Bei der Stuttgarter Klett-Gruppe läuft es rund. Auch durch Zukäufe stieg im vergangenen Jahr der Umsatz rasant. Probleme bereitet die Suche nach Erziehern und Lehrern.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Stuttgart - Die Stuttgarter Klett-Gruppe ist auf Erfolgskurs. 2018 stieg der Umsatz im Vorjahresvergleich um 138 Millionen auf insgesamt 750 Millionen Euro – ein Wachstum von rund 23 Prozent. Die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich gar von gut 5000 auf mehr als 6600. Ein Hauptgrund ist, dass Zukäufe erstmals vollständig in der Bilanz ausgewiesen werden wie der Erwerb der Swiss International School und des niederländischen Schulbuchverlags Thieme-Meulenhoff. Aber auch aus eigener Kraft sei man in allen Sparten der Gruppe gewachsen, sagte Vorstand Tilo Knoche unserer Zeitung. „Die bestehenden Geschäfte sind gut gelaufen. Es war auf breiter Linie ein erfreuliches Jahr.“

 

Schwächer fiel das Wachstum beim Ergebnis vor Steuern aus, das sich um rund sechs Prozent auf 27 Millionen Euro erhöhte.

Gut die Hälfte (55,1 Prozent) des Umsatzes machten die Verlage für Bildungsmedien aus, zu denen der Ernst Klett Verlag, Klett Kita, Klett Mint, der Raabe-Verlag und der AOL-Verlag zählen. Gut ein Fünftel des Umsatzes entfallen je auf die Geschäftsbereiche Erwachsenen- und Weiterbildung sowie Kindertagesstätten und Schulen.

125 Kindertagesstätten betreibt die Gruppe bereits

Vor allem der Bereich Kindertagesstätten und Schulen gewann an Bedeutung. Machte er 2017 noch rund 14 Prozent des Umsatzes aus, sind es in diesem Jahr schon 21 Prozent. Die Klett-Gruppe betreibt europaweit mittlerweile 125 Kitas – wobei die Personalsuche zunehmend Probleme bereitet. „Es fehlt vor allem an Erziehern, Lehrern und IT-Spezialisten“, sagt Vorstandssprecher Philipp Haußmann. „In die Personalsuche und Qualifizierung von Fachkräften haben wir im vergangenen Jahr stark investiert, um in unseren Märkten weiter zu wachsen.“

Im Schulbuchgeschäft profitiert Klett davon, dass mehr Kinder eingeschult wurden – damit ist Nachfrage und auch das Wachstum in den kommenden Jahren gesichert. Nachdem sich Bund und Länder im Februar dieses Jahres auf die Umsetzung des Digitalpakts Schule geeinigt haben, mit dem die Digitalisierung von Schulen unterstützt werden soll, erhofft sich die Klett-Gruppe „eine Belebung im Markt von digitalen Lehr- und Lernmitteln“, so Haußmann. „Wir sind froh, dass sich die Gesellschaft entschieden hat, in den Bereich Bildung zu investieren“, sagt Vorstandskollege Knoche. Allerdings werde man erst langfristig davon profitieren: Vor dem Kauf digitaler Inhalte investierten die Schulen in die Infrastruktur und die Ausbildung der Lehrer.

Der Erwerb der Titel von Langenscheidt war dieses Jahr ein wichtiger Schritt

In diesem Jahr sei der Erwerb der Titel von Langenscheidt ein wichtiger Schritt gewesen. Mit diesem und dem hauseigenen Pons-Verlag dominiert die Klett-Gruppe den Markt der Wörterbücher. Die kommenden Monate wolle man die Pons- mit den Langenscheidt-Titeln stärker integrieren, kündigt Haußmann an. „Wir erwarten davon positive Impulse für das Wörterbuch- und Sprachlerngeschäft.“

Außerdem hat sich Klett in diesem Jahr die Schweizer Bildungsgruppe Kalaidos einverleibt, nachdem sie bereits rund ein Drittel an der Gruppe besaß, die Bildungsinstitute von der Volksschul- und Gymnasialstufe über die berufliche Aus- und Weiterbildung bis zur Fachhochschul- und Universitätsstufe umfasst. Auf diesem Weg erwarben sich die Stuttgarter einen weiteren ausländischen Standort und sind damit inzwischen in 18 Ländern aktiv.

Ob man sich durch Zukäufe und organisches Wachstum beim Umsatz der Marke von einer Milliarde Euro nähere? Knoche hat eine andere Sichtweise. „Wir sind nicht diejenigen, die schnell mal etwas dazukaufen“, sagt er und ergänzt: „Man muss aufpassen, dass man nur in Märkte investiert, die man kennt und versteht. Momentan haben wir nichts in der Pipeline.“ Eine Prognose über das Wachstum im kommenden Jahr gebe er deshalb nicht.