So beliebt und so sicher wie nie: Das 80. Stuttgarter Frühlingsfest ist auf Rekordkurs, was die Besucherzahlen angeht. Trotzdem sank die Zahl der Straftaten.

Stuttgart - Von Berufs wegen sind sie freundliche Menschen. Schausteller heißen sie ja nicht nur, weil sie ihre Geschäfte zur Schau stellen, sondern auch sich selbst. Da gehört ein Lächeln dazu. Doch zum Überschwang neigen sie nicht. Wenn dann aber Schausteller, die zudem noch Schwaben sind, sich so richtig saumäßig freuen, muss was Besonderes passiert sein. Dieses 80. Stuttgarter Frühlingsfest hat bei vielen Wirten, Buden- und Karussellbesitzern nicht nur für einen Sonnenbrand, sondern auch für volle Kassen gesorgt. „Das war ein wirklich erfolgreiches Frühlingsfest“, sagt Linda Brandl vom Landesverband der Schausteller und Marktkaufleute, „das hat uns allen sehr gut getan.“

 

In den Vorjahren war es bitterkalt

Klar, das Wetter hat einen großen Teil beigesteuert. 21 Tage schon dauert das Fest, einmal hat es geregnet. In den vergangenen beiden Jahren war es genau andersherum. Da war es so nass und bitterkalt, dass die Wildwasserbahn quasi der „Titanic“ ähnelte und Eisbergen ausweichen musste. Sie konnte sogar nicht mehr fahren, weil das Wasser zu gefrieren drohte. „Ich bin wirklich froh, dass dieses Jahr gerade Geschäfte wie die Wildwasserbahn belohnt wurden“, sagt Marcus Christen, Abteilungsleiter bei der Veranstalterin in.Stuttgart. Auf Dauer könnten die Betreiber gerade dieser großen Geschäfte wie Wildwasserbahn, Achterbahn oder Riesenrad ohne entsprechende Erträge die enormen Kosten für Auf- und Abbau nicht mehr tragen. „Die bleiben dann irgendwann einfach weg.“

Man darf aber davon ausgehen, dass die Firma Heitmann-Schneider nächstes Jahr wiederkommen möchte mit ihrer Wildwasserbahn. Denn wenn das Wetter mitmacht, ist „das Frühlingsfest die beste Veranstaltung zu dieser Jahreszeit in Europa“, sagte Mark Roschmann vom Schaustellerverband Südwest. Das hat sich auch beim Publikum herumgesprochen.

Man hofft auf 1,6 Millionen Besucher

„Wir steuern auf ein Rekordergebnis zu“, sagte Andreas Kroll, Geschäftsführer von in.Stuttgart. Man habe bereits am Freitag das Vorjahresergebnis von 1,3 Millionen Besuchern erreicht. Und werde wohl am Sonntag insgesamt 1,6 Millionen Besucher begrüßt haben. Wenn, ganz genau, das Wetter noch voll mitspielt. Das wäre dann die höchste Besucherzahl zumindest der Neuzeit. 1,5 Millionen Besucher verzeichnete man jeweils 2014 und 2015. Bemerkenswert auch, dass anders als früher die Besucher nicht nur aus der Region kommen, sondern aus dem ganzen Land. Und zudem die Hotels erstmals davon berichten konnten, dass sie Gäste hatten, die eigens zum Frühlingsfest kamen. Es scheint, als ob der Glanz des Volksfests auf den kleinen Bruder abstrahlt.

Weniger Arbeit für die Polizei

Zahlen hatte auch der scheidende Leiter der Wasenwache, Thomas Engelhardt, mitgebracht zur Pressekonferenz. Seine wiesen allerdings in eine ganz andere Richtung. Sie sanken. Waren es im Vorjahr zum selben Zeitraum 550 Straftaten, verzeichnete man heuer nur mehr 500. Die Erklärung laut Engelhardt: „Jeder, der auf den Platz geht, sieht die Polizei.“ Die Furcht vor dem Terror hat dazu geführt, dass mehr Ordner und Polizisten auf dem Wasen sind. Was so manchen Unruhestifter abzuschrecken scheint. Allerdings finden so viele Polizisten mehr unerlaubte Sachen, etwa Marihuana. Statt 65 Kiffern ertappte man heuer 80.

Auch die Sanitäter hatten weniger Arbeit. 600 Hilfeleistungen statt 699 Hilfeleistungen im Vorjahr. 2014 waren es gar noch 1000 gewesen.

Der Krämermarkt tut sich schwer

Einen Wermutstropfen allerdings gibt es: Der Krämermarkt leidet. Eigentlich sind 25 Plätze reserviert für jene, die Suppen, Gewürze, Salben, Kleidung und Gürtel verkaufen. Doch die brachte man nicht alle an den Mann. Nur 18 Krämer kamen. Drei Wochen sei zu lang, klagen die Händler, das überfordere sie und ihr Publikum. Zumeist sind es die älteren Stuttgarter, die dort einkaufen, und die kommen schon des Morgens. Tagsüber und vor allem abends kann man auf Laufkundschaft hoffen. Auch da kommt mehr, wenn das Wetter schön ist. Aber offenbar nicht genug. „Wenn das so weitergeht, müssen wir uns etwas überlegen“, sagt Christen. Schon jetzt sind Imbisse inmitten des Krämermarkts platziert. Womöglich ein Fingerzeig für das 81. Frühlingsfest.