialog“ ist der Titel eines Vortrags, den Susanne Biber am Freitag, 15. Juni, ebenfalls von 19.30 Uhr an hält. Dabei geht es um das besondere Charisma der Dominikaner.

Präsidentin
Melanie Delpech, die Präsidentin der Dominikanischen Laiengemeinschaften, kommt am Dienstag, 3. Juli, nach Esslingen. Von 18 Uhr an stellt sie die Gemeinschaft und deren Wirken im Münster St. Paul vor.