Kultur: Tim Schleider (schl)

Oder da ist Christopher Plummer, ein Schauspielerurgestein Hollywoods, der nach beinahe unzähligen Filmen und mit 82 Jahren an diesem Abend seinen ersten Oscar erhält: für die bewegende Darstellung eines Mannes, der erst im Alter den Mut zu seinem schwulen Coming-out findet, in Mike Mills Drama „Beginners“.

 

Und da ist natürlich Meryl Streep. Diese ganz herausragende Schauspielerin war ja durch ihr vielschichtiges Werk längst gleichgezogen mit der Hollywoodlegende Katherine Hepburn. Doch nun stimmt auch die Zahl der Oscars: Für „The Iron Lady“ alias Margaret Thatcher bekommt Streep nach siebzehn Nominierungen ihren dritten Award. Und freut sich in ihrer Dankesrede, so scheint es, am meisten für J. Roy Helland. Mit diesem Maskenbildner arbeitet sie kontinuierlich seit frühesten New Yorker Theatertagen zusammen. „Alle Gesichter, die Sie von mir kennen, hat doch nur er gemacht“, sagt sie dem Publikum in schönstem Understatement. Helland bekommt an diesem Abend auch einen Oscar für „The Iron Lady“, seinen ersten. Und auch er, schnief, ist den Tränen so herrlich nah.

Dass für die Deutschen kein Oscar übrig blieb, weder für Wim Wenders („Pina“) noch für die Kurzfilmer Max Zähle und Stefan Gieren – der deutsche Beobachter kann es verschmerzen. Was in dieser Oscarnacht an Filmkunst ausgezeichnet wurde, ist so international, dass sich jeder Filmfreund ein wenig mitprämiert fühlen darf. Übrigens hat auch Woody Allen (der noch nie zu einer Oscarverleihung gekommen ist) am Sonntag seinen dritten Oscar bekommen – für das Drehbuch zu seiner Komödie „Midnight in Paris“. Mitternacht. In Paris. Wo auch sonst.